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Stimmung weicht stark von offiziellen Zahlen ab China nach der „Bazooka“: Was die „Golden Week“ wirklich zeigt

Vertrauen der Konsumenten nicht nachhaltig gestärkt

China Stimulus Golden Week
Foto: Diloka107 - Freepik.com

Zeigen sich in China erste Auswirkungen der kürzlich verkündeten „Stimulus-Bazooka“? Die diesjährige Golden Week galt als wichtiger Test für Chinas jüngste wirtschaftliche Stimuli, insbesondere für die Lockerungen im Immobiliensektor und Maßnahmen zur Förderung des Konsums. Die große Frage war, wie diese Maßnahmen das Verhalten der Konsumenten beeinflussen würden. Erste Ergebnisse zeigen ein gemischtes Bild: Während der Immobilienmarkt erste Anzeichen einer Erholung aufweist und der Tourismus boomt, bleiben die Konsumausgaben pro Kopf trotz hoher Reisezahlen hinter den Erwartungen zurück.

China: Immobilienmarkt zeigt Nachholeffekte

Ein besonderer Fokus lag auf dem Immobiliensektor, der seit Jahren mit einer Überhitzung kämpft. Die jüngsten Lockerungen zielten darauf ab, die Nachfrage wieder zu steigern. Während der Golden Week wurde deutlich, dass vor allem die Vororte von Großstädten wie Shanghai und Shenzhen von der wachsenden Nachfrage profitierten. Viele Käufer kommen aus der Mittelschicht, die zuvor durch administrative Hürden, insbesondere das „Hukou“-System, am Erwerb von Wohneigentum gehindert wurde.

Staatliche Medien berichteten von einem Anstieg der Immobilienverkäufe um bis zu 30% in über 130 Städten während der Golden Week, wobei Bestandsimmobilien besonders gefragt waren. Dies deutet auf eine höhere Marktaktivität hin und zeigt, dass die Maßnahmen vor allem jene ansprechen, die zuvor aufgrund der Vorschriften keinen Zugang zum Markt hatten.

Tourismus: Hohe Reisezahlen, aber verhaltener Konsum

Der Tourismus erlebte einen Aufschwung, doch auch hier bleibt das Bild zweigeteilt. Offizielle Zahlen sprechen von über zwei Milliarden Reisen während der Golden Week, ein Anstieg um 3,9% im Vergleich zum Vorjahr. Besonders Flugreisen legten um 10% zu. Im Vergleich zu den Werten von 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie, gab es eine Steigerung um 25,6 %.

Während innerchinesische Reiseziele wieder beliebter werden, zieht es auch viele Chinesen ins Ausland. Hongkong und Macau verzeichneten einen deutlichen Anstieg der Besucherzahlen – Hongkong verzeichnete 30 % mehr Besucher als im Vorjahr, und auch Macau meldete mit 1,1 Millionen Besuchern eine starke Erholung.

Überseeische Ziele wie Japan, Thailand und Malaysia waren ebenfalls wieder im Trend. Alipay berichtete von einem Anstieg der Transaktionen in Überseemärkten um 60% im Vergleich zum Vorjahr. Besonders beliebt waren Ausgaben für Dienstleistungen, Transport, Unterhaltung und Essen, was darauf hindeutet, dass chinesische Touristen zunehmend für lokale Erlebnisse ausgeben.

Doch die Stimmung vor Ort weicht stark von den offiziellen Zahlen ab. Die South China Morning Post berichtet, dass viele Tourismusbetreiber die Hochsaison als die schlechteste aller Zeiten bezeichnen und einige Unternehmen Schlimmeres befürchten als während der dunkelsten Tage der Pandemie. Reisebüros aus ganz China teilen diese enttäuschte Stimmung, da viele Reisende angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten zögern, ihre Geldbörsen zu öffnen. Ein COO eines chinesischen Reisebüros, das sich auf gehobene Reisen spezialisiert hat, kommentierte: „Je mehr man sich die Statistiken ansieht, desto dümmer fühlt man sich.“

Trotz der hohen Reisezahlen blieb der Konsum jedoch unter den Erwartungen. Die Gesamtausgaben für Reisen erreichten während der Feiertage 700,82 Milliarden Yuan (ca. 90,38 Milliarden Euro), was einem Anstieg von 6,3% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Allerdings lagen die Pro-Kopf-Ausgaben um 2,09% unter dem Niveau von 2019. Viele Reisende agierten sparsam, brachten beispielsweise eigenes Essen zu Sehenswürdigkeiten mit, um teure Snacks zu vermeiden. Bilder von Menschen, die in öffentlichen Toiletten schlafen, anstatt für Hotels zu bezahlen, unterstreichen diesen Trend.

Auch die Kinokassen spiegeln den verhaltenen Konsum wider. Die Einnahmen erreichten während der „Golden Week“ 2,1 Milliarden Yuan (ca. 270 Millionen Euro), was zwar eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr darstellt, aber hinter den Werten von 2019 zurückbleibt. Fünf Filme überschritten die Marke von 100 Millionen Yuan, wobei „The Volunteers: The Battle of Life and Death“ mit 800 Millionen Yuan (ca. 103 Millionen Euro) den größten Erfolg feierte.

China: Vertrauen der Konsumenten bleibt aus

Die wirtschaftlichen Stimuli haben zwar den Aktienmarkt belebt und zu ersten Erholungstendenzen auf dem Immobilienmarkt geführt, doch sie konnten das Vertrauen der Konsumenten nicht nachhaltig stärken. Während der „Golden Week“ hofften viele auf weitere Maßnahmen der Regierung, um die Wirtschaft anzukurbeln. Doch nach den offiziellen Ankündigungen der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission war die Enttäuschung groß. Obwohl zusätzliche Maßnahmen ergriffen wurden, reichen diese nicht aus, um die zurückhaltende Konsumstimmung zu ändern.

Das Vertrauen der Verbraucher bleibt entscheidend für die wirtschaftliche Erholung in China. Ohne eine deutliche Stärkung dieses Vertrauens werden die Stimuli nur kurzfristige Effekte zeigen. Bisher ist die Hoffnungen auf weitere Stimulus-Maßnahmen jedoch enttäuscht worden..



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3 Kommentare

  1. Den Chinesen geht es genauso wie allen anderen auch: Unzufriedenheit mit der Führung des Landes. Der gesellschaftliche Entwicklungszyklus ist seit 1945 global sehr angenähert. Auf der einen Seite haben die jüngeren Menschen die Probleme der freien Wirtschaft besser erkannt, als die älteren, die von dynamischem Wachstum profitieren konnten, auf der anderen Seite sieht jeder, dass Kommunismus zu Elend und Tyrannei führt, wenn er sich z.B. Kalifornien ansieht.

    1. „Unzufriedenheit mit der Regierung des Landes.“
      China braucht einfach auch eine AfD (in dem Fall AfC) oder ein BSW 😂🤣😅

      „Kommunismus, Elend und Tyrannei in Kalifornien“?
      Das ist ganz klar mein Top-Tipp zur Wahl der schwachsinnigsten Phrase des Jahres 2024.

  2. Wird hier über China oder die USA berichtet???—mag sein das es in China so ist, aber in den USA ist es nicht anders.In beiden Ländern wird „manipuliert“ das es kein Morgen mehr gibt. Die „Amis“ kann man dazu noch „wirklich“ echt befragen. Da scheint es keinen Unterschied zwischen China und der USA zu geben.

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