China verzeichnet massiven Abfluss an ausländischem Kapital
China erlebt besonders bei seinen ADRs in den letzten Wochen und Monaten einen massiven Abfluß von Kapital – und das wird ökonomische Folgen für das Reich der Mitte haben!
Sergi Lanau, Deputy Chief Economist beim Institute of International Finance (IIF) twitterte am 19. März 2022:
Foreigners sold big amounts of Chinese equities and bonds last month. More than at the onset of covid and the 2015-16 slowdown. Bonds accounted for all outflows. w/ @econchart pic.twitter.com/T1YFYVjW4B
— Sergi Lanau (@SergiLanauIIF) March 19, 2022
„Ausländer verkauften große Beträge an chinesischen Equities und Bonds im letzten Monat. Mehr als zum Beginn von Covid und der Verlangsamung 2015-16“.
Dan Harris, Anwalt bei der internationalen Anwaltskanzlei Harris Bricken ergänzte per Twitter: „was für eine Überraschung, wie viele chinesische und russische Tech-Unternehmen versuchen, ihre GESAMMTEN Unternehmungen und Mitarbeiter in die USA, Canada, Mexico, Kolumbien oder Chile zu verlagern“.
1 of 2. Investors are fleeing China and businesses and companies that source their products from China are as well. Our law firm has never been busier and it is mostly helping companies get out of China and Russia. https://t.co/JMqu49qQTy
— Dan Harris 🇺🇦 🇺🇦 🇺🇦 (@danharris) March 25, 2022
ADRs aus China: zerrieben zwischen US-Regulatoren und Peking
Bei den russischen Unternehmen handelt es sich schlicht um das Ergebnis der westlichen Sanktionen. Die chinesischen Unternehmen hingegen werden zwischen New York – genauer gesagt der US Security and Exchange Commission (SEC) – und Beijing zerrieben. Durch Auflagen der SEC könnten in naher Zukunft sogenannte ADRs vom Handel an den US-Börsen ausgeschlossen werden. ADRs oder American Depository Receipts Holdings sind Zertifikate, die von amerikanischen Banken ausgestellt werden und stellvertretend für die entsprechende Aktie, die bei dem amerikanischen Geldinstitut in Verwahrung genommen wurde, an der Börse gehandelt werden.
ADRs sind im Grunde Vehikel, damit chinesische Unternehmen über die amerikanischen Börsen Geld einsammeln können. Die SEC verlangt nun in einem ersten Schritt von fünf Unternehmen Nachweise darüber, dass sie amerikanische Rechnungslegungsvorschriften einhalten. Dazu ist es notwendig, die Buchhaltung in China nach amerikanischen Regeln und in Englisch zu führen. Dies missfällt der chinesischen Regierung. Sie behandelt die Buchhaltung als Staatsgeheimnis, so könne die Veröffentlichung die Nationale Sicherheit gefährden, denn in den Büchern befänden sich sensible Informationen über Projekte mit Staatsunternehmen.
Die fünf Unternehmen, darunter Yum Brands, die u.a. die Filialen von KFC und Pizza Hut in China betreibt, ACM Research, die in der Halbleiterherstellung tätig sind, sowie die Biotechnologieunternehmen BeiGene, HutchMed und Zai Lab. Diese Unternehmen haben bis zum 29. März Zeit die benötigten Unterlagen beizubringen. Andernfalls droht den ADRs das Delisting an der Börse. JPMorgan nennt den gesamten chinesischen ADR-Sektor als „nicht-investierbar“ und will sich aus diesem Bereich zurückziehen. Der Wert, der hinter ETF’s chinesischen ADRs steht, wird auf rund 6 Milliarden US-Dollar geschätzt. Diese werden jetzt abgezogen.
Peking sorgt für Vertrauensverlust der Investoren
Der chinesische Tech-Sektor steht aber schon jenseits der ADRs seit mindestens einem Jahr im besonderen Fokus von Beijing. Ant, das Fintech von Alibaba, musste sein IPO im letzten Jahr abbrechen. Didi wurde einen Tag nach der Listung an den amerikanischen Börsen einer Untersuchungen unterzogen, die immer noch nicht beendet sind. Genauso wie Tencent, das mit WeChat so etwas wie das Schweizer Taschenmesser für chinesische Handybenutzter geschaffen hat.
Der Umgang der Führung in China mit den Börsengängen von Didi und Ant hat zu einem massiven Vertrauensverlust bei ausländischen Investoren geführt. Bei chinesischen Unternehmen wiederum führt das Verhalten der Regierung und Regulierungsbehörden zu Unsicherheit.
Beides ist Gift für das unternehmerische Klima. Tech-Unternehmen sind meistnicht an einen Standort gebunden. Wird ein Standort unattraktiv, geht man einfach dorthin, wo die Umstände besser sind.
Für China bedeutet dies jedoch nicht nur die Abwanderung von Kapital, sondern auch von klugen Köpfen, die das Land weiterbringen könnten.
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