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Aktionsplan zur Ankurbelung des Binnenkonsums China versucht verzweifelt, die Wirtschaft zu retten

China versucht Wirtschaft zu retten
Foto: China versucht Wirtschaft zu retten

China versucht nun verzweifelt, seine Wirtschaft zu retten. Nachdem das Politbüro, das höchste Parteigremium Chinas, letzte Woche eine Richtungsänderung in der Wirtschaftspolitik beschlossen hat und von der bisherigen Fokussierung auf die Angebotsseite abgerückt ist, hat nun auch der Staatsrat, die chinesische Regierung, konkrete Maßnahmen zur Ankurbelung des Inlandskonsums vorgestellt.

Durch diese umfassenden Maßnahmen hofft die chinesische Regierung, das gesteckte Wachstumsziel von etwa 5 Prozent für 2024 zu erreichen und die Wirtschaft auf einen stabilen Wachstumspfad zu bringen.

China: Bildung, Tourismus und Finanzdienstleistungen als Konsumtreiber

Insgesamt wurden 20 zentrale Schritte festgelegt, um den Konsum in verschiedenen Bereichen zu fördern. Zudem plant die Regierung, innovative Konsumformen wie unbemannte Geschäfte, E-Sports und Live-Streaming-E-Commerce auszubauen. Auch die Qualität von Online-Inhalten wie Literatur, Aufführungen und Spiele soll verbessert werden.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Förderung neuer Freizeit- und Tourismussektoren, darunter Kreuzfahrten, Yachting und Camping mit Wohnmobilen. Die chinesische Regierung erkennt das Wachstumspotenzial in diesen Nischenmärkten und plant, ihre Entwicklung gezielt zu unterstützen.

Der Kreuzfahrtmarkt in China, der bereits vor der Pandemie stark wuchs, soll durch Investitionen in Hafeninfrastruktur und die Anpassung von Angeboten an lokale Bedürfnisse weiter belebt werden. Gleichzeitig zeigt das Yachting-Segment, das von wohlhabenden Familien und jungen Berufstätigen zunehmend entdeckt wird, erste Anzeichen für ein starkes Wachstum, unterstützt durch den Ausbau von Marinas und verbesserten regulatorischen Rahmenbedingungen. Der Camping- und Wohnmobilmarkt, noch in den Anfängen, wird durch staatliche Initiativen zur Verbesserung der Infrastruktur und Förderung von Outdoor-Aktivitäten vorangetrieben. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, neue Freizeiterlebnisse zu schaffen und gleichzeitig die wirtschaftliche Dynamik in diesen sich entwickelnden Bereichen zu stärken, was letztlich auch den Binnenkonsum ankurbeln soll.

Besonders interessant ist die Unterstützung der Urban Air Mobility, die Flugtaxis und andere luftgestützte Mobilitätslösungen in niedriger Höhe über städtischen Gebieten umfasst. Diese Technologie, die kleine elektrische Senkrechtstarter (eVTOL) und Drohnen für den Personen- und Gütertransport beinhaltet, könnte in Zukunft eine wichtige Rolle im städtischen Verkehr und Tourismus spielen.

Um den Inlandstourismus anzukurbeln, sollen ermäßigte Eintrittspreise in der Nebensaison und eine Verbesserung der Visa- und Einreisepolitik eingeführt werden. Ziel ist es, die Zahl der visafreien Länder zu erweitern und die Flugfrequenzen schneller wiederherzustellen. Diese Maßnahmen sollen nicht nur den Inlandstourismus fördern, sondern auch ausländische Touristen wieder stärker ins Land locken.

Zusätzlich wird die Bedeutung von Bildung und Finanzdienstleistungen für den Konsum betont. Schulen sollen ermutigt werden, außerschulische Dienstleistungen von Drittanbietern einzukaufen, während finanzielle Anreize geschaffen werden, um die Kosten für Bildung und Kinderbetreuung zu senken. Auch die Kreditvergabe für Schlüsselsektoren des Konsums, wie etwa die Sharing Economy, soll ausgeweitet werden, um innovative Konsumformate zu unterstützen.

Um die Rahmenbedingungen für den Konsum zu verbessern, werden Maßnahmen zur Bekämpfung von Betrug und Falschwerbung verstärkt, und es soll ein sichereres Umfeld für Online-Transaktionen geschaffen werden. Dies soll das Vertrauen der Verbraucher stärken und den Übergang zu einer stärker verbraucherorientierten Wachstumsstrategie unterstützen.

Zögerliche Maßnahmen zur Ankurbelung des Konsums in Nischen

Trotz der umfassenden Maßnahmen bleibt die Frage, ob diese wirklich ausreichen, um den Konsum und damit die Wirtschaft in China nachhaltig anzukurbeln. Die Maßnahmen konzentrieren sich größtenteils auf relativ unwichtige Bereiche der Wirtschaft. Besonders bemerkenswert ist die Unterstützung des Bildungssektors, nachdem die Regierung 2021 durch strenge Regulierungen den florierenden Privatsektor in diesem Bereich stark eingeschränkt hatte.

Ebenso ironisch erscheint die Förderung von „bourgeoisen“ Freizeitaktivitäten wie Kreuzfahrten und Yachting. Während diese Sektoren Wachstumspotenzial zeigen, fehlt es in China an der notwendigen Infrastruktur für Camping und Outdoor-Aktivitäten, was die Wirksamkeit dieser Maßnahmen infrage stellt. Gleichzeitig sind die Food- und Nightmärkte, die während der Corona-Krise aufblühten, bereits wieder auf dem Rückzug.

Es ist vielleicht der vielzitierte Schritt in die richtige Richtung, aber die Maßnahmen sind viel zu zögerlich, um den stockenden Konsum wirklich anzukurbeln. Dazu ist es notwendig, den Menschen in China wieder Hoffnung zu geben, dass es mit der Wirtschaft wieder bergauf geht.



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4 Kommentare

  1. Eines der grössten Probleme für Chinas Inlandkonsum ist fehlende Sicherheit. Niedrige Löhne und fast nicht existente Renten führen dazu, dass die Leute schon in jungen Jahren anfangen fürs Alter zu sparen.

  2. @Mein Name: Der Zwang zum Sparen (weltweit) aufgrund der Demografie führt zwangsläufig zur Kapitalbildung über Produktivkapital mit den höchsten Renditen: Aktien. Gleichzeitig zwingt es zu höherer Produktivität und zu höheren Löhnen. Die Inflation ist dann der Begleiter. China ist keine Ausnahme und keine Maßnahme der Regierung kann das verhindern.

    1. China ist da schon anders, weil dort Sparen per Immobilien gemacht wurde. Aktien ging nicht, weil man den Bilanzen der Unternehmen nicht traut und die Zinsen wurden von der Regierung niedrig gesetzt. Da jetzt auch Immos zum Sparen kaputt sind, ging man auf Gold.

      1. Die Immobilien sind halt ein enormes Klumpenrisiko und passten grundsätzlich nicht gut zur Sino-Demografie, zumindest langfristig war da die enorme Blase am gären. Der Aktienmarkt, da haben die Kleinanleger recht, ist dort intransparent und stark politisch beeinflusst. Gold ist totes Kapital, kurzfristig aber eine Alternative. Beim (Wieder)Aufstieg Chinas sind grundsätzliche Fragen nicht beantwortet worden, das holt das Land jetzt ein.

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