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Technologie als Rettung? China zwischen technologischem Aufbruch und Krise der Wirtschaft

China rettet Technologie die Wirtschaft
Foto: evening_tao - Freepik.com

China befindet sich in einem Wettlauf gegen die eigene Krise der Wirtschaft – zwischen dem Streben nach technologischem Aufbruch und einer wachsenden wirtschaftlichen Instabilität. Während das Land massiv in Hightech-Branchen wie Halbleiter, Robotik und erneuerbare Energien investiert, droht die stagnierende Immobilienwirtschaft zu einem Hemmschuh für den Fortschritt zu werden. Sinkende Preise, schwache Konsumdaten und eine anhaltende Deflation werfen die Frage auf: Kann der technologische Aufbruch die Krise überwinden oder zieht die Wirtschaft weiter in den Abwärtsstrudel?

Technologie als Rettung? China und sein großer Plan

Einer der Standard-Floskeln der chinesischen Führung und Xi Jinping in den letzten Jahren ist die Forderung, die Wirtschaft in Richtung einer „hochwertigen Entwicklung“ zu lenken, wie zuletzt auf dem „Dritten Plenum“ betont wurde. „Hochwertige Entwicklung“ bedeutet, Spitzentechnologien wie Halbleiter, Roboter, E-Mobilität oder erneuerbare Energien zu fördern. Dies soll das Land langfristig stabiler und weniger abhängig von der Immobilienwirtschaft machen. Die Frage, ob dieser Übergang gelingt, bleibt jedoch offen, denn es gibt zahlreiche Hürden und widersprüchliche Signale.

Eine der zentralen Herausforderungen besteht darin, dass der Immobiliensektor, der über Jahrzehnte eine tragende Säule des chinesischen Wachstums war, in den letzten zwei Jahren stark geschrumpft ist. Im August fielen die Immobilienpreise um -5,7% im Jahresvergleich – der stärkste Rückgang seit neun Jahren. Diese sinkenden Preise haben weitreichende Folgen für die Bevölkerung, da ein Großteil ihres Vermögens in Immobilien gebunden ist. Mit dem Wertverlust schwindet das Vermögen vieler Haushalte, was wiederum das Konsumverhalten weiter dämpft.

Laut den jüngsten offiziellen Daten stiegen die Einzelhandelsumsätze im August nur um enttäuschende 2,1 % im Jahresvergleich, nach 2,7% im Juli. Diese schwachen Zahlen verdeutlichen, wie sehr das angeschlagene Vertrauen der Verbraucher den Konsum in China belastet. Trotz verschiedener Maßnahmen, wie Zinssenkungen und Lockerungen bei Kaufbeschränkungen, blieb der Effekt auf den Immobiliensektor bisher begrenzt.

Gleichzeitig gibt es Anzeichen, dass die Transformation der Wirtschaft ins Stocken gerät. Die Zahl der Unternehmensgründungen, einst ein Indikator für Chinas dynamische Wirtschaft, ist stark rückläufig. Das Vertrauen in die Zukunft ist bei vielen potenziellen Gründern erschüttert. Dies zeigt sich auch bei den neuen Investitionen in Gebäude, Ausrüstungen und andere Anlagegüter, die einen Rückgang von -3,4% im Jahresverlauf bis August, nach -3,6 % in den ersten sieben Monaten, verzeichneten. Dies deutet auf tieferliegende strukturelle Probleme hin, die es der Regierung erschweren, den Übergang zu einem technologiegetriebenen Wachstum zu vollziehen.

Hinzu kommt, dass die Exportwirtschaft in China weiterhin stark von Überkapazitäten geprägt ist. Im August stiegen die Exporte um +8,7%, während die Importe lediglich um +0,5 % zulegten. Diese Diskrepanz unterstreicht, dass Chinas Produktionskapazitäten eher weiter steigen, während die inländische Nachfrage schwach bleibt. Dieses Ungleichgewicht verschärft nicht nur Spannungen mit Handelspartnern – Indien verhängte kürzlich 30% Strafzölle auf chinesische Stahlprodukte -, sondern es gefährdet auch das wirtschaftliche Gleichgewicht im Inland, da die Exportabhängigkeit die schwache Binnenwirtschaft nicht ausgleicht.

China Wirtschaft vor dem Kollaps? Der Kampf um Stabilität

Besorgniserregend ist auch der allgemeine Zustand der chinesischen Wirtschaft. Die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen fielen auf neue Tiefststände, was zeigt, dass die Investoren zunehmend pessimistisch sind. Außerdem befindet sich China nach einigen Maßstäben bereits im fünften Quartal in Folge in der Deflation, was auf einen anhaltenden Preisverfall hindeutet. Diese deflationären Tendenzen spiegeln das schwache Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen in die Zukunft wider.

Insgesamt bleibt die Frage, ob Chinas derzeitige Strategie langfristig erfolgreich sein wird. Einerseits gibt es positive Entwicklungen in den Hochtechnologiebranchen, wie das Wachstum bei Neuwagen (+30,5%) und Solaranlagen (+21,7%), die zeigen, dass der Übergang zur „hochwertigen Entwicklung“ Fortschritte macht. Andererseits steht das Land vor enormen strukturellen Problemen, von der Schwäche des Immobiliensektors über das sinkende Unternehmertum bis hin zu den nach wie vor bestehenden Überkapazitäten in der Produktion.

Während es scheint, dass China bei hochwertigen Konsumgütern, wie Handys, z.B. dem neuen Hauwai Mate XT, durchaus den amerikanischen Marktmitteilnehmern Konkurrenz machen kann, scheint es in Feldern, wo es um Innovation statt Evolution geht, wie bei der Entwicklung von KI oder Chips, das Nachsehen zu haben – trotz Billionen an Investitionen.



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