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Container-Krise: Die Spirale der steigenden Frachtraten

Die Frachtraten für Container steigen jüngst massiv an. Wir werfen einen Blick auf geopolitische Spannungen und Angebotsengpässe.

Container
Container. Foto: Phonlamaistudio - Freepik.com

Die Frachtraten haben in der vergangenen Woche eine weitere signifikante Steigerung erfahren. Der Drewry World Container Index verzeichnete einen Anstieg auf 4.716,00 US-Dollar (ca. 4,389 Euro) für einen 40-Fuß-Container, was einem Zuwachs von 11,6% gegenüber der Vorwoche gleichkommt. Seit Mai dieses Jahres sind die Raten damit um 73% angestiegen. Der Shanghai Containerized Freight Index folgte diesem Trend und stieg auf 3.044,77 US-Dollar (etwa 2,832.64 Euro) für einen 20-Fuß-Container. Laut Berichten der South China Morning Post erreichen die Preise für Container auf bestimmten Routen sogar bis zu 7.000 US-Dollar (ca. 6,510 Euro), ein Preisniveau, das zuletzt im September 2022 gesehen wurde.

Container-Index

Geopolitische Spannungen und Angebotsengpässe: Warum die Frachtraten steigen

Die Ursachen für den jüngsten Anstieg der Frachtraten sind ein Geflecht aus geopolitischen, wirtschaftlichen und branchenspezifischen Faktoren. Die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten, insbesondere im Roten Meer, haben trotz einer scheinbaren Stabilisierung in den letzten Monaten weiterhin einen spürbaren Einfluss. Die Bedrohung durch Houthi-Rebellenangriffe hat sich geographisch ausgeweitet und führt zu Unsicherheiten, die sich in den Frachtraten widerspiegeln. Reedereien müssen zusätzliche Kosten für Umwege oder erhöhte Versicherungsprämien einkalkulieren, was letztendlich die Preise für Endverbraucher erhöht.

Zusätzlich zu den geopolitischen Risiken gibt es auch strukturelle Veränderungen in der Branche, die zu den steigenden Kosten beitragen. Die Ankündigung von Maersk, die Kapazitäten auf den Asien-Europa-Routen zu reduzieren, hat zu einem Angebotsengpass geführt. Die wirtschaftliche Erholung Europas, die sich in der Preissteigerung der Route Shanghai-Rotterdam um 14 und nach Genau um 17% allein in der letzten Woche manifestiert, ist ein deutliches Zeichen für die zunehmende Nachfrage nach Gütern. Diese Erholung, gepaart mit der Ankündigung von Maersk, die Kapazitäten auf den Asien-Europa-Routen zu reduzieren, hat einen Angebotsengpass geschaffen, der die Frachtraten in die Höhe treibt.

Die Frachtraten spiegeln nicht nur die Markterholung wider, sondern auch betriebliche Herausforderungen. Ein Hauptproblem ist das Phänomen der Doppelbuchungen. “Die ganze Situation wird nicht besser, weil jeder anfängt, denselben Container zwei oder drei Mal zu buchen”, erklärt Rolf Habben Jansen, CEO von Hapag-Lloyd. Diese Praxis verursacht eine künstliche Knappheit und treibt die Preise weiter in die Höhe, was die Dringlichkeit der Versender unterstreicht, ihre Waren pünktlich zu versenden.

Frachtraten für Container: Steigerung zur Renditeoptimierung?

Ein weiterer Faktor, der zur Diskussion steht, ist die These, dass Reedereien durch das Zurückhalten von Tonnage die Preise künstlich erhöhen. Während der Corona-Zeit konnten die Reedereien praktisch jeden Preis verlangen, was zu hohen Profiten führte. Nach Corona führten fallende Frachtpreise und Überkapazitäten zu einem Preisniveau, das der CEO von Maersk, Vincent Clerc, auf der jährlichen Aktionärsversammlung als „nicht nachhaltig“ bezeichnete und kündigte an, 10.000 Stellen zu streichen. Hapag Lloyd verkündete einen Rückgang des Nettoergebnisses um 83 % im Jahr 2023. An diesem Montag korrigierte Maersk nun seinen finanziellen Ausblick auf 2024 deutlich nach oben.

Nun erwartet Maersk ein zugrunde liegendes EBITDA von 7 bis 9 Milliarden US-Dollar (ungefähr 6.51 bis 8.37 Milliarden Euro) und ein EBIT von 1 bis 3 Milliarden US-Dollar (ungefähr 0.93 bis 2.79 Milliarden Euro). Dies markiert eine deutliche Steigerung gegenüber der vorherigen Prognose von 4 bis 6 Milliarden US-Dollar (ungefähr 3.72 bis 5.58 Milliarden Euro) bzw. -2 bis 0 Milliarden US-Dollar (etwa -1.86 bis 0 Milliarden Euro). In einer Handelsaktualisierung sagte Maersk: „Diese Entwicklung baut sich allmählich auf und wird voraussichtlich zu einer stärkeren finanziellen Leistung im zweiten Halbjahr 2024 beitragen.“

Wenn also vorgeblich die Preissteigerungen der letzten Wochen nur durch höhere Kosten verursacht wurden, warum steigt dann der Profit? Es scheint eher, dass die Reedereien sich die komplizierte Lage der Lieferketten zunutze machen und wiederum durch ein Zusammenspiel von Verknappung der Tonnage, längeren Fahrtzeiten und höheren Gebühren ihre Profite steigern.

Preisanstieg nur von kurzer Dauer?

Die Hochsaison in der Schifffahrtsindustrie steht nun unmittelbar bevor, und traditionell werden in dieser Zeit Weihnachtsprodukte von China in die USA und nach Europa verschifft. Während dieser Periode ist üblicherweise mit einem Anstieg der Logistikpreise zu rechnen. Doch dieser saisonale Preisanstieg könnte nur von kurzer Dauer sein. Branchenbeobachter und Insider, darunter der CEO von Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, erwarten, dass der Preisaufwind “nur von kurzer Dauer sein” könnte. Ähnlich äußerte sich der Logistikdienstleister xChange, der in seiner Vorschau für das zweite Halbjahr 2024 die Vermutung äußerte, dass die Preisblase im Laufe der zweiten Jahreshälfte platzen würde. Zudem wird erwartet, dass sich die Verfügbarkeit von Containern im späten Herbst entspannen wird, was zu einer Normalisierung der Preise beitragen könnte.



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9 Kommentare

  1. Der Oppositionsführer im Deutscher Bundestag Friedrich Merz spricht sich aktuell für eine „interessenorientierte Außen(wirtschafts)politik“ aus. Klingt nach einer „multipolaren Außen(wirtschafts)politik“ auf Grundlage der UN-Charta. Wahlkampfgetöse wenige Tage vor der Europawahl? Man sollte ihn im Zweifelsfall an der genannten Aussage messen.

    1. Also, der wirtschaftliche Erfolg Russlands und Chinas ist sicher nicht im deutschen Interesse. Russland ist bereits im Krieg und China bereitet sich darauf vor. Multipolar war vor 10 Jahren Ok, jetzt nicht mehr. Hinzu kommt noch, dass beide Länder bereits den Kurs weg vom Westen gesetzt haben, das heißt, die wollen auch von Deutschland weg. Sieht man zB bei der Autoindustrie, wo China sich mehr Erfolg beim eAuto als beim Verbrenner erwartet haben und zwar zu Recht. Wenn Deutschland da jetzt die Rolle Rückwärts macht, warum sollte China deshalb die eigenen Ziele ändern? Chinas Zukunft bei Autos sind eAutos, da sie bei eAutos weltweit an der Spitze fahren und das mit täglich mehr Abstand.

      1. An FMW-Nutzer Robert: Ich empfehle Ihnen dahingehend Faktencheck, daß der Russland-Ukraine-Konflikt eine Vorgeschichte dahingehend hat, daß die CIA an der verfassungswidrigen Amtsenthebung von Staatspräsident Viktor Janukowitsch beteiligt war. Das russische Öl-Embargo entbehrt jeder Grundlage. Die Präsidentin der Europäischen Kommission Dr. Ursula von der Leyen traf sich im zurückliegenden Jahr drei mal mit Staatspräsident Xi Jinping. Möglicherweise ging es hier um die Kultur der zweiten Chance für KI-Start-ups auf G20-Ebene. Staatspräsident Emmanuel Macron ist aktuell als Handelsreisender erfolgreich. Nach einem Treffen mit Staatspräsident Xi Jinping ordert China Airbus-Flugzeugmuster.

    2. @Holger Voss
      Ich empfehle Ihnen den Faktencheck dahingehend, dass
      – die Bundesrepublik Deutschland vertreten auch durch die Kanzler der CDU eine werte- und regelbasierte Weltordnung auf Grundlage der regelbasierten UN-Charta vertritt .
      – Der Präsident Janukowitsch die Ukraine verlassen hat und es daher nötig wurde, einen neuen Präsidenten zu wählen.
      – die russische Föderation vertreten durch ihren Präsidenten Wladimir Putin auf die nicht-Einmischung in die inneren Angelegenheiten besteht. Insofern wäre die Frage zu stellen, warum sich die russische Föderation in die inneren Angelegenheiten der Ukraine einmischt. Im übrigen stellt, wie Ihr Faktencheck zweifelsohne feststellen wird, sowohl die Annexion der Krim, als auch der Angriff auf die Ukraine eine Verletzung der von Ihnen zitierten UN-Charta dar. Die Sanktionen sind die Antwort auf dieses völkerrechtswidrige Vorgehen.

      Ich empfehle Ihnen, Ihren moralischen und geschichtlichen Kompass mal wieder neu auszurichten und Ihre Faktenchecks gründlicher vorzunehmen…..

      1. An FMW-Nutzer Horst Schlemmer: Fragen kann man alles.

  2. Oppositionsführer Friedrich Merz bezichtigt die Russische Föderation, einer aktuellen Friedenskonferenz in Sachen Russland-Ukraine-Konflikt keinen entsprechenden Stellenwert einräumen zu wollen. Russland ist allerdings gar nicht eingeladen. Somit bezichtige ich MdB Friedrich Merz mittlerweile des Wahlkampfgetöse im Zusammenhang mit der jüngsten Europawahl. Er vertritt somit keine interessenorientierte Außen(wirtschafts)politik, sprich keine multipolare Außen(wirtschafts)politik auf Grundlage der UN-Charta, sondern eine werteorientierte Außen(wirtschafts)politik. (RA) Friedrich Merz war auch schon einmal Atlantik-Brücke e.V.-Vorsitzender.

    1. Der werteorientierte Mulitlaterist

      Die vom FMW-Leser Holger Voss postulierte multipolare Politik hat keinerlei Grundlage in der UN-Charta, die eine regelbasierte Weltordnung vorsieht. Aus der UN-Charta ließe sich höchstens eine multilaterale Weltordnung ableiten, wie sie z.B. durch die UN-Gremien verkörpert wird. Der FMW-Leser Holger Voss bedient hier ein Narrativ der Volksrepublik China und ihres Vasallen, der Russischen Föderation. Dem FMW-Leser Holger Voss wird daher angeraten, dementsprechend eine Faktenprüfung durchzuführen und sich zu korrigieren.

      1. An FMW-Nutzer Der werteorientierte Mulitlaterist: Es muß hierbei darum gehen, sich für eine interessenorientierte Außen(wirtschafts)politik auszusprechen, unter Berücksichtigung der Tatsache, daß sich jedes einzelne UN-Mitgliedsland auf seine Souveränität und territoriale Integrität gemäß der UN-Charta berufen kann.

        1. Der werteorientierte Multilaterist

          Korrigierte Version:
          Dem FMW-Nutzer @Holger Voss wird empfohlen, zunächst einen Faktencheck durchzuführen, bevor er Worte wie „multipolar“ benutzt. Eine „multipolare Weltordnung“ bedeutet keineswegs, wie der FMW-Nutzer Holger Voss anzunehmen scheint, dass ein Staat – und nicht nur ein UN-Mitgliedsstaat – auch hier irrt der Werte Nutzer – sich auf seine Souveränität und territoriale Integrität berufen kann.

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