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Frachtraten sinken stark Reeder wünschen sich die Corona-Zeit zurück

Foto: Engel.ac - Freepik.com
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Angesichts sinkender Frachtraten und zunehmender Überkapazitäten wünschen sich die großen Reedereien die Corona-Zeit zurück. Die Margen sinken teilweise unter das erträgliche Maß, was die Branche in eine prekäre Lage bringt.

Frachtraten in Richtung Normalisierung und die Sehnsucht nach Corona-Frachtraten

Der Drewry World Container Index (WCI), ein Barometer für die Frachtraten im Containerverkehr, zeigt seit Ende Januar einen Abwärtstrend. Allein in dieser Woche sank er um 4%. Die Transportpreise von und nach Asien sanken besonders stark, während sie zwischen dem Alten und dem Neuen Kontinent leicht stiegen. Parallel dazu verzeichnet der Shanghai Containerized Freight Index (SCFI) einen Rückgang seit Mitte Januar.

Die internationale Militärkoalition am Roten Meer hat zur Verbesserung der Sicherheitslage beigetragen, was sich positiv auf die Handelsschifffahrt auswirkt. Auch am Panama-Kanal, dem anderen neuralgischen Punkt des globalen Handels, entspannt sich die Situation. Die Kanalbehörden haben aufgrund leicht gestiegener Wasserstände und der Hoffnung auf das baldigen Einsetzen der Regenzeit die Durchfahrt zweier zusätzlicher Containerschiffe pro Tag erlaubt. Dies wurde durch verbessertes Wassermanagement erreicht, bei dem Wasser aus den Schleusen, das zuvor ins Meer geleitet wurde, nun wiederverwendet wird.

Jedoch kommt diese Maßnahme mit einem Preis: Der Gatun-See, der als Wasserspeicher für den Kanal dient, wird zunehmend mit Salzwasser kontaminiert, was die Trinkwasserversorgung in der Region gefährdet.

Reedereien: Vom Rekordgewinn zur neuen Realität

Sinkenden Frachtraten und Überkapazitäten in der Containerschifffahrt haben zu einem Preisdruck geführt, der die Frachtraten auf ein Niveau sinken lässt, das von Branchenführern als “nicht nachhaltig” bezeichnet wird. Vincent Clerc, CEO von Maersk, äußerte sich auf der jährlichen Aktionärsversammlung besorgt über die Zukunft der Branche: „Die Frachtraten sind seit den guten Jahren 2021 und 2022 erheblich gefallen und haben tatsächlich ein nicht nachhaltiges Niveau erreicht“. Maersk, das letztes Jahr ankündigte, 10.000 Stellen zu streichen, betonte die Notwendigkeit, Kosten zu kontrollieren und gleichzeitig eine Dividendenpolitik von 30% bis 50% des zugrunde liegenden Nettoergebnisses beizubehalten.

Ähnlich äußerte sich Rolf Habben Jansen, CEO von Hapag-Lloyd, der nach einem Rückgang des Nettoergebnisses um 83% im Jahr 2023 Kostensenkungen als unumgänglich ansieht. “Wir müssen unsere Stückkosten weiter senken, um profitabel und wettbewerbsfähig zu bleiben”, sagte er und verwies auf die Notwendigkeit, Dienstleistungen anzupassen und operative Effizienzen zu steigern. Die Dividende wurde drastisch um 85% gekürzt, was die Ernsthaftigkeit der Lage unterstreicht.

Die Reedereien sind wahrscheinlich die einzige Branche, die sich die sich nach den Tagen der Corona-Pandemie sehnt. Eine Zeit, in der sie die Frachtpreise nach Belieben in die Höhe schnellen ließen und Gewinne einfuhren, die selbst Midas neidisch gemacht hätten. Doch die Realität hat sie eingeholt – die goldenen Zeiten sind vorbei, und die harten Landungen in der Welt der Wirtschaft sind selten sanft. Die Frachtraten, einst aufgebläht wie ein Ballon, schrumpfen nun schneller als ein Pudding in der Sonne.

Die Reedereien stehen nun vor der Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und sich an eine neue Normalität anzupassen, in der nicht mehr sie die Regeln bestimmen. Es ist eine Zeit gekommen, in der strategische Weitsicht und Anpassungsfähigkeit über den Erfolg entscheiden werden – und nicht die Fähigkeit, Preise zu diktieren. So endet eine Ära, in der die Reedereien die Wellen beherrschten, und eine neue beginnt, in der sie lernen müssen, auf ihnen zu reiten.



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