Konjunkturdaten

Coronakrise in USA: Arbeitslosigkeit, Konsumeinbruch, Schulden

Die Coronakrise trifft die USA besonders hart - im Grunde steht jetzt das Geschäftsmodell der Amerikaner in Frage, das auf Konsum und Schulden basiert

Das Coronavirus und die dadurch ausgelöste Coronakrise hat die Welt fest im Griff – vor allem die USA mit der mit Abstand höchsten Zahl an Corona-Infizierten. Auch wenn es in Fernost, zumindest in China – aber nicht in Japan –  Anzeichen für eine Normalisierung gibt und in Europa so etwas wie Peak Corona am Horizont erscheint, so sind es doch die USA, die eine entscheidende Rolle für eine Erholung in der Weltwirtschaft spielen werden. Morgen kommen wieder Zahlen zu einer der wichtigsten globalen Konjunkturzahlen überhaupt – dem US-Arbeitsmarkt.

Coronakrise in den USA: Der gigantische US-Konsum und sein Garant

Was wurde nicht schon alles geschrieben über die Bedeutung des US-Konsums für die größte Volkswirtschaft der Welt sowie sogar für den Zustand der Weltwirtschaft. Dies wird natürlich verständlich angesichts eines Weltsozialprodukts von 86 Billionen US-Dollar, von dem schon allein 16 Billionen auf den US-Konsumenten entfallen.

Jetzt herrscht allerorten Krisenstimmung. Die Einzelhandelsumsätze sind im März um 8,7 Prozent gesunken und haben damit den größten Einbruch seit dem Start der Berechnungen im Jahr 1992 vollzogen. Das ist selbst im Vergleich zum Tief in der Finanzkrise eine Verdoppelung durch die Coronakrise, dabei dürften die Zahlen im April noch weiter fallen. Und damit könnte der Rückgang im Handel sogar noch den großen Treiber für die hohen Konsumausgaben zerstören. Immerhin ist der Einzelhandel in den USA für jeden zehnten Arbeitsplatz im Lande verantwortlich.

Damit sind wir beim wichtigen Thema Arbeitslosigkeit. Die niedrige Arbeitslosenrate war nicht nur der Stolz von US-Präsident, der die niedrigste Arbeitslosenquote seit 50 Jahren von 3,5 Prozent stets mit seiner erfolgreichen Wirtschaftspolitik in Zusammenhang bringen wollte, sondern auch ein wichtiger Eckpfeiler für die mit Kreditkartenschulden gehebelten Konsumausgaben der Amerikaner. Die Coronakrise hat in den USA das Traumhaus innerhalb von wenigen Tagen einbrechen lassen. In nicht einmal vier Wochen gingen mehr Arbeitsplätze verloren, als seit dem Jahr 2009 geschaffen wurden. In der letzten Woche kam es zu 5,2 Millionen neuen Anträgen (Jobless Claims), seit Mitte März in Addition schon 22 Millionen. Bei einer Zahl an etwa 153 Millionen werktätigen Amerikanern schon eine gewaltige Quote, die nach Schätzungen der Deutschen Bank im April noch auf 17 Prozent steigen könnte. Dieser Schock für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt könnte noch weitere Folgen nach sich ziehen. Blicken wir daher auf die Ereignisse in der Weltwirtschaftskrise zurück.

Was waren die Ursachen für die große Wirtschaftskrise nach 1929 – neben der zügellosen Kreditaufnahme zu jener Zeit von Unternehmern und Verbrauchern und der Aktienspekulation auf Pump? Es war auch eine Notenbank, die inmitten der Krise die Zinsen anhob, das Geld verknappte (um 30 Prozent) und zahllose Unternehmen in den Bankrott trieb. „Liquidate, liquidate“ – war das Schlagwort des damaligen US-Finanzministers Andrew Mellon, mit unseligen Folgen für die Arbeitnehmer.

Durch den folgenden Zusammenbruch der Wirtschaft waren bis 1932 rund 25 Prozent aller werktätigen US-Amerikaner arbeitslos geworden, in etwa 15 Millionen Menschen. Ein Großteil arbeitete in schlecht bezahlten, prekären Arbeitsplätzen und die Durchschnittslöhne für die Arbeiter, die zu einem großen Teil in schlecht bezahlten Arbeitsplätzen beschäftigt waren, fielen nochmals um 60 Prozent.

Bis ins Jahr 1932 gingen 9.000 Banken und 100.000 Unternehmen pleite. Das Nationaleinkommen halbierte sich von 80 auf 40 Milliarden Dollar, aus Entlassenen wurden Dauerarbeitslose.

Reaktionen von US-Regierung und Federal Reserve

Angesichts der leidigen Erfahrungen vor 90 Jahren sind die Reaktionen der Verantwortlichen in den USA auf die Coronakrise aktuell durchaus verständlich. Zum einen der Versuch des Aufrechterhaltens des US-Konsums mittels Helikoptergeld (1200 Dollar-Schecks) – und zum anderen auch das Hinauszögern der Pleite von vielen US-Firmen, mittels Rettungspaketen, auch von Zombiefirmen. Egal wie tief sie bereits unter Wasser stehen – Stichwort Frackingunternehmen -, die US-Regierung versucht es zumindest. Es wurde ein 2,3 Billionen Dollar schweres Rettungspaket geschnürt mit 350 Milliarden Dollar Hilfszusagen für kleine und mittelständische Unternehmen. Ob dies alles reichen wird, hängt eindeutig davon ab, wie viele Arbeitslose in der Coronakrise noch Anträge einreichen werden – und ob durch Konkurse der Firmen aus ihnen weitere Arbeitslose werden. Damit wird jeder Donnerstag mit der Bekanntgabe der „Jobless Claims“ zu einer existenziellen Angelegenheit.

Trotz der raschen Bemühungen kommt im Volke dennoch bereits Unmut auf. Weil es dauert bis die 1200 Dollar Schecks beim Verbraucher ankommen und anscheinend durch eine Regelung, die wieder einmal den Banken zugute kommt: Banken könnten die Erlaubnis haben, bei säumigen Schuldnern eben diese staatliche Notstütze einzuziehen.

Fazit

Das Coronavirus hat in kurzer Zeit einen Schockzustand in der Weltwirtschaft ausgelöst und einen überreifen Konjunkturzyklus abrupt beendet. Wie stark die Coronakrise, wie stark also die anschließende Wirtschafts- und Finanzkrise werden wird, hängt in großem Maße von den Langfristauswirkungen – wie Firmenpleiten und einer möglichen Dauerarbeitslosigkeit – ab. Für die Pandemie und ihre Folgen haben die Volkswirte keine Modelle, für die anderen Themen schon. Die Jahre nach 1929 sind hierfür ein schrecklicher Anschauungsunterricht und die Bilder von damals wurde von manchen Medien – ob realistisch oder nicht – schon des Öfteren in der Gegenwart präsentiert. Was aber durchaus bedeutsam für eine Gesellschaft ist, sind die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit und diese beginnen schon nach wenigen Wochen – in milder Form bereits in einem staatlich angeordneten Lockdown.

Morgen um 14:30 Uhr wird in den USA der Stand der Arbeitslosigkeit ein weiteres Mal in neue (relative) Dimensionen vordringen. Zwangsläufig, denn bei Beginn der Weltwirtschaftskrise zählte man in den USA knapp 122 Millionen Bürger, heute zu Zeiten der Coronakrise sind die Vereinigten Staaten bereits bei 333 Millionen Einwohnern angekommen.

Die Coronakrise trifft die USA besonders hart



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