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Dax: Größter Stimmungsumschwung seit Datenerhebung!

Vor 10 Tagen noch zeigte das Anlegersentiment für den Dax eine extreme Niedergeschlagenheit (-6,0), die für eine Bodenbildung typisch ist. Heute, nur eine Woche später, ist das Anlegersentiment auf +3,6 gesprungen, nah an die 4er-Marke, die extreme Partylaune signalisiert. Mit einer Wochenveränderung von +9,6 Punkten haben wir diese Woche den größten Stimmungsumschwung gemessen, seit wir 2014 die Daten gemeinsam mit dem Handelsblatt erheben.

Den zweit- und drittgrößten Stimmungsanstieg gab es … im November 2016. Am 7.11.2016, also direkt nach dem Überraschungssieg von Donald Trump, sprang das Anlegersentiment um 7,9%punkte nach oben. Es folgten drei Wochen der Zweifel daran, ob das denn wirklich gut sein kann, wenn ein Donald Trump Präsident ist. Die Stimmung pendelte um die Nulllinie. Dann folgte der Ausbruch an den Aktienmärkten nach oben, die Stimmung sprang in der letzten Novemberwoche um 8,5% Punkte an. Der Dow Jones ist seither von 11.500 Punkte auf 28.390 Punkte angesprungen.

Selbstzufrieden oder verunsichert? Nun, man sollte meinen, dass Anleger bei einem gigantischen Kursanstieg im DAX zufrieden sind, doch dazu hat es nicht gereicht. Der Wert von 0 zeigt Neutralität, vielleicht als Verwirrung zu interpretieren. Zwar freut man sich über den Kursanstieg, versteht jedoch nicht, womit man ihn verdient hat.

Die Zukunftserwartung ist weiterhin bei bullischen +3,9, jedoch gegenüber der Vorwoche leicht zurückgegangen. Freute man sich vor einer Woche, dass diese Woche nun endlich Klarheit über die künftige Linie der US-Politik bringen würde, so ist ein Großteil der kurzfristig positiven Entwicklungen mit einem Kursplus von 8% im DAX nun schon eingepreist.

Doch nicht alle haben den Rückschlag der Vorwoche zum Einstieg genutzt. Der Wille war da, denn vor einer Woche war die Investitionsbereitschaft mit +4,5 so hoch wie zuletzt während dem Coronacrash. Doch diese Woche bleibt die Investitionsbereitschaft auf 3,8: viele Anleger haben die Chance verpasst, zu niedrigen Kursen der Vorwoche einzusteigen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger zeigt eine vergleichsweise neutrale Verhaltensweise für den Dax. Die stark bullische Positionierung, die sich in der Seitwärtsbewegung an den Aktienmärkten über den Sommer gebildet hatte, wurde im Oktober so weit abgebaut, dass die Absicherungsgeschäfte überwogen. Dieser Überhang wurde nun in den vergangenen Tagen wiederum zurückgeführt. Bleibt festzuhalten: Nach starken Schwankungen sind Privatanleger nun neutral positioniert.

Ganz anders sieht es bei den Profis aus, die sich über die Eurex absichern. Vor einer Woche hatten wir das historisch höchste Put/Call-Verhältnis gesehen (4,8): Profis waren mit allem, was sie hatten, Long gegangen. Zu Recht, wie wir nach dem Kurssprung dieser Woche sehen.

Heute ist das Put/Call-Verhältnis auf den niedrigsten Stand seit einem Jahr eingebrochen (0,4): die Long-Spekulationen wurden aufgelöst, jetzt sichern sich die Profis schon wieder gegen fallende Kurse ab.

Offensichtlich lagen professionelle Anleger vor einer Woche goldrichtig mit ihrer bullischen Positionierung. Bleibt jedoch abzuwarten, ob das für die heute Positionierung erneut gelten wird.

Das Put/Call-Verhältnis an der CBOE in den USA ist weiterhin sehr niedrig, zeigt also eine starke Absicherungsneigung für US-Investoren an. Pessimismus oder auch Skepsis dominieren dort. Das passt nicht so wirklich ins Bild, muss ich zugeben. Hmm, ich werde dort wohl mal tiefer einsteigen müssen, um die Datenermittlung besser zu verstehen.

Für den Anfang: Es gibt das Put/Call-Verhältnis für drei Bereiche: Zum einen für den Gesamtmarkt, bestehend aus ca. 3.500 Aktien des Wilshire 5000 Index. Zum Zweiten speziell für Aktien und zum Dritten für Indizes. Ich schaue meist auf den Wert für Aktien, doch der passt diese Woche nicht.

Fondsmanager haben ihre Investitionsquote diese Woche weiter verringert (-9%punkte auf 69%). Fondsmanager haben die Rallye dieser Woche also genutzt, um weitere Gewinne mitzunehmen. Hmm, das passt zur Skepsis, die ich beim obigen Put/Call-Verhältnis der CBOE nicht einordnen konnte.

Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger zeigt mit +6,5% einen leichten Überhang der Bullen an. Leichte Zuversicht, nachdem in den Vorwochen die Bären dominierten.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 41% eine neutrale Verfassung an. Die Kursrallye dieser Woche hat aus technischer Sicht noch keine Übertreibung zutage gebracht, sondern war bislang lediglich die Korrektur des Ausverkaufs der Vorwoche.

Dax: Interpretation des Stimmungsumschwungs

Die US-Wahlen haben für eine Achterbahnfahrt gesorgt. Gleichzeitig springen die Zahlen der Corona-Infektionen in den USA und in Europa auf Rekordhöhen. Während wir in Europa schon weitreichende Coronamaßnahmen eingeführt haben, könnte in den USA ein weiteres Ansteigen der Zahlen dazu führen, dass die US-Amerikaner aus eigener Angst zu Hause bleiben und somit wirtschaftlich als auch epidemiologisch einen ähnlichen Effekt erzielen wie wir mit unserem Teil-Lockdown.

Also: die Blaue Welle in den USA ist ausgeblieben, die Pattsituation wird, gleich wie der nächste Präsident heißt, zu wenig Änderungen führen. Unternehmensergebnisse der vergangenen Wochen waren herausragend, „Analystenerwartungen“ sollten umbenannt werden in „Analystenbefürchtungen“. Corona droht jedoch die Zwischenerfolge des abgelaufenen Sommers zunichte zu machen und entsprechend glücklich sind Anleger über den Kurssprung der abgelaufenen Woche, gleichzeitig wächst jedoch langsam eine Skepsis darüber, wie die Geschäfte im nun laufenden vierten Quartal wohl sein werden.

Der heftige Stimmungsumschwung in Deutschland ist darauf zurückzuführen, dass zwischenzeitlich plötzlich konjunktursensible Aktien empfohlen wurden, denn ein gigantisches US-Konjunkturpaket hätte selbst die schlimmsten Coronafolgen aufgefangen. Außerdem leben wir in Deutschland nun im Teil-Lockdown und die Menschen sehen nun aus erster Hand, dass ein Großteil der Wirtschaft weiterläuft.

Das gigantische US-Konjunkturprogramm wird es nun doch nicht geben und so sorgen die guten Q-Zahlen vieler Unternehmen zwar zu einer Korrektur im Kursniveau (diverse Kurssprünge nach oben um über 10%), doch für die kommenden Monate wird man wieder stärker auf den Einfluss von Coronamaßnahmen auf die einzelnen Wirtschaftszweige achten müssen.

Skepsis aufgrund von Corona ist also durchaus nachvollziehbar.

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