Die vergangene Handelswoche ist am deutschen Aktienmarkt versöhnlich zu Ende gegangen. Eine Erholungsrally am Freitag reichte für den Dax immerhin noch zum Erreichen des Niveaus der Vorwoche. Aufgrund des kräftigen Rückenwinds der US-Börsen legte der Dax einen Schlussspurt hin und ging mit einem Plus von 205 Punkten (1,59%) bei 13.118 Zählern aus dem Handel. Der jüngste dynamische Anstieg der US-Börsen, die schon zu Beginn der Vorwoche eine Stabilisierung vollzogen hatten, sorgte für Auftrieb an allen europäischen Aktienmärkten. Die offensichtliche Entspannung an den Anleihemärkten hat ebenfalls zu mehr Risikofreude dies- und jenseits des Atlantiks beigetragen.
Die Hoffnung auf einen Rückgang der Inflatioin
Die Hoffnung auf eine weniger aggressive Fed sowie ein extrem bärisches Sentiment haben folglich eine Erholungsrally an den US-Börsen und im Dax ausgelöst. Angesichts der steigenden Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA, sind die Inflationserwartungen heruntergekommen. Zudem sind die Rohstoffpreise auf breiter Front rückläufig, beispielsweise fiel der Ölpreis der Sorte WTI zuletzt von 121 USD auf aktuell 106 USD. Im Falle einer Rezession müsste die US-Notenbank Fed schließlich ihr Tempo bei den Zinsanhebungen drosseln, so das Argument der Marktteilnehmer. Allerdings beseht dann die Gefahr, dass die Unternehmensgewinne deutlich einbrechen.
Kurzfristig steht aber erstmal ein möglicher Rückgang der Inflation im Vordergrund. Das Thema Rezession wird die Märkte aber noch länger beschäftigen und könnte bald wieder die Nervosität steigen lassen. Ungeachtet dessen haben technische Indikatoren eine Erholung angedeutet. Zum einen haben die US-Indizes allesamt ihre 200-Wochen-Linie erreicht und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Aktienmärkte überverkauft waren. Vor allem Privatanleger hatten zuletzt stark auf fallende Kurse gewettet, die einseitige Positionierung befeuert schließlich die Dynamik der Gegenbewegung.
Der Dax leidet zusätzlich unter der Politik
Der Dax hat indessen noch mit hausgemachten politischen Problemen zu kämpfen. Neben der Furcht vor einer Rezession steigt ebenfalls die Sorge vor Gas-Engpässen. Die deutsche Energiepolitik entwickelt sich dabei zu einer immer größeren Farce. Zuletzt hatte Bundeswirtschaftsminister Habeck den Gas-Alarm ausgerufen, denn für den Winter drohen Versorgungslücken. Trotz der zahlreichen Belastungsfaktoren könnte eine Fortsetzung der dynamischen Erholung an den US-Börsen den deutschen Leitindex mit nach oben ziehen. Ein Trendwechsel ist das zwar noch nicht, ein Anstieg über die Hürde bei 13.443 Punkten könnte aber für weiteres Erholungspotenzial sorgen.
News und Konjunkturdaten
In Anbetracht schwacher Konjunkturdaten sind die Rezessionssorgen nachvollziehbar, wie arg es jedoch um die Wirtschaft steht, darüber geben zahlreiche Daten etwa zum Konsumverhalten sowie zur Inflation in der neuen Woche Aufschluss. Neben einigen Frühindikatoren stehen ebenfalls neue Inflationsdaten auf der Agenda. Hierzulande richten Dax-Anleger das Augenmerk auf das GfK Konsumklima am Dienstag, die Verbraucherpreise am Mittwoch sowie den Einkaufsmanagerindex Gewerbe am Freitag. Auch in den USA ist der Terminkalender mit interessanten Konjunkturdaten prall gefüllt. Neben dem wichtigen Verbrauchervertrauen (Dienstag) stehen ebenso Inflationsdaten im Fokus sowie die Stimmungsdaten der Einkäufer und Geschäftsführer. Am Freitag erscheinen zudem noch die Verbraucherpreise der Eurozone. Hier erwarten Experten einen weiteren Anstieg im Juni auf 8,3 Prozent, einen Monat zuvor stieg die Teuerung bereits auf den Rekordwert von 8,1 Prozent.
Dax: Wo heute die wichtigen Marken für den Handelstag liegen
Der Dax notiert zum Wochenauftakt über 100 Punkte höher. Gelingt es dem Leitindex den Widerstand bei 13.240 zu durchbrechen, dann dürfte sich die Erholung fortsetzen. Als Erstes könnte er das Gap bei 13.292 schließen und danach das Extensionsziel bei 13.320 bzw. die Hürde bei 13.337 anlaufen. Darüber hellt sich die Lage etwas auf, das nächste Ziel wäre die Widerstandszone bei 13.433/443. Hier liegt sowohl die 161,8% Extension als auch das letzte Verlaufshoch. Ein Anstieg über das letzte lokale Hoch würde den Trend umkehren und weiteres Aufwärtspotzenzial freisetzen.
Scheitert der Dax dagegen an dem Widerstand bei 13.240, könnte es zunächst zu einem Rücklauf kommen. Eine erste Anlaufmarke wäre das Freitagshoch bei 13.160. Darunter könnte der Leitindex auch noch das Gap bei 13.118 schließen. Um die Erholung fortzusetzen, sollte der Index die Unterstützung bei 13.119/104 halten. Andernfalls droht ein Rücksetzer bis 13.052.
Dax Unterstützungen (US)
13.160 – Tageshoch 24.06
13.118 – Gap 24.06. / Pivot Punkt
13.052 – Bodenbildung
13.009 – Pivot S1
12.970 – Pivot Punkt
12.912 – Gap 23.06.
12.831 – Gap 08.03.
12.781 – Pivot S1
12.747 – 127,2% Ext.
12.645 – Pivot S2
12.501 – 161,8% Ext.
12.432 – März-Tief
Dax Widerstände (WS):
13.240 – horizontaler WS
13.292 – Gap 21.06.
13.320 – 127,2% Ext.
13.337 – außerbörsliches Hoch / Pivot R1
13.433 – 161,8% Ext.
13.443 – Tageshoch 16.06.
13.515 – Horizontale
13.606 – Zwischenhoch
13.648/662 – Tageshoch
13.700 – Horizontale
13.761 – Gap 10.06.
Die hier angewandte fundamentale und technische Analyse stellt keine Anlageberatung dar. Es handelt sich auch nicht um Kauf- oder Verkaufsempfehlungen von Wertpapieren und sonstige Finanzinstrumenten. Die Wertentwicklung der Vergangenheit bietet keine Gewähr für künftige Ergebnisse. Die bereitgestellten Analysen sind ausschließlich zur Information bestimmt und können eine individuelle Anlageberatung nicht ersetzen. Eine Haftung für mittelbare und unmittelbare Folgen aus diesen Vorschlägen ist somit ausgeschlossen.
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken