Indizes

Dax ohne Jubel nach EZB-Zinssenkung – hier der Grund

Die EZB hat die Zinsen gesenkt, der Dax will daraufhin aber nicht steigen. Warum? Schauen wir auf die Details der EZB-Verkündung.

Händler vor Bildschirmen
Grafik: siiiiiixth-Freepik.com

Der Dax fällt seit 14:15 Uhr von 18.706 auf 18.651 Punkte. Um 14:15 Uhr hatte die EZB verkündet, dass alle drei Zinssätze um 0,25 Prozentpunkte gesenkt werden. Dies war vom Markt bereits fest eingepreist worden. Der Dax zeigt erst mal Schwäche, siehe orange Linie im Chart (roter Strich zeigt Zeitpunkt der Zinsmeldung). Die blaue Linie zeigt die Rendite für zehnjährige deutsche Staatsanleihen, sie steigt leicht von 2,53 % auf 2,55 %.

Chart zeigt Dax-Verlauf seit heute Vormittag im Vergleich zur deutschen Anleiherendite

Die Börse handelt IMMER die Zukunft. Also war für die jetzige EZB-Entscheidung wichtig, wie die Aussicht für die nächsten Zinsentscheidungen aussieht, und wie sich der Inflationsausblick verändert. Und dazu schrieb die EZB um 14:15 Uhr, Zitat: „Die Inflation dürfte bis weit ins nächste Jahr über dem Zielwert bleiben. Die jüngsten von Fachleuten des Eurosystems erstellten Projektionen für die Gesamt- und die Kerninflation wurden für die Jahre 2024 und 2025 gegenüber den März-Projektionen nach oben korrigiert. Die Fachleute erwarten nun eine Gesamtinflation von durchschnittlich 2,5 % für 2024, 2,2 % für 2025 und 1,9 % für 2026. Bei der Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel gehen die Fachleute von durchschnittlich 2,8 % für 2024, 2,2 % für 2025 und 2,0 % für 2026 aus.“

Eine höhere Inflationsaussicht bedeutet als Signal für Dax und Co offenkundig: Die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB bei ihren nächsten Entscheidungen die Zinsen weiter senken wird, ist gering. Und nur ein kleiner Zinsschritt von heute mit nur 0,25 Prozentpunkt Senkung ist zu wenig, um einen bedeutenden Impuls bei Kreditkosten für Unternehmen und Verbraucher auszulösen. Dazu muss man auch noch erwähnen, dass Christine Lagarde sich vorhin in ihrer Pressekonferenz keinerlei Aussage entlocken ließ zu möglichen Zinsentscheidungen in den nächsten Monaten. Man werde auf viele neue Konjunkturdaten schauen und dann datenabhängig von Sitzung zu Sitzung entscheiden. Also erstmal Pustekuchen mit einer weiteren Zinssenkungshoffnung für Euroland! Von daher fällt die Rally für den Dax aktuell erstmal ins Wasser.

Aber man soll nie NIE sagen? Es kann auch gut sein, dass sich noch eine allgemeine Grundhaltung bei Profi-Anlegern durchsetzt, die da lauten könnte: „Egal, wird sehen jetzt zumindest, dass die Phase der Zinssenkungen eingeleitet wurde. Und auch wenn die nächste Zinssenkung ein paar Monate dauern kann, so ist der Horizont für weitere Schritte erkennbar“. Mit solch einer grundsätzlichen Haltung könnten institutionelle Investoren den Dax doch noch weiter hoch pushen, unterstützt durch eine weitere Tech-Rally an der Wall Street.

Risikohinweis: Der Handel mit Wertpapieren und Finanzinstrumenten kann Ihr Kapital erheblichen Risiken aussetzen, unter Umständen auch über das eingesetzte Kapital hinaus. Trading ist nicht für jeden geeignet. Vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Performance. Die hier gezeigten Analysen stellen keine Anlageberatung dar und sind daher auch keine Empfehlung zum Kauf bzw. zum Verkauf eines Wertpapiers, eines Terminkontraktes oder eines sonstigen Finanzinstrumentes. Die bereitgestellten Analysen sind ausschließlich zur Information bestimmt und können ein individuelles Beratungsgespräch nicht ersetzen. Eine Haftung für mittelbare und unmittelbare Folgen aus diesen Vorschlägen ist somit ausgeschlossen.

Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte: Der Autor dieses Artikels ist mittelbar oder unmittelbar in Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate investiert: Dax.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

2 Kommentare

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Der DAX ist verwöhnt durch die Draghi Ära. Das ist der ganze Grund. Und jetzt ,wo’s Lagarde gewagt hat, die Zinsen mal kurzfristig zu erhöhen, will man schnellstmöglich wieder zur Niedrigzinspolitik – Dragischer Prägung zurück.

    Nicht einmal die gut 175 Basispunkte an Differenz (Abstand der deutschen Umlaufrendite- zum aktuellen Leitzins der EZB ) reichen den Bullen heute dazu aus.
    Man hat halt auf mehr gehofft…

    Die Märkte sind verwöhnt durch die Draghi Ära und der damaligen Niedrigzinspolitik. Den ultra niedrigen Zinsen, den ständigen QE Programmen und der Weigerung Draghis, die Zinsen jemals wieder zu erhöhen…trotz der damals boomenden Konjunktur…

  2. Interessant, dass die Fachleute sich nicht vor den Zinssenkungsschritten äußern und
    danach aber dann genau wissen warum.

    Tolle Fachleute.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage