Indizes

Dax-Sentiment: Eskalation in Zeitlupe

Hier werfen wir ein Blick auf das Sentiment bei Dax und S&P 500 im Zuge der Eskalation der Krise im Nahen Osten.

Dax-Verlauf in den letzten zwei Wochen

Hat der Westen die Situation in Israel noch unter Kontrolle? Der Einschlag einer Rakete in ein Krankenhaus in Gaza führte uns vor Augen, wie schnell die Situation eskalieren kann: Zunächst wurde die Rakete Israel zuge­schrieben, weltweit entbrannten Anti-Israel-Demonstrationen bis die Herkunft der Rakete den Hamas zugeordnet wurde. Anleger sind nervös, die Aktienmärkte waren in der abgelaufenen Woche unter Druck. Der DAX rutschte mit einem Minus von 2,6% unter 14.800 Punkte – heute geht es weiter bergab auf 14.713 Punkte. Schauen wir uns mal die Ent­wicklung des Sentiments an.

Dax-Sentiment-Entwicklung in Zeiten des Israle-Hamas-Kriegs

Das Anlegersentiment ist auf einen Extremwert von -6,9% gerutscht. Solche Extremwerte hat­ten wir zuletzt vor einem Jahr, als der DAX nach einer mehrmonatigen Baissephase end­lich einen Boden beschrieb. Doch die Boden­ bildung nahm damals vier Wochen in Anspruch.

Mit der niedergeschlagenen Stimmung kommt auch eine große Verunsicherung zurück. Der Umfragewert ist auf -6,9% gefallen und stellt ebenfalls einen Extremwert dar.

Immerhin bleiben unsere Umfrageteilnehmer überwiegend optimistisch für die DAX-Ent­wicklung in der Zukunft gestimmt. Der Wert ist von +4,6% auf +2,9% zurück gegangen, zeigt aber weiterhin eine klare Mehrheit der Bullen.

Und so bleibt auch die Investitionsbereitschaft mit einem Wert von +3,2% groß.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf +7 angestiegen und zeigt eine bullisch Positio­ nierung an. Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, zeigen hingegen eine große Nachfrage nach Put-Absicherun­gen. Das Put-Call-Verhältnis ist auf 2,0 ange­stiegen.

Auch US-Anleger sind skeptisch und sichern ihre Positionen ab. Das Put-Call-Verhältnis der CBOE zeigt eine große Nachfrage der US- Anleger nach Put-Absicherungen an.

Die Investitionsquote der US-Fondsmanager ist auf 67% angewachsen. Noch vor einer Woche lag die Investitionsquote bei nur 46%. US- Fondsmanager haben diese Woche offensicht­ lich genutzt, um Positionen aufzubauen.

Die Bulle/Bär-Differenz liegt bei nur noch -0,5%. 34% Bullen stehen 35% Bären gegen­ über.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 26% Angst an. Ab Werten unter 25% spricht man von extremer Angst, oder auch Angst und Panik.

Der wesentlich stärker schwankende Short Range Oscillator des S&P 500 notiert bei nur -2% und zeigt somit eine vergleichsweise neu­trale Marktverfassung an. Für Käufe ist es die­ sem Indikator nach noch zu früh.

Interpretation

Wie in Zeitlupe eskaliert die Situation in Israel Stück für Stück, Teilnehmer der Friedensge­spräche scheinen machtlos, der Widerstand gegen Israel formiert sich. Dennoch hoffen Anleger auf den rettenden Kompromiss, mit dem alle Beteiligten leben können.

Doch die Gefahr der sich fortsetzenden Eska­lation im Israel-Konflikt wird von Anlegern inzwischen erkannt, entsprechend groß ist die Verunsicherung und entsprechend groß ist die Angst. Gleichzeitig droht der Westen überfor­dert zu werden, denn eigentlich bräuchte der Ukraine-Krieg die volle Aufmerksamkeit und Unterstützung.

An den Finanzmärkten selbst überraschen positive Konjunktur- und Unternehmensdaten aus den USA immer wieder, so dass die US- Notenbank augenscheinlich weiterhin Spiel­raum für weitere Zinsanhebungen hat. Doch je höher das Zinsniveau steigen muss, um die Inflation einzudämmen, desto teurer werden die hohen Staatsschulden, die durch die Kriege derzeit weiter anwachsen.

Die Komplexität der Probleme wirkt auf viele Anleger erdrückend. Es hilft allein das Ver­trauen in die Erfahrung, dass genau die ver­meintliche Ausweglosigkeit der Nährboden für einen Korrekturboden ist. Es reicht eine leicht positive Entwicklung, um steigende Kurse hervorzurufen. Eine solche Entwicklung möchte kein Anleger verpassen. Immerhin ließ sich in den vergangenen Jahrzehnten genau in solchen Momenten am meisten Geld verdie­nen.

So bleiben sowohl die Angst als auch die Hoff­nung groß. Angst vor der Fortsetzung der Eskalation und vor der Überforderung des Westens durch die vielen Krisen. Und Hoff­nung auf einen Ausweg, der bislang noch nicht in Sicht ist.

Hinweis: „Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.“



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

1 Kommentar

  1. dass es schon wieder irgendwie zu kitten ist – das ist ist nun zum x-ten mal die hoffnung.

    aber vermutlich kommt irgendwann der punkt in dem das „herauslavieren“ aus den seit spätestens 2008 extrem pervertierenden neoliberalen eingriffen in die mechanismen eines gesunden kapitalismus.

    die dem westen skeptisch bis feindlich ggü. stehende welt angeführt von brics+ hat erkannt, dass chancen bestehen insb. der usa und deren finanzmonopolistischen anstrengungen etwas entgegen zu setzen. die verwerfungen durch die pandemie hat gezeigt, welche destabilisierende macht inflation auf dieses pervertierte 0-zins-system ausüben kann. und das scheint in diesem systemkampf nun die logische konsequenz zu sein. kriege/konflikte und rohstoffverknappung (insb. fossile energie) und anfeuerung von renditen (china verkauft massiv us anleihen) wird gezielt (auch) als waffen eingesetzt, um das westliche finanzsystem unter hyperstress zu setzen. ich halte die wahrscheinlichkeit im gegensatz zu bisherigen „unfällen“ diesmal wesentlich höher, dass es durch die x-fach vorhandenen schwarzen schwäne, die auch gezielt „von der kette gelassen werden“ zu einem gewollten entgleisen kommt, dem der westen nicht mehr genug an systemreststabilität entgegen zu setzen hat.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage