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Dax: Stimmung bleibt vorsichtig – Schwarzer Schwan voraus?

DAX in der Vorwocheunverändert, der S&P 500 fast +3%

Dax Schwarzer Schwan
Foto; janniwet - Freepik.com

Der DAX war in der Vorwoche nahezu unverändert, während der S&P 500 um fast 3% zulegte. Wir haben halt kein Nvidia (diese Woche +10%). Aber auch die Inflationsentwicklung, die für die EU keine weiteren Zinssenkungen möglich erscheinen lässt, während in den USA Hoffnungen auf Zinssenkungen gespielt werden, dürfte den US-Aktienmarkt unterstützt haben.

DAX-Stimmung: Ziemlich neutral

In den vergangenen vier Wochen fand nicht viel Bewegung im DAX statt und so notiert der Index nur 2% vom Allzeithoch entfernt. Ein Sprung darüber erscheint jederzeit möglich.

Und so bleibt das Anlegersentiment trotz der Seitwärtsbewegung mit einem Wert von +0,5% neutral bis moderat positiv. Insbesondere die Selbstzufriedenheit zeigt mit einem Wert von 1,3%, dass sich Anleger auf dem aktuellen Kursniveau beim DAX wohl fühlen.

Hoffnung keimt auf, die Zukunftserwartung ist von -0,4% in der Vorwoche auf nunmehr +0,4% angestiegen. Man nennt das „Seitwärtskonsolidierung“, wenn sich das Sentiment der Anleger deutlich verbessert, ohne dass der Aktienmarkt dazu eine nennenswerte Korrektur durchlaufen müsste.

Allerdings bleiben Anleger vorsichtig: Die Investitionsbereitschaft deutet mit einem Wert von -0,2% eher auf eine abwartenden Haltung der Anleger.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger stieg auf +3%, was als Zeichen dafür interpretiert werden kann, dass die Absicherungen, die in den Vorwochen im DAX eingegangen wurden, nun wieder aufgelöst und teilweise durch Long-Spekulationen abgelöst werden.

Das Put/Call-Verhältnis des DAX an der Eurex zeigt mit 1,9 einen niedrigen Wert an, was auf Long-Spekulationen der institutionellen Anleger deutet. Profis gehen ins Risiko.

An der CBOE sieht es ähnlich aus, auch US-Anleger greifen vermehrt zu Long-Spekulationen. Die Investitionsquote der US-Fondsanleger fiel von 92% in der Vorwoche auf 68%. Das ist ein starker Rückgang, der auf eine defensive Positionierung der US-Fondsmanager deutet. Das ist verwunderlich, da dieses Verhalten nicht zu den anderen Daten passt, die wir diese Woche auswerten.

Die Bulle/Bär-Differenz ist auf nur noch 7%-Punkte gesunken. Nachdem sich in der Vorwoche das Lager der Bullen in Richtung neutral eingestellte Anleger leerte, erhielt diese Woche das Lager der Bullen aus dem neutralen Lager Zulauf.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 45% eine neutrale Marktverfassung an.

Interpretation der Dax-Stimmung

Am Aktienmarkt verzeichnen wir eine recht ruhige, neutrale Sentimentverfassung. Die Aktienmärkte notieren nahe ihren Allzeithochs, die Inflationsentwicklung läuft eigentlich in die richtige Richtung, wenn wir mal davon absehen, dass die EZB vielleicht zu früh gehandelt hat. Und die Quartalszahlen der vergangenen Wochen waren überwiegend positiv.

So gibt es aus Sicht der Anleger wenig Druck, etwas zu ändern. Der Sommer steht an, die Investitionsquote unserer Umfrageteilnehmer wurde in den vergangenen Wochen auf ein moderates Niveau zurückgefahren. Es gibt wenig Grund, Angst vor einem Ausverkauf, oder aber Hoffnung auf eine Rally zu haben.

Vielmehr stellt man sich offensichtlich darauf ein, dass die Kursgewinne der ersten Monaten über den Sommer „konsolidiert“ werden. Das wäre dann eine Fortsetzung der „Seitwärtskonsolidierung“. Während die Indizes also seitwärts laufen, würden einzelne Aktien stärker zulegen oder abgeben. Ein neuer Trend könnte also auf sich warten lassen, wenn es nach unseren Umfrageteilnehmern geht.

Aber was würde passieren, wenn die Kurse zum Beispiel durch ein externes Ereignis nach unten gedrückt würden? Nun, da die Investitionsquote der Anleger moderat ist und aus den vergangenen Wochen noch immer einige Absicherungspositionen in den Portfolios der Anleger schlummern, würde ich nicht befürchten, dass ein Ausverkauf Beine bekommt, also eine Eigendynamik entwickelt. Vielmehr dürften schon bald Schnäppchenjäger für eine Stabilisierung sorgen.

Und was würde passieren, wenn ein externes Ereignis für steigende Kurse sorgt? Auch eine solche Bewegung dürfte meiner Einschätzung nach frühzeitig auslaufen, da Anleger moderat investiert sind und daher nicht den DAX-Kursen hinterher laufen müssten. Viele Anleger halten das Kursniveau für zu hoch, um jetzt noch nennenswert zu kaufen. Wenn die Kurse also weiter steigen, würde sich daran nichts ändern.

Es sei denn, das externe Ereignis würde die Rahmenbedingungen grundsätzlich verschieben, wie es beispielsweise ein Schwarzer Schwan täte. Sie wissen ja, dass man es Jahrhunderte lang für ausgeschlossen hielt, dass ein Schwan auch schwarz sein kann, bis man ebensolche in Australien vorfand. Sind die Wahlen in der EU ein solcher Schwan?

Öl – interessante Situation!

Am Ölmarkt haben wir eine interessante Sentimentsituation: Die Stimmung ist nach dem Ausverkauf der vergangenen Wochen, die den Ölpreis von 88 auf 76 USD/Fass Brent drückte, auf extrem niedrigen Niveau: Extreme Niedergeschlagenheit, wie sie nur selten zu beobachten ist, herrscht am Ölmarkt.

Gleichzeitig sind sich Anleger jedoch „sicher“, dass der Ölpreis wieder ansteigen wird. Die Erwartung an einen steigenden Ölpreis ist extrem groß.

Beides alleine kommt ab und zu vor und lässt nur moderat verlässlich Schlüsse auf die künftige Entwicklung zu. Insbesondere die hohe Erwartungshaltung der Anleger führte in der Vergangenheit mehrheitlich (12 von 13 Fällen) zu steigenden Kursen in den folgenden 6 Monaten. Durchschnittlich stieg der Ölpreis um 27% an.

Doch eine extrem schlechte Stimmung bei gleichzeitig extrem großer Erwartung ist selten: Eine so große Stimmungsdifferenz zwischen Sentiment und Erwartung gab es in den vergangenen 20 Jahren nur drei Mal.

Einmal, das war im Jahr 2020, sprang der Ölpreis in den Folgewochen um ein Vielfaches an. Doch das war aufgrund des damaligen Negativpreises am Ölmarkt, an den Sie sich sicherlich noch erinnern werden, eine Besonderheit.

Doch auch in den beiden anderen Fällen aus den Jahren 2023 und 2020 endete der Ölpreis nach 6 Monaten stets mit deutlichem Preisaufschlag. Durchschnittlich stieg der Ölpreis in den folgenden 6 Monaten sogar um 59% an.

Ich würde sagen, wer in den Ölmarkt oder in Ölkonzerne investieren möchte, der hat derzeit eine gute Ausgangslage.



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