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Rally verpasst? Dax: Widersprüche deuten auf Fehlpositionierung der Anleger

Dax Widersprüche
Foto: Viktor Prazis - Freepik.com

Einen Schiefstand der Positionierung unter den Anlegern konnte ich in unserer Sentimentanalyse vor einer Woche nicht feststellen – dementsprechend stellten wir in Aussicht, dass der DAX je nach Unternehmensmeldungen sowohl in die eine als auch in die andere Richtung laufen könnte.

DAX: Autos und Finanz-Aktien ziehe den Index nach oben

Die Unternehmensmeldungen waren überaus positiv, eine Reihe von Unternehmen veröffentlichte überraschend positive Quartalszahlen. Gezogen von Automobil- und Finanztiteln zog der DAX um 4,2% nach oben und erklomm mit 18.840 Punkten ein neues Allzeithoch.

So ist es keine Überraschung, dass die Stimmung unter den Teilnehmern unserer Umfrage mit einem Wert von 4,8% Partylaune erreicht hat. Ab Werten über 4% sprechen wir von extrem guter Laune, von Euphorie. Die Selbstzufriedenheit bleibt jedoch mit einem Wert von +0,9% deutlich zurück. Offensichtlich haben viele Anleger diese Rallye verpasst.

Schauen wir auf die Zukunftserwartung, so stellen wir fest, dass die Rally des DAX sogar ungläubig verfolgt wird: Die Zukunftserwartung ist auf -3,4% eingebrochen. Es gibt deutlich mehr Bullen als Bären.

Auch die Investitionsbereitschaft bleibt mit -0,8% sehr verhalten. Die Mehrzahl der Anleger möchte sich auf dem aktuellen Kursniveau aus dem Markt verabschieden.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist ebenfalls wieder ins Minus gerutscht: -2% nach +5% vor einer Woche. Schon seit November letzten Jahres begleiten Anleger die Rally meist skeptisch, sichern sich gegen Kursverluste ab. So auch nun umgehend wieder, wo der DAX seine 6-wöchige Verschnaufpause nach oben verlassen hat.

Das Put/Call-Verhältnis der Eurex steht bei 1,2% und signalisiert für institutionelle Anleger eine ausgewogene Absicherungsneigung. An der CBOE ist das Put/Call-Verhältnis hingegen angestiegen, in den USA sichert man sich offensichtlich ebenfalls lieber mal ab.

US-Fondsmanager haben ihre Investitionsquote hingegen wieder deutlich nach oben gefahren: Nach 62% vor einer Woche sind nun wieder 92% der verfügbaren Anlegergelder investiert.

Die Bulle/Bär-Differenz ist auf 17%-Punkte angestiegen. Das Bullenlager hat leichten Zulauf erhalten, während sich das Bärenlager deutlich geleert hat.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 steht auf neutral. Nun hat der S&P mit lediglich +1,6% die DAX-Rally nur zu einem geringen Teil mitgemacht. Entsprechend ist die nach wie vor neutrale Stimmung der US-Amerikaner nicht überraschend.

Interpretation der DAX-Stimmung

Was sollen wir aus dieser widersprüchlichen Stimmungslage nun machen? Die Börsenparty ist in vollem Gange, doch die Mahner stehen an jeder Ecke. Gleichzeitig ist die Selbstzufriedenheit niedrig.

Ich leite daraus ab, dass die meisten Anleger die DAX-Party verpasst haben und nun wehmütig den gestiegenen Kursen hinterher schauen. Sie sind nicht oder in die falschen Titel investiert, daher wenig zufrieden mit sich selbst, und erwarten – oder sollte ich besser sagen „hoffen auf“ – bald niedrigere DAX-Kurse.

Das mögen zum einen Anleger sein, die zu günstigeren Kursen einsteigen wollen. Zum anderen Anleger, die auf fallende Kurse gewettet haben und nun unter Druck geraten. Oder aber es handelt sich um Anleger, die auf die falschen Titel gesetzt haben? Wir haben gesehen, dass die Rally nur durch einige wenige Titel angezogen wurde.

Dem vorläufigen Umfrageergebnis meiner animusX-Umfrage entnehme ich, dass die Investitionsquote unter den Umfrageteilnehmern durchaus hoch ist, die Cashquote gering. Daraus würde ich schließen, dass viele Anleger in den falschen Titeln investiert sind: Tesla gab diese Woche 7% ab, Disney ging ebenfalls um 7% zurück. AirBnB verlor 9% und Corona-Impfstoffhersteller Moderna gab 6% ab.

Salzgitter, Stahllieferant der Automobilindustrie, verlor 10%, SAF-Holland, Zulieferer für LKWs, gab 9% ab. Sixt brach gar um 13% ein. Sowohl die Wochengewinner als auch die Wochenverlierer kommen diese Woche also aus der Automobilindustrie. Von einem Branchentrend können wir also nicht sprechen.

Trennt sich hier etwa die Spreu vom Weizen? Oder bestimmen Umschichtungen der institutionellen Anleger das Marktgeschehen? Immerhin gab es in den vergangenen Tagen erstmals seit Jahresbeginn wieder Entwicklungen, die eine Zinssenkungen noch im laufenden Jahr zulassen. Zinssenkungen aus dem Grund, eine schwache Konjunktur zu unterstützen, führen zu einem Umdenken bei institutionellen Anlegern: Wer profitiert von Zinssenkungen, wem schaden sie? Welche Unternehmen hängen stärker an der Konjunkturentwicklung, welche weniger stark? Ich werde im kommenden Kapitel darauf eingehen.

Bitcoin

Der Bitcoin erreichte im März ein neues Allzeithoch und läuft seither seitwärts. Je länger er das hohe Niveau halten kann, desto besser wird die Laune unter den Anlegern. Und auch die Zukunftserwartung springt an, inzwischen ist sie so bullisch wie noch nie seit Beginn unserer Sentimenterhebung zum Bitcoin.

Eine hohe Erwartungshaltung im Bitcoin hat in der Vergangenheit meist zu einem weiter steigenden Bitcoin-Kurs geführt. Dreimal war die Zukunftserwartung extrem positiv. Im Durchschnitt folgte ein Preisanstieg um 15% in den folgenden 6 Monaten. Allerdings ist der Durchschnittswert durch einen extremen Anstieg ins Plus gezogen worden, zweimal folgten tiefere Kurse.

Hinweis: „Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.“



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2 Kommentare

  1. eine sentimentanalyse im dax hat keinen wert, wenn sie nicht die amis einschließt. ich kann aus dem artikel nicht schließen ob diese inkludiert sind.

    was locals für ein sentiment haben, ist inzwischen für den dax nahezu irrelevant.

    1. Natürlich ist die US-Stimmung einbezogen: CBOE Put/Call-Ratio ist aus den USA, auch die Investitionsquote der US-Fondsmanager sowie die Bulle/Bär-Differenz der USPrivatanleger.

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