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Investiert wird anderswo Deindustrialisierung: 94 Milliarden Euro Nettoabflüsse an Investitionen in 2023

Deindustrialisierung: Investitionen flossen 2023 netto zu 94 Milliarden Euro aus Deutschland ab. In drei Jahren sind es -319 Milliarden Euro.

Industrieproduktion
Industrieproduktion. Foto: Noomcpk-Freepik.com

Der eine schlägt Alarm vor der Deindustrialisierung Deutschlands, der andere hält das für übertriebene Panikmache. Aber aktuelle Zahlen zeigen eine klare Tendenz! Nach -100 Milliarden Euro in 2021 und -125 Milliarden Euro in 2022 lag der Netto-Abfluss an Investitionen aus Deutschland im Jahr 2023 bei 94 Milliarden Euro. Das zeigen aktuelle Daten vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Also flossen netto in den letzten drei Jahren 319 Milliarden Euro an Investitionen aus Deutschland ab!

Enorme Abflüsse an Investitionen deuten auf Deindustrialisierung hin

Es sind dramatische Dimensionen, die zeigen: Investieren tun Unternehmen immer noch in großem Umfang, nur eben nicht mehr in Deutschland! Und da kann man in der Tat von der Deindustrialisierung sprechen, während zum Beispiel in den USA eine Art von Re-Industrialisierung stattfindet! Laut IW haben ausländische Unternehmen im letzten Jahr nur 22 Milliarden Euro in Deutschland investiert – so wenig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Der Netto-Abfluss an Investitionen über 94 Milliarden Euro ergibt sich aus der Differenz zwischen Investitionen deutscher Unternehmen im Ausland und ausländischer Unternehmen in Deutschland.

Grafik zeigt Entwicklung der Investitionen als Zeichen einer möglichen Deindustrialierung

Die nun drei Jahre in Folge extrem hohen Netto-Abflüsse an Investitionen deuten laut IW-Aussage darauf hin, dass es sich nicht um Ausnahmeerscheinungen, sondern um erste Symptome einer Deindustrialisierung handelt. Das IW weist darauf hin, dass die Produktion im produzierenden Gewerbe im Dezember 2023 deutlich unter den Werten von 2015 lag. Wir hatten auf FMW dazu jüngst bereits berichtet: Vom Hochpunkt vor sechs Jahren ist die deutsche Industrieproduktion bis zuletzt um 13,24 % gesunken.

Wo fließt das Geld hin?

Zwar sind die Direktinvestitionen derzeit weltweit rückläufig, nicht allerdings in der EU: In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 stiegen die Zuflüsse hier um 120 Prozent – auch aus Deutschland: Rund 90 Milliarden Euro, also etwa zwei Drittel aller Auslandsinvestitionen deutscher Unternehmen, flossen zuletzt laut IW in EU-Mitgliedsländer, vor allem in die Benelux-Staaten und nach Frankreich. Bitte was? Das muss man sich mal vorstellen, so meine Meinung: Ein Land wir Frankreich, mit ebenfalls hohen Steuern, viel Bürokratie, viel Staatsgläubigkeit, und unendlich mehr Streiks als hierzulande, zieht Investitionen von deutschen Unternehmen an – das sollte wirklich zu denken geben!

Zu den minimalen Investitionen von Ausländern in Deutschland merkt das IW an, dass – wenn sie es doch taten – handelte es sich oft um kleinere Zukäufe oder Projekte – ein Hinweis auf die ungünstigen Standortbedingungen im globalen Wettbewerb. Der Standort Deutschland ist laut IW zu unzuverlässig. Die Politik mache es für Unternehmen alles andere als attraktiv in Deutschland zu investieren. Dazu zähle, dass Förderprogramme wiederholt und quasi über Nacht gestoppt würden. Die Politik müsse die Investitionsbedingungen drastisch verbessern Bleiben die politischen Rahmenbedingungen so, wie sie sind, könnte sich die Deindustrialisierung laut IW stark beschleunigen.

Kommentar

Meine Meinung: Der kurzfristige Blick auf Änderungen bei Förderprogrammen verdeckt nur den Blick auf die dahinter liegenden großen Probleme, die immer mehr die Tendenz zur Deindustrialisierung  verstärken: Eine unendlich erstickende Bürokratie, hohe Steuern und Abgaben, und ein allgemein wirtschaftsfeindliches Klima. Gut sichtbar ist dieses negative Klima beim Tesla-Werk in Grünheide. Nicht mal der jüngste Anschlag auf die Stromversorgung des Werks schockiert, sondern die konstanten Demonstrationen und Beschwerden gegen alles, was Tesla dort tut. Egal was, man ist dagegen.



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7 Kommentare

  1. Wer jetzt bleibt, muss darauf hoffen, dass seine stromintensive Produktion mehr oder weniger mit Steuergelder subventioniert wird.
    Bei dem wirtschaftlichen Verständnis von Habeck und Co. sollte sich darauf aber Niemand verlassen, denn so viel Steuergelder sind über 15 Jahre nicht abzuzweigen, dass die Verluste der Firmen durch den teuren Strom ausgeglichen werden können.
    Einfach Utopie, wie auch das ganze Geschwafel über grünen Wasserstoff.
    Gut, mit AKWs wäre es begrenzt möglich.
    Also:
    Rettet was noch zu retten ist, denn auch mit Schwarz/Grün wird sich nichts ab 2025 ändern.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Meiner Ansicht nach ist Deutschland der falsche Standort für energieintensive Unternehmen und die Regierung sollte nicht versuchen das mit Steuergeldern auszugleichen, sondern stattdessen in Alternativen investieren.

      Wir hatten das früher auch schon, bsw bei der Kohleförderung, Schiffbau, der halben DDR-Wirtschaft, Kali-Bergbau, …

      Nennt sich Strukturwandel und ist normal, eigentlich, aber politisch halt gefährlich, weshalb die Politik da gerne Geld verteilt, zur Beruhigung der Wähler.

  2. Was mir in dem Artikel fehlt ist:

    1. Das 2023 die inländischen Investitionen von inländischen Firmen seit 2020 permanent steigen (ca. um 2% auf 500Mrd. in 2023 -> ~10Mrd.).

    2. Man den Faktor Überalterung völlig außer acht lässt, warum soll ich in D. investieren, wenn hier die Arbeitskräfte nicht vorhanden sind und der Markt weg bricht?

    1. Die Überalterung ist in allen EU-Ländern nahezu gleich, zumal die BRD die meisten Flüchtlinge aufgenommen hat. Wieso geht es aber in Deutschland so viel schlechter?

  3. Trotzdem hät ma noch an handelsüberschuss von x im letzten Monat. is des nicht schee. wie entsteht dies. wenn man nix einführt und nix ausführt hat mä scho nix verloren. Spaß…
    höchstwahrscheinlich sind halt unser einfallsreiche nicht börsennotierten Mittelstand oder es is unsere. Na die waffenundustrie. mei Vater is Metzger. Die waffenindustrie bringt scho wos auf der Schlachtung na Schlacht bank.
    bank..hm des wort, kennt des jemand ???

  4. Wenn in Deutschland 60 Milliarden Euro Subvention gestrichen werden, und mit Einsparungen kompensiert werden.
    Die Schwarze Null, als goldenes Kalb der Union und FDP gilt. Trotz 16 Jahre Investionstopp in Infrastruktur, Bundeswehr, Stromtrassen.
    Dann kommt Biden mit einem 850 Milliarden Dollar für erneuerbare Energien und 550 Milliarden Dollar für Infrastruktur daher. Dann ist doch klar warum Firmen dorthin gehen.
    Das die AfD, Union und Bild gegen Wärmepumpen, E-Autos und erneuerbare Energien Populismus betreiben, zerstört den Industriestandort, den Markt.
    Kein Wunder das Wärmepumpen Hersteller ihre sparte in die USA verkaufen.

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