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Tesla in Grünheide weiter außer Betrieb – Analyst senkt Absatzerwartung

Tesla kann nicht sagen, wann die Produktion in Grünheide wieder aufgenommen wird. Ein Analyst senkt die Absatzerwartungen deutlich.

Tesla-Werk in Grünheide
Tesla-Werk in Grünheide. Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg

Als hätte die Tesla-Wachstumsstory, die seit Jahren den Aktienkurs pushte, nicht schon längst genug Schlagseite. Der Absatz in China sinkt deutlich mit -19 % im Februar gegenüber Februar 2023, wie diese Woche aus chinesischen Statistikdaten hervorging. Und jetzt das noch: Gestern gab es den linksextremen Brandanschlag auf die Stromversorgung des Tesla-Werks in Grünheide – und man hat offenkundig sein Ziel erreicht. Die Produktion fällt aus, und das nicht nur für wenige Stunden. Der Schaden soll sich laut jüngsten Meldungen auf fast 1 Milliarde Euro belaufen.

Tesla kann nicht sagen wann Produktion wieder anläuft

Die Fabrik von Tesla in der Nähe von Berlin hat einen Tag nach dem Brand eines nahe gelegenen Strommastes noch nicht wieder geöffnet, was den Automobilhersteller, der für dieses Jahr ein langsameres Wachstum erwartet, zusätzlich belastet. Das Unternehmen hat laut Bloomberg darauf hingewiesen, dass man nicht sagen kann, wann die Produktion in Grünheide wieder aufgenommen werden kann, wo sich die Anwohner dagegen wehren, dass Tesla weitere Wälder für eine Erweiterung abholzt. In der Fabrik wurden zuletzt rund 6.000 Geländewagen vom Typ Model Y pro Woche hergestellt.

Analyst spricht über sinkende Absatzerwartung

Tesla-Investoren müssen wahrscheinlich die Erwartungen für die Anzahl der Fahrzeuge, die der Autohersteller in diesem Quartal ausliefern wird, zurückschrauben, schrieb Baird Equity Research-Analyst Ben Kallo in einem heutigen Bericht. Er schätzt, dass Tesla in den ersten drei Monaten des Jahres nur rund 421.100 Fahrzeuge ausliefern wird, etwa 67.900 weniger als der Konsens an der Wall Street. „Eine Reihe von einmaligen Produktionsunterbrechungen haben das Setup für das erste Quartal weiter verkompliziert“, schrieb Kallo, der Tesla Ende Januar als bärische Aktienauswahl bezeichnete.

Die Auslieferungen werden in diesem Quartal wahrscheinlich „deutlich niedriger“ ausfallen als in den letzten Monaten des vergangenen Jahres. Grund dafür sind der Stromausfall im deutschen Werk von Tesla, eine frühere Unterbrechung im Zusammenhang mit einem Konflikt im Roten Meer und eine Umstellung im kalifornischem Werk auf die Produktion einer aufgefrischten Version des Model 3, so Kallo.

Tesla hat in dieser Woche fast 70 Milliarden Dollar oder 11 % seiner Marktkapitalisierung verloren, was zum Teil auf einen Einbruch bei den Auslieferungen aus dem chinesischen Werk zurückzuführen ist.

Blick auf gestrige Ereignisse

Was war gestern genau passiert nach bisherigen Erkenntnissen? Tesla hat die Produktion in Grünheide vor den Toren Berlins gestoppt und die Mitarbeiter nach Hause geschickt, nachdem ein mutmaßlicher Brandanschlag auf einen nahe gelegenen Hochspannungsmast zu Stromausfällen in der gesamten Region geführt hatte. Die Brandenburger Polizei geht von Brandstiftung aus und hat Hubschrauber, Drohnen und Spürhunde eingesetzt, um zu klären, ob das Feuer in Gosen-Neu Zittau vorsätzlich gelegt wurde, wie die örtlichen Behörden am Dienstag mitteilten. Über den Zeitpunkt der Wiederaufnahme der Produktion konnte Tesla noch keine Angaben machen. Das Werk hat derzeit eine Produktionskapazität von 375.000 Autos pro Jahr.

“Wir sind mittlerweile wirklich sehr besorgt um die Sicherheit unserer Mitarbeiter hier am Standort”, sagte Tesla-Werksleiter André Thierig gegenüber Reportern. “Für uns ist das hier wirklich ein Anschlag auf diese Industrieansiedlung hier in Brandenburg. Wir haben über 12.000 Mitarbeiter, die wir jetzt momentan nicht weiter beschäftigen können.”

Eine Organisation namens “Vulkangruppe” bekannte sich in einem im Internet veröffentlichten Schreiben zu dem Brandanschlag. “Wir haben heute Tesla sabotiert. Denn Tesla in Grünau frisst Erde, Ressourcen, Menschen, Arbeitskraft und spuckt dafür 6000 SUVs, Killermaschinen und Monstertrucks pro Woche aus”, heißt es dort. Ziel der Organisation sei “die komplette Zerstörung der Gigafactory und mit ihr das Absägen von ‘Technofaschisten’ wie Elend Musk.”

Eine Gruppe mit demselben Namen hatte sich bereits 2021 zu einem Brandanschlag auf die Tesla-Stromversorgung bekannt, schreibt der Landesverfassungsschutz in seinem Bericht für das betreffende Jahr.

Die Tesla-Fabrik in Grünheide ist seit langem Ziel wütender Anwohner und Umweltgruppen. Die für Ende 2019 angekündigte Eröffnung der Fabrik wurde monatelang durch juristische Einwände von Gruppen verzögert, die befürchten, dass der Standort zu viel Wasser verbrauchen und die lokale Tierwelt gefährden könnte.

Seit letzter Woche campieren Aktivisten in einem Wald in der Nähe des Tesla-Werks, um gegen die mögliche Erweiterung des Standorts zu protestieren. Sie haben Zelte und Baumhäuser errichtet, um die Pläne des Autoherstellers zu stoppen, Kiefernforst im Umfang von rund 140 Fußballfeldern abzuholzen, um Platz für Logistikgebäude zu schaffen.

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. wenn ich der betriebsausfallsversicherer wäre, würde ich genau hinschauen wieso wegen eines abgefakelten mastes die ganze nummer nun eine woche komplett steht. böse zungen könnten behaupten, dass das dem „techno-faschisten“ in diesem aktuellen „absatzboom“ möglicherweise gerade nicht so ungelegen kommt.

  2. so blöd Tesla nun auch nicht….

    ich Frage mich, wann Tesla ihre Zelte zusammen packt. das wäre ein maximaler Reputation Verlust für Deutschland. Und das verursacht durch….Freunde.

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