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Der harte Kampf der EZB gegen Schrottkredite in den Bankbilanzen: Eine Mogelpackung!

Ja, einige Banken in Italien wurden dieses Jahr mit extrem dubiosen Begründungen mit frischen Steuergeld-Milliarden gerettet. Das widerspricht zwar den Zusagen der Politik, dass nie wieder Steuergelder eingesetzt werden sollten um Banken...

FMW-Redaktion

Ja, einige Banken in Italien wurden dieses Jahr mit extrem dubiosen Begründungen mit frischen Steuergeld-Milliarden gerettet. Das widerspricht zwar den Zusagen der Politik, dass nie wieder Steuergelder eingesetzt werden sollten um Banken zu retten – aber egal, das interessiert ja kaum noch jemanden. Weiterhin haben aber viele Banken vor allem im Mittelmeerraum Bilanzen, die mit Schrottkrediten überladen sind.

Mit einer aktuellen Veröffentlichung will die EZB dieses Thema offenbar aktiv angehen, und dem Schrott quasi den Kampf ansagen. Wenn ihr (die Banken) totale Schrottkredite in euren Büchern habt, die wohl eh nie zurückgezahlt werden, dann müsst ihr anfangen ab nächstem Jahr diese Kredite auch zu 100% mit Kapital zu unterlegen („vollständige Deckung aufweisen“). Oh mein Gott, das gleicht ja einer Katastrophe für die Banken, oder? Lesen Sie bitte aufmerksam diesen aktuellen Originaltext der EZB:

Der Ergänzungsentwurf beschreibt die quantitativen Erwartungen der Aufsicht bezüglich des Mindestmaßes an aufsichtlicher Risikovorsorge für neue NPL. Die Erwartungen an die aufsichtliche Risikovorsorge gelten für alle Risikopositionen, die ab dem 1. Januar 2018 neu in die Kategorie „notleidend“ im Sinne der Definition der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) eingestuft werden. Wie lange ein Kredit notleidend ist, wird bei den Erwartungen ebenso berücksichtigt wie Umfang und Bewertung der Sicherheit. Insbesondere wird erwartet, dass die Banken für den unbesicherten Teil neuer NPL spätestens nach 2 Jahren und für den besicherten Teil spätestens nach 7 Jahren eine vollständige Deckung aufweisen. Darüber hinaus müssen die Banken den Aufsehern etwaige Abweichungen vom Leitfaden erläutern. Auf Grundlage dieser Erläuterungen beurteilt die EZB, ob weitere aufsichtliche Maßnahmen notwendig sind.

Der Ergänzungsentwurf soll für neue NPL gelten. Was die NPL-Bestände betrifft, so hat die Bankenaufsicht der EZB Banken mit hohen Beständen dazu aufgefordert, in der ersten Jahreshälfte ihre NPL-Strategien einschließlich ihrer NPL-Abbauziele vorzulegen. Viele Banken haben beachtliche Fortschritte erzielt und glaubwürdige Strategien und Abbaupläne vorgelegt. Bei einigen Banken gibt es jedoch noch Verbesserungsbedarf. Die Bankenaufsicht der EZB wird die Fortschritte beim NPL-Abbau und bei der Risikovorsorge für NPL-Bestände ebenso wie die Entwicklungen bei den NPL-Strategien weiterhin genau beobachten. Bis zum Ende des ersten Quartals 2018 wird sie zudem weitere Maßnahmen für den Umgang mit dem aktuellen NPL-Bestand vorstellen. Dazu gehören auch angemessene Übergangsregelungen.

Haben Sie es genau gelesen? Diese völlige Kapitalunterlegung bei Schrottkrediten (Notleidende Kredite / NPL) gilt nur für „neue“ NPL. Sie sehen es ja im zweiten Absatz des EZB-Textes selbst. Für Altbestände gilt, dass man die Entwicklung weiter „genau beobachten“ wolle. Auch werde man nächstes Jahr „weitere Maßnahmen“ für den Umgang mit den Altbständen vorstellen mit „angemessene Übergangsregelungen“. Im Klartext: Alles bleibt beim Alten. Die Altbestände dümpeln weiter vor sich hin. Hier und da kommen ein paar neue Krümel an NPL hinzu, die zu 100% unterlegt werden müssen.

Aber das Problem sind doch ausschließlich die Altbestände. Und genau für die soll die neue Richtlinie nicht gelten. Also können die alten NPL (in Italien irgendwas um 300 Milliarden Euro) weiterhin tot in den Büchern der Banken schlummern, und das wirkliche Problem wird weiter in die Zukunft verschoben. Und gleichzeitig hat die EZB eine schöne Schlagzeile, dass man die Kapitalvorschriften für NPL nun drastisch verschärft. Das Problem wird damit überhaupt nicht gelöst. Hätte man für die Altbestände diese komplette Kapitaldeckung eingeführt, wäre was passiert? Der Bankensektor in Italien und Spanien wäre über Nacht pleite?

Daher ist es für die Optik doch besser alles so zu belassen wie es ist, oder? Hauptsache man hat ein gutes Gefühl!


Die Zentrale der EZB. Foto: Epizentrum / Wikipedia (CC BY-SA 3.0)



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