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Desaster: Türkische Lira hat Gewinn durch Zinsanhebung wieder komplett verloren

Für die Türkische Lira ist das ein Desaster, und ein eindeutiges Zeichen der strukturellen Schwäche! Wir erinnern uns. Letzten Donnerstag hat die türkische Zentralbank den Leitzins von 17,75% auf 24% angehoben. Eine dramatisch große Zinsanhebung um 6,25% – das war sogar noch viel mehr als von Analysten erwartet!

Normalerweise würde die Währung des jeweiligen Landes bei so einer Nachricht regelrecht durch die Decke schießen. Aber die Lira wertete nur recht überschaubar auf. Der Euro verlor gegen die türkische Lira nur von 7,50 auf 7,00 bis zum folgenden Freitag. Gestern erholten sich Euro und US-Dollar dann schon wieder und nagten am Gewinn der Lira. Heute nun ist der Notenbank-Effekt komplett verpufft.

EURTY und USDTRY stehen jetzt genau da, wo sie am letzten Donnerstag kurz vor der drastischen Zinsanhebung der türkischen Natioanlbank waren, nämlich bei 7,50 und 6,40. Das dürfte Wasser sein auf die Mühlen von Staatspräsident Erdogan. In seinem offensichtlichen Unvermögen finanztechnische Zusammenhänge zu verstehen, hat er auch jüngst wiederholt, dass steigende Zinsen schuld an der Inflation seien. Er wolle sinkende Zinsen.

Er habe zwar Geduld mit der Zentralbank, aber nur begrenzt. Wenn er jetzt sieht, dass die Zinserhöhung am Devisenmarkt wirkungslos bleibt, wird er denken, dass seine spiegelverkehrte Sichtweise richtig ist. Würde er in Kürze die Zentralbank endgültig entmachten, dürfte das dramatische Auswirkungen auf die türkische Lira haben.

Wie man aus Finanzkreisen hört, tat sich Erstaunliches am Donnerstag in den Stunden nach der Zinsanhebung, als die türkische Lira geringfügig aufwertete. Türkische Unternehmen und auch Privatleute kauften offensichtlich in bedeutendem Umfang schnell US-Dollars und Euros. Damit verhinderten sie natürlich die Fortsetzung Lira-Aufwertung. Psychologisch kann das nur eines bedeuten: Die Devisen-Käufer sahen, dass sie kurzfristig etwas günstiger an US-Dollars und Euros kamen, und nutzten ihre Chance. Sie glauben nicht wirklich an eine nachhaltige Erholung der Lira.

Im Chart ist die Erholung des Euro gegen die Lira gut sichtbar. So wird das nichts mit einer stärkeren Lira. Präsident Erdogan denkt die Notenbanker kriegen es nicht gebacken – dabei versteht er nicht, dass er mit seiner Verunsicherung der Devisenmärkte das Problem ist. Und die Investoren sehen, dass er in Finanzfragen völlig daneben liegt mit seinen Aussagen. Das bewirkt Instabilität und Unsicherheit. Die eigene Bevölkerung scheint mehrheitlich zwar für Erdogan zu jubeln, aber wenn es um das liebe Geld geht, nutzt man offenbar doch lieber jede Gelegenheit um seine türkische Lira in Euro oder Dollar zu tauschen.

Übrigens scheint die Türkei nach und nach auf dem Weg hin zu Kaptialverkehrskontrollen zu sein. Ein kleines Anzeichen dafür ist die Verkündung von letzter Woche, dass Immobiliengeschäfte nur noch in Lira abgewickelt werden dürfen. Damit versucht man Anleger zu zwingen Lira zu erwerben, was den Kurs natürlich stützten könnte. Übermorgen wird die türkische Regierung angeblich ein Bankenrettungsprogramm verkünden, womit der Staat den Banken notleidende Kredite abnehmen will. Das könnte mehr als nötig sein um das Finanzsystem zu stützen.


Euro vs Türkische Lira seit letztem Donnerstag.



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