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Nur Rückgang in Pakistan ist noch größer Deutsche Ölnachfrage stark rückläufig wegen Konjunkturschwäche

Die deutsche Ölnachfrage ist stark rückläufig wegen der aktuellen Konjunkturschwäche. Nur Pakistan ist noch schwächer.

Laut Statistischem Bundesamt schwankt die Wirtschaftsleistung (BIP) ständig hin und her. Mal ein Quartal ein Mini-Zuwachs, dann Mini-Absturz usw. Aber ins BIP fließen ja auch Dienstleistungen, Konsum etc ein. Wie schwach es derzeit um die deutsche Industrie bestellt ist, könnte die folgende Meldung aufzeigen. Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage in Deutschland und der damit verbundenen geringeren Nachfrage nach wichtigen Industriekraftstoffen wird die deutsche Ölnachfrage (Verbrauch) in diesem Jahr deutlich zurückgehen. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris wird der Ölverbrauch in Deutschland in diesem Jahr um rund 90.000 Barrel pro Tag sinken, so Bloomberg aktuell. Dieser Rückgang ist auf einen starken Einbruch der Nachfrage nach Diesel und Naphtha zurückzuführen, die beide eng an die Konjunktur gekoppelt sind.

“Die Nachfrage nach Ölprodukten, einschließlich Biokraftstoffen und der direkten Verbrennung von Rohöl, wird in Deutschland 2023 stärker zurückgehen als in jedem anderen OECD-Land”, sagte Ciaran Healy, Ölmarktanalyst bei der IEA, in einem Interview. “Wir glauben, dass weltweit nur Pakistan einen stärkeren jährlichen Rückgang verzeichnen wird.”

Der Verbrauchsrückgang unterstreicht die Misere der deutschen Wirtschaft im laufenden Jahr. Die Wirtschaftsleistung ist im letzten Quartal geschrumpft, und die jüngsten Einkaufsmanagerindizes zeigen sowohl im Baugewerbe als auch in der verarbeitenden Industrie deutliche und anhaltende Rückgänge.

Stark rückläufige Ölnachfrage in Deutschland

Ein Rückgang der Ölnachfrage um 90.000 Barrel pro Tag ist zwar nur ein winziger Bruchteil des weltweiten Energiemarktes, entspricht aber einer Verringerung des jährlichen Verbrauchs in Deutschland um etwa 4 % — ein erheblicher Anteil für eine große Volkswirtschaft. Die Nachfrage nach Diesel in Deutschland — dem traditionell größten Verbraucher in Europa — wird den Daten der IEA zufolge in diesem Jahr voraussichtlich um etwa 40.000 Barrel pro Tag oder fast 4% zurückgehen. Auch in Frankreich, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Europäischen Union, ist die Nachfrage stark rückläufig.

Ähnlich verhält es sich mit Naphtha, das von der petrochemischen Industrie als Rohstoff für die Herstellung von medizinischen Geräten bis hin zu Lebensmittelverpackungen verwendet wird. Auch hier wird die jährliche Nachfrage um etwa 40.000 Barrel pro Tag zurückgehen, was mehr als 13% entspricht — allerdings von einem relativ hohen Niveau aus. In den Jahren der Pandemie stieg der Verbrauch in Deutschland sogar an.

LyondellBasell Industries NV, ein großes Kunststoff-, Chemie- und Raffinerieunternehmen, dessen größte europäische Anlage sich in Deutschland befindet, wies bei der Präsentation der Geschäftsergebnisse am Freitag auf die geringe europäische Nachfrage nach petrochemischen Produkten hin und fügte hinzu, dass diese Situation voraussichtlich anhalten werde.

Neben der schwachen Industrienachfrage bekommt der Diesel auch die Auswirkungen langfristiger Trends auf den Straßen zu spüren, da die Käufer Benzinfahrzeuge bevorzugen, die Effizienz steigt und Elektroautos Marktanteile einbüßen, so Healy. Außerdem sei eine Abkehr von der Verwendung von Heizöl zu beobachten.

FMW: Nicht nur, dass Industrieanlagen nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs und explodierten Energiepreisen abgeschaltet wurden. Auch verlässt Produktion Deutschland (siehe BASF). Solche Faktoren lassen verständlicherweise die Ölnachfrage sinken. Was auf den ersten Blick wie ein Erfolg für den Umweltschutz wirkt, bedeutet aber lediglich: Das Öl, was hierzulande weniger verfeuert wird, geht nun in Asien oder den USA in die Luft.

FMW/Bloomberg



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