Anleihen

Deutsche Staatsanleihen – das Interesse lässt nach

Die Flucht in vermeintliche Sicherheit hatte im vergangenen Jahr schon unglaubliche Entwicklungen auf dem Markt für Staatsanleihen ausgelöst – besonders deutsche Staatsanleihen waren gefragt. Über ein Viertel der weltweiten Staatsbonds (17 Billionen Dollar) notierte daher im negativen Bereich. Diese Summe hat sich in den letzen Wochen wieder der 10 Billionen-Dollar-Marke genähert. Als einer der sichersten Häfen waren die deutschen Staatsanleihen gefragt, mit kurzzeitig negativer Verzinsung in allen Laufzeiten – bis zur 30-jöhrigen Staatsanleihe. Doch inzwischen hat sich doch einiges geändert, wie die jüngsten Emissionen zeigen.

Deutsche Staatsanleihen – Unterdeckung

Der Renditeanstieg bei deutschen Staatsanleihen schreitet voran. Während man zum Höhepunkt der „Kurshausse“ bei den deutschen 10-jährigen Bunds Anfang September 2019 noch eine Verzinsung von minus 0,74 Prozent akzeptierte, sind es aktuell nur noch minus 0,21 Prozent. Aber mehr noch: Bei der Emission neuer 30-jähriger deutscher Staatsanleihen am Mittwoch kam es zu einer Unterdeckung, sprich die Nachfrage fiel geringer aus als das Angebot des deutschen Staates. Man hatte 1,5 Milliarden Euro angeboten, die Nachfrage belief sich aber nur auf 1,2 Milliarden Euro. Dies war auch schon vor Wochenfrist der Fall, als es für eine neue 10-Jährige auch schon zu wenig Nachfrage gab.

Mit dem Rückgang der Negativrendite zeigt sich damit ein Trend: Der Hunger der Investoren auf deutsche Staatsanleihen mit einem Nullkupon hat nachgelassen, die Schwelle für die Negativverzinsung liegt derzeit bei einer Laufzeit von 14 Jahren. Bisher wurden viele Papiere, die eine Negativverzinsung geboten hatten, sehr zur Verwunderung mancher Beobachter gekauft – einfach auch aus dem Grund, weil man bei weiter nachgebenden Zinsen schöne Kursgewinne einfahren konnte. Dies scheint aber jetzt vorbei zu sein, der Kauf von Anleihen mit Negativverzinsung und langer Laufzeit könnte sich wegen der Duration zu einem waghalsigen Geschäft entwickeln.

Fazit

Die Angst vor einem weiteren Absacken der Konjunktur hat nachgelassen, die Kurse deutscher Staatspapiere haben nachgegeben und den spekulativen Anlegern sehr viel Geld gekostet. Was wird erst die österreichische 100-Jährige an Kursverlusten eingefahren haben? In Deutschland wird die Diskussion um die Abkehr von der schwarzen Null auch immer lauter, es werden nicht nur von der EZB von Deutschland staatliche Investitionsprgramne gefordert, auch Maßnahmen gegen den Klimawandel könnten zur Emission neuer Papiere führen. Also doch ein langsamer Zinsanstieg? Dies würde aber (kurzfristig) die Anleihen noch einmal unattraktiver zu den Dividendenpapieren machen – TINA könnte nochmals einen kleinen (letzten?) Schub bekommen.

 

Deutsche Staatsanleihen waren zuletzt weniger gefragt - wohl nicht zur Freude von Bundesfinanzminister Scholz

Olaf Scholz. Foto: Christoph Braun CC0

 



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1 Kommentar

  1. Die Nachfrage wird bald wieder richtig anziehen, notfalls gibt die EZB über die Bundesbank den „Lender of last resort“ und pusht die Preise in neue Höhen.

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