Indizes

Die Vernichtung des Zinses und die Zombifizierung der Wirtschaft

Der gestrige Tag ist eine Wendepunkt: nun ist endgültig klar, dass die westliche Welt sich Zinsen nicht mehr leisten kann..

Die USA waren das letzte Refugium in der westlichen Welt: hier gab es noch Zinsen, konnte man mit dem Kauf von Staatsanleihen Renditen erzielen, die die Dividendenrendite des S&P 500 übertraf und damit eine echte Konkurrenz zu den Aktienmärkten darstellte!

Werbung: Gratis in Aktien und ETFs investieren. Null-Provision, Null-Aufwand! Erhalten Sie eine Gratisaktie im Wert von bis zu 100€

 

Renditen und Dollar fallen

Nun ist die 10-jährige US-Staatsanleihe erstmals seit Herbst 2016 unter die Marke von 2% gefallen – die 30-jährige US-Staatsanleihe fällt unter die Marke von 2,5%. Die Aussicht auf einen Zinssenkungszyklus, den einige Fed-Mitglieder in ihren dot plots (Zinserwartung) selbst gegeben haben, dürfte die Renditen weiter unter Druck bringen (damit auch den Dollar).

Im Grunde hat die Fed gestern zugegeben, dass auch die US-Wirtschaft nicht ein anderer Planet ist als die „Restwelt“ – genau das hat die Wall Street mit ihrem „goldilock-Szenario“ ja lange geglaubt, während die Anleihemärkte (Invertierung der Zinskurve) schon früh sich sicher waren, dass die USA sich nicht von der globalen Konjunktur würden entkoppeln können.

Nun haben die Aktienmärkte Unrecht gehabt – und fühlen sich dennoch als Sieger, weil wieder einmal die Fed zur Hilfe eilt. Zinssenkungen sind ja schön und gut – aber sie helfen eben nur wenig, wenn Gewinne und Umsätze der Unternehmen einbrechen in einer Rezession.

Daher ist es zwar durchaus wahrscheinlich, dass die US-Aktienmärkte auf ein neues Allzeithoch klettern (und der S&P 500 dann vielleicht sogar weiter bis 3000 Punkte steigt) – aber die kommende US-Berichtssaison wird dann das zeigen, was viele schon für das 1.Quartal erwartet hatten: dass die Abkühlung der Wirtschaft auch in den Bilanzen der Konzerne sichtbar wird. Und das bei derart hohen Bewertungen aktuell..

 

Die Zins-Vernichtung und die Zombies

Wenn nun auch die Fed die Zinsen senkt, wird auch die letzte Zins-Insel vernichtet – wo soll die Liquidität dann hin? Paradoxerweise wohl weiter auch in die Aktienmärkte, und das bei sich verschlechternden fudamentalen Bedingungen für die Unternehmen. Und natürlich in Gold..

Die Hoffnung der Notenbanken und der Märkte ist ja, dass man nur einfach das wiederholen müsse, was man im Gefolge der Finanzkrise getant hatte. Aber solch extreme Maßnahmen wirken nur eine begrenzte Zeit – die Wirksamkeit nimmt stetig ab, sodass die Rettungsmaßnahmen immer weniger effektiv und damit immer teurer werden. Faktisch sind wir direkt auf dem Weg in eine Deflation – und damit werden dann auch die Vermögenspreise (Aktien, Immobilien) fallen. Dann bleibt als letzte Rettungsmöglichkeit wohl nur noch das Helikoptergeld – mit einer dann folgenden massiven Inflation.

Der gestrige Tag ist eine Wendepunkt: nun ist endgültig klar, dass die westliche Welt sich Zinsen nicht mehr leisten kann. Die Abschaffung des Zinses aber zombifiziert die Wirtschaft weiter – faktisch beschleunigen die Notenbanken also den Abstieg mit ihrem Versuch, eben diesen Abstieg zu verhindern..

Und so lautet das Motto derzeit: Hurra, wir sind dabei zu scheitern – aber vorher machen wir noch Party..



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

9 Kommentare

  1. Hallo Hr. Fugmann. Morgen ist ja Verfallsstag. Wäre das erfahrungsgemäss für den DAX ein eher bullishes oder eher bearisches Zenario?

    1. @remada, in der Regel verstärkt der Verfall den Trend – geht es nach oben, werden Puts (Absicherungen) aufgelöst, was dann faktisch Käufe sind..also eher bullisch für den Dax nach meiner Auffassung

      1. Danke für die rasche Antwort. Servus

  2. Kompliment Herr Fugmann! Hier im Board wurden ihre klaren Ansagen stets kontrovers diskutiert. Auf jeden Fall ist Ihre Prognosequalität in Sachen Konjunktur- und Zinsentwicklung deutlich besser, als die der Fed, die noch vor einem halben Jahr genau das Gegenteil der jetzigen Entwicklung prognostizierte. Chapeau!

  3. Wie sagte doch einst ein gewisser Chuck Prince: „as long as the music is playing, you’ve got to get up and dance.“ Genau das erleben wir seit Jahren denn ohne die Notenbanken und deren massiven Einsatz wären wir längst in einer ganz anderen Situation. Und wie Sie richtig schreiben, die Welt kann sich keine Zinsen mehr leisten, weil einfach die Verschuldung so dermaßen hoch ist das ein kleiner Zinsanstieg oder gar ein dauerhafter Anstieg hier einige Kartenhäuser sofort zum Einsturz bringen würde.

  4. Lieber Markus Fugmann,

    ich schicke euch mal, über „den kleinen Dienstweg“, dieses sehr interessante Video, was mehr Beachtung verdient.

    Ein kontroverses Gespräch zwischen den Ökonomen Prof. Heinz-Josef Bontrup und Dr. Markus Krall…

    https://deutsch.rt.com/programme/der-fehlende-part/89213-prof-bontrup-versus-dr-krall/

    (jaaaa, das gaanz pöööse RT-Deutsch….nun ja, so etwas gibt es halt im Zwagsbeitrags-TV nicht, da bekommt man eher ein weiteres Schmierentheater von Altlantikbrrücken-Jpurnalist Claus Kleber…)

    Liebe Grüße

    GN

  5. Markus,

    „Wenn nun auch die Fed die Zinsen senkt, wird auch die letzte Zins-Insel vernichtet – wo soll die Liquidität dann hin? Paradoxerweise wohl weiter auch in die Aktienmärkte, und das bei sich verschlechternden fudamentalen Bedingungen für die Unternehmen. Und natürlich in Gold..“

    Aber, das ist doch Punkt, die Anleihe- wie die Aktienmärkte müssen sich seid Lehman angleichen, d.h. die EZB muss endlich aus ihrem „Dornröschenschlaf“ aufwachen und endlich mal „Schwung in die bringen“, geht aber nicht wegen den „Brexit-Freunden“. Eine eventuelle Zinssenkung seitens der FED macht keinen Sinn ! Keinen !

    Was wir hier sehen ist immer noch Lehman ! Ist das so schwer zu verstehen ?

  6. @ Marko, die weltweit grösste Notenbank , die EZB muss weiter dovish sein weil die kleine FED auch dovish ist ?? Frage, ist das Lehmann Syndrom heilbar ?

  7. Und genau das da, der Bufu bei 172 Punkten, sagt mir einiges…

    https://www.onvista.de/futures/snapshot/FGBLC1

    Da sieht man doch, wie der Markt „Europa“ vertraut… und das obwohl die allerbeste, schönste und tollste und natürlich „mächtigste“ Notenbank der Welt, die FED, einen „Zinsvorsprung hat, gegenüber der EZB ?

    Irendwie seltsam ?

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage