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Seit 5. Februar laufende Sanktionen wirken? Diesel-Lieferungen aus Russland 35 Dollar billiger als Konkurrenz

Russland verkauft zwar weiter große Ölmengen ins Ausland. Aber zum Beispiel beim Preis für Diesel sieht man große Preisnachlässe.

Seit dem 5. Februar laufen nun auch die westlichen Sanktionen gegen Ölprodukte aus Russland, wie zum Beispiel Diesel. Seit Dezember sind bereits die Beschränkungen für Rohöl in Kraft. Dass Russland weiterhin seine Ölprodukte in großen Mengen auf den Weltmarkt liefert, haben wir in jüngsten Berichterstattungen aufgezeigt. Aber offenbar verliert man Geld bei der Höhe des Verkaufspreises. Denn der liegt deutlich unter dem Weltmarktpreis – bei Diesel sieht man dies besonders deutlich.

Nachdem die internationalen Sanktionen gegen russische Diesel-Lieferungen nun seit mehr als zwei Wochen in Kraft sind, gibt es nämlich laut Bloomberg erste Anzeichen dafür, dass sie zumindest teilweise die gewünschte Wirkung zeigen. Die jüngsten Maßnahmen der G7 und der EU zielten im Wesentlichen auf zwei Dinge ab: Moskaus Einnahmen zu schmälern, aber die Liefermengen aufrechtzuerhalten.

Diesel aus Russland mit 35 Dollar Preisabschlag

Seit die neuen Regeln am 5. Februar in Kraft getreten sind, ist der Exportpreis für russischen Diesel im Vergleich zu den nicht-russischen Lieferungen weiter gesunken, wobei der Abschlag zu Beginn der letzten Woche bei über 35 Dollar pro Barrel lag, und am Montag leicht unter diesen Wert sank, wie aus Daten der Argus Media Ltd hervorgeht, die von Bloomberg in Barrel umgerechnet wurden.

Gleichzeitig haben sich die Exportmengen weitgehend gehalten. In der ersten Februar-Hälfte wurden im Durchschnitt mehr als 1 Million Barrel Diesel-Kraftstoff pro Tag aus den Häfen des Landes verschifft – ein leichter Rückgang gegenüber Januar, aber immer noch deutlich über dem Tagesdurchschnitt von 2022 -, so die von Bloomberg zusammengestellten Daten von Vortexa Ltd.

Preisunterschied für Diesel aus Russland und sonstigen Lieferanten

Auch der allgemeine Markt für Diesel ist relativ ruhig, ein wichtiges Detail für die G7. Der Preis für Diesel-Futures im Verhältnis zum Rohöl, der so genannte Crack Spread, erreichte kürzlich den niedrigsten Stand seit fast einem Jahr. Die Struktur der Terminkurve des Kraftstoffs, eine wichtige Kennzahl für Angebot und Nachfrage, lässt keine offensichtliche Panik erkennen. Unklar bleibt jedoch, zu welchem Preis der russische Diesel letztendlich verkauft wird und wo das Geld landet.

Unterschiedliche Preise

Die Preise für russisches Öl werden häufig auf einer so genannten „Free-on-Board“- oder „FOB“-Basis angegeben. Das ist im Wesentlichen der Preis in dem russischen Hafen, in dem das Schiff beladen wird. Der jüngste von Argus ermittelte FOB-Preis für Diesel aus Russland in der Ostsee liegt bei etwa 74 Dollar pro Barrel, und damit deutlich unter der von der EU und den G7-Staaten vereinbarten Preisobergrenze von 100 Dollar. Allerdings wird Dieselkraftstoff aus dieser Region in Länder wie die Türkei, Marokko und Tunesien verschifft.

Die Käufer in diesen Ländern zahlen möglicherweise deutlich mehr als den FOB-Preis. Auf dem Rohölmarkt ist dies jedenfalls der Fall: Russisches Ural, das nach Indien geliefert wird, war vor kurzem mehr als 20 Dollar pro Barrel teurer als sein baltischer Exportpreis. „Es gibt weniger Geschäfte, die offen über Makler abgewickelt werden, und mehr Geschäfte hinter verschlossenen Türen“, so Mark Williams, Forschungsdirektor für kurzfristige Öle bei Wood Mackenzie Ltd. Das verringert die Preistransparenz für den breiten Markt.

Reibungslose Exporte?

Es stellt sich auch die Frage, ob die russischen Exporte weiterhin so relativ reibungslos verlaufen werden wie bisher. Die Internationale Energieagentur erklärte am Mittwoch, sie erwarte, dass Russland Schwierigkeiten haben werde, Diesel zu platzieren, und dass das Land in der Folge die Raffinerieproduktion reduzieren müsse. Die Daten von Vortexa zeigen, dass die Ausfuhren von Dieselkraftstoff aus Russland in der ersten Hälfte dieses Monats im Monatsdurchschnitt nur neunmal in mehr als sieben Jahren übertroffen wurden.

Zwar sind sie im Vergleich zum Vormonat um etwa 150.000 Barrel pro Tag zurückgegangen, doch darf nicht vergessen werden, dass die Exportraten für Diesel im Januar und Dezember die höchsten waren, die seit Anfang 2016 aufgezeichnet wurden. Da in den kommenden Monaten mit höheren Wartungskosten für russische Raffinerien und geringeren Rohölmengen zu rechnen ist, dürften die Dieselexporte des Landes laut Williams in Zukunft weiter zurückgehen.

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. Brics hat’s leicht

    Die Verluste der Russen sind gleichzeitig die Subvention von Indien und China, also Konkurrenten auf den Weltmärkten. Zudem verteuern die Westler die eigenen Energiepreise durch klimaschädigende Umwege der Lieferungen.China muss sich überhaupt keine Mühe geben, es wird durch die Naivität der Westler gerade zur ersten Wirtschaftsmacht hinaufkatapultiert.

  2. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Russisches Öl hat aktuell einen Break Eaven von etwas über 20 US Dollar pro Barrel. Darunter sollte es nicht mehr gehen, ansonsten ist Russland pleite.

    Im Jahre 98 ging’s infolge der Asienkrise von 97, bis auf unter 10 Dollar das Barrel, über Wochen und Monate, schon war Russland pleite.

    Eigentlich hätte man denken können, vor denen haben wir jetzt jahrelang Ruhe. Fehlgedeutet. Zuerst erließ Schröder Putin 7,1 Milliarden Euro Schulden. Die „Welt“ berichtet seinerzeit ausführlich darüber ( 11.04.02).
    Dann explodierten die Preise bis auf über 140 Dollar pro Barrel im Sommer 08. Die Älteren unter uns werden sich vielleicht erinnern…..

    Diesel kann der Russe noch für knapp unter 40 Dollar das Barrel verkaufen, ohne pleite zu gehen. Allerdings verdient er dann auch nichts mehr dran.

    Insgesamt hält der Putin vielleicht noch eins, zwei Jahre durch, es sei denn, Russland wird von China gestützt. Dann noch länger.

    China hat geopolitisch kein Interesse am Untergang Putins. So oder so wird Russland geschwächt aus diesem Konflikt hervorgehen.

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