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Russland-Exportverbot für Diesel treibt Preise – Verknappung

Russland verbietet den Export von Diesel, um den heimischen Markt zu sättigen. Aktuell sieht man bereits deutlich steigende Preise in Asien.

Diesel tanken über Zapfhahn
Photographer: Bloomberg Creative Photos/Bloomberg Creative Collection

Gestern hatte Russland den Export von Diesel auf den Weltmarkt eingeschränkt. Man will erst einmal den heimischen Markt verstärkt versorgen, um dort die Preise zu senken. Was das für den Diesel-Markt außerhalb Russlands bedeutet, ist einfach nachvollziehbar. Denn das Land ist global ein wichtiger Lieferant von Dieselkraftstoff, und in den letzten Jahren wurden gerade im Westen Raffineriekapazitäten abgebaut, was sich jetzt mehr und mehr zu rächen scheint. Die asiatischen Dieselpreise steigen nach dem überraschenden Exportverbot Russlands, obwohl zahlreiche Marktbeobachter von einer baldigen Aufhebung des Verbots ausgingen.

Diesel-Knappheit nimmt zu – Nachfragewachstum in China

Das Verbot – das gestern mit einigen kurzfristigen Ausnahmen in Kraft getreten ist – dürfte die bestehende Knappheit auf den globalen Kraftstoffmärkten noch verschärfen, da die Nachfrage in den Wintermonaten steigen wird, während viele Raffinerien weltweit kaum die Mittel haben, die Produktion weiter hochzufahren, so Bloomberg aktuell. In Asien kommt erschwerend hinzu, dass der Aufschwung in der chinesischen Luftfahrt ebenfalls an Fahrt gewinnt und den Verbrauch von Düsenkraftstoff – einem Produkt mit ähnlichen Eigenschaften wie Diesel – in die Höhe treibt.

Die von Moskau verhängte Exportbeschränkung ist die jüngste Erschütterung der Energiemärkte, seit Russlands Einmarsch in die Ukraine im Jahr 2022 die weltweiten Rohöl- und Produktströme durcheinander gebracht hat. Diesel ist ein wichtiges Produkt für die Weltwirtschaft, das Lastwagen, Schiffe und Züge antreibt. Nach Angaben von Vortexa war Russland in diesem Jahr bisher der weltweit größte Verlader auf dem Seeweg.

„Vieles wird davon abhängen, wie lange Russland das Ausfuhrverbot für Kraftstoffe aufrechterhält“, sagte Vivek Dhar, Analyst der Commonwealth Bank of Australia, und verwies auf die Ausnahmen. „Die unmittelbaren Auswirkungen werden dadurch gedämpft, dass Russland die Ausfuhr von Treibstoffladungen erlaubt, wenn diese bereits von der russischen Eisenbahn zur Verschiffung angenommen wurden oder über Ladepapiere für den Seetransport verfügen.“

Diesel-Preisaufschlag in Singapur über Dubai-Rohölpreis

Verarbeiter in China und Indien haben mehr Diesel an internationale Abnehmer exportiert, da die beiden Raffineriegiganten Rekordmengen an russischem und iranischem Rohöl abnehmen. Außerdem gehört Asien nicht zu den Hauptabnehmern von russischem Diesel und Benzin, und wird daher nicht am stärksten von dem Verbot betroffen sein. Heute die Preise für Diesel gegenüber Rohöl aus Dubai in Singapur um 3,4 % auf 30,21 Dollar je Barrel, ein Indikator für die Gewinne bei der Herstellung des Kraftstoffs. Damit liegt der Preis weiterhin unter dem Höchststand vom August, der bei über 34 Dollar pro Barrel lag.

Sorgen um die Lagerung in Russland

Russland hat zwar noch keine Angaben darüber gemacht, wie lange das Exportverbot für Diesel und das ergänzende Verbot für Benzin gelten wird, aber es wird allgemein erwartet, dass es nur von kurzer Dauer sein wird. „Sobald die inländischen Vorräte wieder aufgefüllt sind, wird Russland die Exporte wieder aufnehmen müssen, da es keine freien Lagerkapazitäten gibt“, so der Branchenberater FGE in einer Mitteilung. Das Unternehmen geht davon aus, dass die russischen Diesel-Exporte spätestens in zwei Wochen wieder aufgenommen werden, möglicherweise auch früher. Ähnlich lautete der Ausblick von JP Morgan. Das russische Verbot werde nur „ein paar Wochen dauern, bis die Ernte im Oktober abgeschlossen ist“, schrieben Analysten wie Natasha Kaneva und Prateek Kedia. Die Einschätzung der Citigroup ging jedoch von einer längeren Dauer aus: Das Verbot sollte etwa sechs Wochen dauern.

Kann China mehr Diesel exportieren?

Allerdings wurde russischer Diesel seit Inkrafttreten eines früheren Verbots der G7 für russische Kraftstoffe auf Märkte wie die Türkei, Lateinamerika und sogar den Nahen Osten umgeleitet. Zwar wird sich der Wegfall der russischen Lieferungen in Asien nicht sofort bemerkbar machen, da die Region eine bedeutende Raffinerieindustrie beheimatet, doch könnte dies zu einer Verknappung des ohnehin schon volatilen globalen Marktes für Diesel führen. Gleichzeitig gibt es Bedenken, ob China in der Lage ist, wesentlich mehr zu exportieren als die derzeitigen Mengen, die bereits über dem Normalwert liegen. Die lokalen Raffinerien haben ihre Verarbeitung in den letzten Monaten aufgrund der hohen Gewinne aus der Herstellung von Kraftstoffen und auch aus dem Export hochgefahren, obwohl die Kraftstoffabflüsse des Landes durch von der Regierung festgelegte Quoten und nicht durch die Kräfte des freien Marktes kontrolliert werden.

FMW/Bloomberg



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3 Kommentare

  1. In den oben genannten ca. 2 Wochen wird es einige Diesel-Verbraucher geben, die neuen Dieselkraftstoff zu höheren Preisen kaufen müssen.

  2. na, dann werden die befreier in der ukraine ihre leoparden schieben oder ziehen müssen.
    oder unsere tussi’s müssen stattdessen auf den suv verzichten und sind gezwungen, ihren, meist übermässig ausgeprägten gluteus maximus, eine zeitlang artgerecht zu bewegen.

  3. Nicht vergessen, um Putin zu bekämpfen, und die russische Wirtschaft zu ruinieren, wollten die Deutschen sogar frieren.
    Aber dann nehmen sie doch wohl lieber russisches LNG, und Reimport aus Indien, und ruinieren ihre eigene Wirtschaft.
    Ja, so ist das, wenn man von der Realität eingeholt wird.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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