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Dotcom-Blase 3.0: Chinas Technologie-Firmen

Von Markus Fugmann

Waren US-Tech-Firmen auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase im Jahr 2000 teuer? Sicher. Aber im Vergleich zu den Bewertungen von chinesischen Tech-Firmen derzeit geradezu „günstig“. So liegt das durchschnittliche KGV von Chinas Tech-Firmen derzeit bei sagenhaften 220 – in den USA lagen im Jahr 2000 die Bewertungen der Tech-Firmen auf dem Höhepunkt der Blase bei einem KGV von 156. Sprich: chinesische Tech-Firmen sind aktuell 41% teurer als ihre amerikanischen Pendants auf dem Höhepunkt der Dot.com-Euphorie.

Die chinesischen Tech-Firmen sind dabei am Aktienmarkt in Shanghai mit Abstand die Top-Performer: der Tech-Index in Shanghai, der CSI 300 Technology Index, konnte in 2015 bereits um 69% zulegen und übertraf damit den Gesamtmarkt in Shanghai bei weitem. Von den weltweiten Tech-Firmen, die eine Marktkapitalisierung von mindestens einer Milliarde Dollar haben, kommen die besten 50 Aktien-Performer allesamt aus China! Spitzenreiter ist Beijing Tianli Mobile Service Integration Co.: seit ihrem IPO im letzten Jahr ist die Aktie um 1871% gestiegen – und hat derzeit ein KGV von 379.

Gleichwohl sind die Regularien in China streng: eine Firma muss profitabel sein, um an der Börse gelistet zu sein – dadurch fehlen die in den USA auf dem Hochpunkt der Dot.com-Blase gängigen Firmen, die nicht profitabel waren oder praktisch gar keine Umsätze generierten. Aber ein KGV von 379 wie bei Beijing Tianli Mobile Service Integration Co. läßt sich auch damit nicht rechtfertigen. Der Tech-Sektor hat in China auch mit 13% Marktkapitalisierung im Vergleich zum Gesamtmarkt einen geringeren Anteil als auf dem Hochpunkt der Blase in den USA (31%) – daher haben ausländische Analysten, die vor einem Platzen der chinesischen Tech-Blase warnen, die Hoffung, dass das Ende der Blase weniger heftige Konsequenzen haben könnte als einst in den USA. Aber sicher ist das nicht: erfasst erst einmal Panik den Markt, kann es auch Übertreibungen nach unten geben. Chinas Aktien-Spekulanten sind so hoch gehebelt wie noch nie, es sind vor allem junge, nicht sehr gebildete Chinesen die den Tech-Sektor nach oben gekauft haben – und nicht sehr viel „Sitzfleich“ haben dürften, wenn der Zug in die entgegengesetzte Richtung fährt.

Noch aber ist ein Ende der Party nicht in Sicht: heute Nacht hat die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua einen robusten Aktienmarkt als wichtig für China bezeichnet, die Anstiege der letzten Monate seien „rational“. Zinssenkungen (wie einst 1998 in den USA in Reaktion auf die Russland-Krise) und die Hoffnung auf weitere Stimulus-Massnahmen dürften die Aktienmärkte erst einmal weiter nach oben treiben – zumal die Rally offenkundig von Peking befördert wird mit Kommentaren wie heute Nacht von Xinhua.

Ein wesentlicher Treiber der Rally ist auch das von Premier Li Keqiang im März verkündete Programm „Internet Plus“, das Web-Firmen mit traditionellen Industrie-Firmen verlinken möchte. Davon profitieren nun vor allem die Besitzer und Mehrheitseigner der chinesischen Tech-Firmen: allein in 2015 hat die Blase zwölf neue Tech-Milliardäre (in Dollar) hervorgebracht. Deutlich größer hingegen dürfte die Zahl der Opfer sein, wenn die Blase eines Tage platzen wird..



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3 Kommentare

  1. Ich finde das dies Sache eines Regulatoriums sein sollte. Gerade bei Börsennotierten Unternehmen die ein Risikofaktor darstellen könnten für das System sollten an Auflagen gebunden sein. Da wird aber noch der eine oder andere Crash kommen müssen, bzw. ein Big Crash der das System endlich umkrempelt.

  2. Das klingt aber verdammt nach Blase!
    Wie kann man auf das“Platzen“ der Blasewetten?

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