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Dubai und VAE crashen – was sind die Gründe?

Dubai bei Nacht

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und allen voran Dubai stehen seit jeher für kreditgetriebenen Größenwahn und oberflächlichen Wachstums-Mythos. (Werbung: Reiseführer Dubai – Der Stadtreiseführer: Mit mehr als 50 Sehenswürdigkeiten, Faltkarte & Metroplan). Dieser Mythos bekam schon einmal einen gehörigen Dämpfer, als die Kredite 2008 versiegten und Dubai vor der Pleite stand. Die Rettung kam in Form einer schnellen Erholung der westlichen Länder dank üppiger Zentralbankgeldversorgung und Staatshilfen, die Anleger schon nach kurzer Zeit wieder auf Renditesuche gehen ließen. Vor allem aber in Form von Unterstützung aus dem Nachbarstaat Abu Dhabi. Wie lange wird Abu Dhabi bei dem Spiel jedoch mitmachen wollen?

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Dubai hat kein Öl, dafür viele Schulden!

Rendite, die versprechen die VAE, allen voran Dubai, gern. Das Kalkül ist denkbar einfach: Wenn nur immer mehr neue Projekte mit immer mehr Kredit angestoßen werden, dann kommt sich verselbständigendes Wachstum schon irgendwann. Doch dieses irgendwann ist bis jetzt noch nicht eingetreten. Schon 2017 standen die VAE kurz vor einer Rezession, als sich das Wachstumstempo binnen weniger als zwei Jahren auf nur noch 0,5% zehntelte. Seitdem wächst die Wirtschaft der Emirate langsamer als zum Beispiel die der EU, wenngleich natürlich in die Wüste gebaute Wolkenkratzer und künstliche Rieseninseln anderes suggerieren.

Dass es überhaupt zu einem Wachstum kommen konnte, um die Emirate als Wirtschaftswunder vermarken zu können, ist neben den Öleinnahmen Abu Dhabis vor allem der Zentralbank und Unternehmen zu verdanken, die investieren, weil es alle tun. Ersteres hat die Geldmenge der VAE seit 2007 verdreifacht und letztere investierten, als gäbe es kein morgen, obwohl die Bevölkerung schon lange aufhörte, ihren Konsum weiter zu steigern. Zwar stieg das an Konsumenten ausgereichte Kreditvolumen seit 2008 um den Faktor 8, doch die Konsumausgaben lagen 2019 noch immer um ein gutes Drittel unter denen des Jahres 2008. Für wen also wird in Dubai und den anderen Emiraten soviel investiert?

Die aktuelle Realität in Dubai: Deflation, schrumpfende Aufträge, Entlassungen

Diese Frage stellten sich letztendlich auch die Unternehmen und hörten in den vergangenen Monaten abrupt auf, Geld zu investieren. Der von IHS Markit erhobene Einkaufsmanagerindex der VAE fiel zum ersten Mal überhaupt seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2011 unter den Wert von 50. 50 ist die Grenze, die Wachstum von Rezession trennt. Ein großes Problem ist auch, dass in den Vereinigten Arabischen Emiraten die Inflation inzwischen deutlich im negativen Bereich liegt. Die Deflation erreichte 2019 sogar teilweise -2,5%. Bei Deflation ist es für Verbraucher wie Unternehmen attraktiv, Käufe und Investitionen in die Zukunft zu verschieben, was die Wirtschaftskrise und damit die Deflation verschärft.

Und die Unternehmen gehen offenbar nicht davon aus, dass sich die Lage kurzfristig ändern wird. In Dubai kommt es bereits zu Entlassungen, während die Zahl ausgeschriebener Stellen sinkt. Ebenfalls im Sinken begriffen ist das an den Privatsektor ausgegebene Kreditvolumen. Die Kreditkontraktion verschärft die Deflation. Dass auch der Immobilienmarkt bereits crasht, berichteten wir schon Anfang Dezember. Die VAE haben sich in den vergangenen Jahren zu einem bedeutenden Umschlagplatz für Waren und Flugpassagiere gemausert. Der Dubai International Airport ist der drittgrößte der Welt, der Hafen der zehntgrößte. Doch sowohl die Flugbewegungen als auch der Welthandel gerieten im Zuge der Corona-Krise aus dem Tritt und verschärfen die hausgemachten Probleme in den VAE. Wachstumsimpulse dürften beide Branchen derzeit nicht setzen!

Fast nur noch Staatsausgaben erzeugen Wachstum in Dubai und VAE

Erstaunlich ist die beginnende Krise auch vor dem Hintergrund der massiv ausgeweiteten staatlichen Ausgaben. Die VAE werden ab dem 20. Oktober 2020 die Expo 2020 ausrichten und investieren dafür 7 Milliarden US-Dollar. Sofern die Corona-Krise bis dahin gemeistert ist, werden 25 Millionen Besucher erwartet. Auch in Vorbereitung auf die Expo stiegen die Staatsausgaben im Jahr 2019 um volle 17,3%! 2020 wird eine weitere Steigerung um 2% erwartet. Dass die Wirtschaft bei einer 17,3-prozentigen Ausgabensteigerung des Staates 2019 nur um 2,2% wuchs, deutet auf fast auf Rezessions des privaten Sektors schon im vergangenen Jahr hin. 80% des letztjährigen Wirtschaftswachstums gehen auf das Konto der gesteigerten Staatsausgaben.

2008 konnte sich Dubai noch durch Hilfe aus Abu Dhabi retten. Damals schrumpfte die Wirtschaft um 5,2%. Inzwischen drohen die Vereinigten Arabischen Emirate wieder zusammen in die Rezession zu schlittern. Ob Abu Dhabi dieses Mal wieder bereit sein wird, dem Nachbarstaat unter die Arme zu greifen?



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1 Kommentar

  1. Pingback: Meldungen und Nachrichten vom 12. Februar 2020 | das-bewegt-die-welt.de

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