Heute früh hat das Statistische Bundesamt die Einzelhandelsumsätze für den Monat Juni gemeldet. Man muss es sagen: Die hohe Inflation und die daraus resultierende Kaufzurückhaltung der Verbraucher werden nun voll sichtbar. Gegenüber dem Vormonat fallen die Umsätze um 1,6 Prozent. Aber gegenüber dem Vorjahr ist es ein deftiges Minus von 8,8 Prozent (real).
Nominal ist es nur ein Minus von 0,8 Prozent. Die Differenz zwischen -8,8 Prozent und -0,8 Prozent liegt an den stark gestiegenen Preisen. Preisbereinigt gibt es also einen tatsächlichen Rückgang der Einzelhandelsumsätze um 8,8 Prozent. Die Statistiker sagen dazu, Zitat: „Die Differenz zwischen den nominalen und realen Ergebnissen spiegelt die hohen Preissteigerungen im Einzelhandel wider, die das Konsumklima spürbar beeinträchtigen.“ Laut den Statistikern ist das der stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994.
Einzelhandelsumsätze fallen auf breiter Front
Die Einzelhandelsumsätze im Bereich Lebensmittel verzeichneten im Juni 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat einen Rückgang von 7,2 Prozent. Damit liegt der Umsatz im Einzelhandel mit Lebensmitteln in konstanten Preisen auf dem tiefsten Stand seit Juni 2016. Der Rückgang ist laut den Statistikern vermutlich vor allem den gestiegenen Preisen für Lebensmittel geschuldet (+1,0 % zum Vormonat, +11,9 % zum Vorjahresmonat). Auch der Umsatzanstieg in der Gastronomie könnte den Lebensmitteleinzelhandel negativ beeinflusst haben (Gastronomie real +8,6 % im Mai zum Vormonat).
Die Einzelhandelsumsätze bei Nicht-Lebensmitteln verzeichneten im Jahresvergleich ein Minus von 11,1 Prozent, bei Textilien ist es ein Minus von 12,1 Prozent. Sogar der Onlinehandel (Internet- und Versandhandel), der stets satte Wachstumsraten hinlegt, verkaufte im Juni 15,5 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Darf man es so formulieren? In Zeiten hoher Inflation und anstehenden dramatisch hohen Heizkostenzahlungen shoppt man erstmal keine nutzlosen Konsumgüter auf Amazon. Die Statistiker erwähnen auch, dass die Umsätze der Tankstellen im Juni mit der Einführung des Tankrabatts um 6,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat angestiegen sind – sie liegen damit aber noch 8,0 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats.
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Ich denke mal, dass den Umsatzeinbrüchen die Beschäftigungszahlen folgen werden.
Wenn ab Oktober dann noch der drastisch erhöhte Mindestlohn (was auch notwendig war) gezahlt werden muss, wird es wohl zu nicht gerade wenig Entlassungen kommen. Oder die Verkaufspreises der Produkte können so angehoben werden, dass trotz der Umsatzeinbrüche und der erhöhten Lohn- und Energiekosten noch Gewinne erzielt werden können.
Was sicherlich auch bei den steigenden Energiekosten schwierig sein wird, wenn die Produkte z. B. in Lebensmittelläden verkauft werden, die Kühltheken, Beleuchtung und ggf. die Heizung betreiben müssen.
Im Frühjahr wissen wir alle mehr
Viele Grüße aus Andalusien Helmut