Die Energiewende in Deutschland – kämpft Robert Habeck wie einst Don Quijote gegen Windmühlen?
Hidalgo Don Quijote de la Mancha war ein Edler aus Spanien im ausgehenden Mittelalter. Er war den Ritterromanen seiner Zeit so verfallen, dass er ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr zwischen Wirklichkeit und Illusion unterscheiden konnte. Er machte sich selbst zum Helden seiner Geschichten. Was aber in der Regel dazu führte, dass er am Ende von den gewöhnlichen Leute Prügel bezog. Dies führte zur Bezeichnung durch ihn selbst: „Vom tapferen Ritter von der traurigen Gestalt“. Eines seiner bekanntesten Abenteuer ist der Kampf gegen die Windmühlen, die er als verwunschene Riesen erkannte.
Als nun vor ca. zwei Wochen unser neuer Bundeskanzler Olf Scholz seine historische Rede im Bundestag hielt und damit einen Paradigmenwechsel einleite, somit in zehn Minuten 30 Jahre Deutsche Wohlfühlpolitik ad acta legte, sah man im Antlitz unseres deutschen Don Quijote in Gestalt eines Robert Habeck de la Luibice das Beziehen geistiger Prügel. Bei Scholz Satz mit Inhalt 100 Mrd. Sonderetat für die Bundeswehr stand Habeck der Schock förmlich ins Gesicht geschrieben.
Aber Don Quijote wäre nicht Don Quijote, wenn er sich davon einschüchtern ließe. Anstatt diesmal gegen die Windmühlen zu kämpfen, hat unser Robert Habeck den Plan entworfen, mit diesen gegen einen neuen noch größeren Feind im Osten zu kämpfen.
Die deutsche Energiewende und Don Quijote
Die Energiewende soll diesem Feind jetzt die Mittel nehmen – und uns selbst unabhängiger machen. Also fordert Habeck das, was er immer fordert – aber diesmal verbittet er sich jeglichen Widerstand und jedwede Verzögerung.
Blickt man jetzt auf die einzelnen Aspekte unseres modernen Lebens mit all unseren Annehmlichkeiten, kann man sicher festhalten: wir haben es leichter als zu den Zeiten Don Quijotes. Das gilt aber bei Weitem noch nicht für alle Völker und Zonen auf der Erde.
Was aber auch immer wir für ein modernes Leben führen – die Grundprinzipien des Lebens sind und bleiben die Gleichen: Wir brauchen Nahrung, Energie, ein Dach über dem Kopf und Sicherheit. Mit Blick auf die Ukraine kann man jetzt erkennen, dass man diese Aspekte nie aus den Augen verlieren darf, was auch immer die Illusion einem vorgaukelt. Verlässt man diesen Weg, wird man es früher oder später bezahlen.
Wenn ich jetzt mal die Rolle des Sancho Panza übernehme und über die Energiewende spreche, greife ich nur willkürlich einige Beispiele heraus. Übergeordnet ist es Putin, der unsere Politikerkaste aus ihrer Illusion einer einfachen Energiewende holt.
Energiewende und die Praxis
Kohle: Bis zum Ende des Jahres ohne russische Kohle. Ha, als wenn die Kohle überall so rumliegt und nur eingesammelt werden muss. Es gibt freilich andere Lieferländer als Russland – aber hatten die bis lang keine Kunden zu beliefern? Warten diese Förderländer nur auf Robert Habeck? Wenn wir uns nun zwischen bestehende Lieferbeziehungen drängen – wo kaufen diese Länder dann ein? Was wird aus dem Preis? Russland war für uns lange ein willkommener Partner, der zu Discountpreisen seine Rohstoffe angeboten hat.
Gas: LNG Terminals mal schnell bauen – mit Standortsuche, Planungsverfahren, Wiedersprüchen, Materialbeschaffung, Fachkräften usw. geht das in Deutschland nicht unter 3 Jahren. Mal abgesehen vom Preis und der Umweltschädigung durch das Fracking. Ach ja und wenn wir das bauen, dann natürlich, so dass es gleich für Wasserstoff später auch geeignet ist. Bei meiner bisherigen Erfahrung mit grüner Politik und deutscher Verwaltung, haue jetzt mal einen raus: Das wird nichts. Aber schön, wenn ich mich irre.
Aber zurück zu unseren Windmühlen und der deutschen Energiewende. Unser Wirtschaftsminister Robert Habeck aus Schleswig-Holstein war, lange bevor er in Berlin auf die große Bühne trat, in diesem Bundesland mit in der Regierung. Ich habe selbst miterleben dürfen, dass die Planungskulisse für Windenergie mehrmals geändert wurde. In der Regel so, dass Gebiete herausfielen. Bei jedem Projekt gibt es massiv Widerstand aus der Bevölkerung. Wenn es dann doch verwirklicht wird: Vorhabenzeit 3 bis 7 Jahre.
Es ist sehr oft das eigene grüne Wählerklientel, welches die Projekte verhindert. Ich selbst war betroffen: ich hatte Flächen in einem möglichen Gebiet, hätte auch diese Flächen zur Verfügung gestellt. Es gab nur einen Anflug von Widerstand, aber sofort hat unser Kreis beschlossen, bestimmte Gebiete großflächig aus der Windplanungskulisse heraus zu nehmen. Selbst wenn alles nach langen Kämpfen durch geht und es den Projekten zugewandte Entscheider gibt, dauert es Jahre bis zur Umsetzung. Es ist ein schöner Traum von Robert Habeck zu meinen, man könnte das von Berlin aus einfach mal so beschleunigen. Wer so denkt, hat sich noch nicht in den Eingeweiden deutscher Verwaltung befunden. Vor Ort wird entschieden, ob gebaut wird oder nicht.
Solar oder Photovoltaik ist analog zur Windenergie zu sehen. Übersteigen die Projekte eine relevante Größenordnung, die aber notwendig wäre, um zum Energiemix etwas beizutragen, gehen sie nicht durch. In Schleswig-Holstein wurden drei größere Projekte per Bürgerentscheid abgelehnt. Oft scheitert es nur an ein oder zwei Stimmen.
Jetzt möchte unser Wirtschaftsminister Robert Habeck Agrivoltaik, das heißt Acker unter Solarpanelen. Ich bin gerade an einer Projektierung von signifikanter Größe beteiligt. Aus Gründen der Effizienz muss man sich entscheiden: Nahrungsmittelerzeugung oder Energie. Wir hatten aber schon eine riesige Debatte um die Erzeugung von Rohstoffen für Biogasanlagen. Jetzt kommen wieder jede Menge Vorschläge von Photovoltaik auf den Dächern. Alles richtig und möglich – es hilft aber nicht wirklich.
Es liegt aktuell ein Angebot bei mir auf dem Tisch: Kurz, nur bei hohem Eigenverbrauch gibt es überhaupt eine Wirtschaftlichkeit. In meinem Fall Amortisierung nach 12,1 Jahren bei 20-jähriger Laufzeit. Das ist aber nur die Kalkulierung für die Anlage, ich muss noch das Dach erneuern bzw. anpassen, dann liege ich schon bei 18 Jahren. Will ich eine Autarkie erreichen, was in meinem Fall der Hauptgrund der Überlegung ist, würde es nicht reichen. Nur ist dann der Grund der Entscheidung ein anderer: Je mehr Strom ich bei dieser Version ins öffentliche Netzt einspeise, je ungünstiger wird es für mich.
Um es mal etwas salopp zusammenfassen: das, was wir von Robert Habeck und anderen bislang hören, ist alles nur Gerede. Das können sich unsere Politiker/innen mal gepflegt in die Haare schmieren. Jeder der in eine neue Wohnung umzieht, weiß, dass er eine gewisse Zeit die alte noch halten muss, um parallel in die neue einzuziehen. Mit der Energiewende ist es ähnlich: man kann das Alte erst verlassen, wenn dann das Neue komplett fertig ist. So schwer ist das doch eigentlich nicht zu verstehen.
Wenn unsere Illusionisten was ändern wollen, müssen sie an das Planungsrecht heran: Die Verwaltung muss gebremst bzw. mit neuen Zielen versehen werden. Kommunen müssen verpflichtet werden, einen bedeutenden Anteil der Energiegewinnung mitzutragen.
Lösungsansätze für eine gelingende Energiewende
Folgende Beispiele sind nur plakativ zu verstehen: Als Ansatz, die Energiewende anders anzugehen. Man muss die Probleme dort anpacken, wo sie entstehen.
Zum Beispiel wäre es möglich, die Kommunen zu verpflichten, 10% ihrer Flächen für regenerative Energie zur Verfügung zu stellen oder Konzepte dafür zu entwickeln. Was auch immer dazu gehört: Wasserkraft, nachwachsende Rohstoffe, Photovoltaik, Wind, Speichertechnik. Das würde schon mal den Druck in den Kommunen in Richtugn einer gelingenden Energiewende erhöhen. Sonst liegt es nachher wieder an ein oder zwei Stimmen in Verwaltung oder Gemeinderat. Beim Versagen solcher Projekte, sollten von der versagenden Behörde alternative Konzepte vorgelegt werden mit Berechnung des wirtschaftlichen Schadens, den ein Versagen von Genehmigungen auf die Volkswirtschaft hat. Das würde schon dafür sorgen, dass viele in der Verwaltung ins Schwimmen kommen.
Die Wirtschaftlichkeit der Anlagen muss verbessert werden, besser nicht durch Förderung, sondern durch Abbau von Behinderungen. Eine Anlage (auch im Kleinen) muss sich nach 8 bis 10 Jahren bezahlt machen. Die Besicherung von Krediten für regenerative Energie muss erleichtert werden. Der Ausbau des Stromnetzes muss verbessert werden, bzw. staatlich eine höhere Priorität bekommen.
Das Thema Energiewende ist zu vielfältig, als es in einem Kommentar abzuhandeln. Meine Vorschläge resultieren im Wesentlichen aus den Beobachtungen aus der Praxis beim Umgang mit Projekten aus der nahen Vergangenheit. Damit die Energiewende wirklich gelingt, müssen wir vor allem in der deutschen Verwaltung die Vorgehensweise ändern.
Von Olaf Kosinsky – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=75450479
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Alles richtig. Aber die Verwaltung arbeitet nach Recht und Gesetz. Und wenn das Gesetz eine Bürgerbeteiligung vorsieht, dann muss sie auch stattfinden. Hier ist der Gesetzgeber gefragt. Die Kommunen zu irgendetwas zwingen, was sie nicht umsetzen können, bringt gar nichts.
Hier stolpert der Staatsapparat über seine eigenen Füße.
Erfreulich das zu sehen. 😁
Sehr geehrter Herr Kosinsky,
Sie reden von Energiewende, meinen aber Stromwende. Strom ist nur ein kleiner Teil unseres Energieverbrauchs, was ist mit dem Rest?
Die Netzstabilität haben Sie natürlich vergessen. Sie können Wind und Solar verzehnfachen (!), es bleiben immer wieder Wochen, in denen diese so gut wie nichts beitragen. Schalten wir das Netz dann ab, meist im Winter?
Es ist absehbar, dass wir auf die größte Hungersnot der letzten Jahre vor allem in Afrika zugehen. Wie rechtfertigen Sie die Lebensmittelverbrennung (Mais, Weizen, Raps) in sog. Biogasanlagen und als Treibstoff?
Der einzige Grund für die Existenz unseres Stromnetzes sind in den letzten Jahren unsere 9 (!) Nachbarländer, die mit ihren konventionellen und Kernkraftwerken für Stabilität sorgen, selbst Luxemburg mit Vianden!
Viele Grüße,
Rüdiger Riedel
Fiktion und Wirklichlichkeit, wobei die deutsche Verwaltung und das deutsche Baurecht die kleinsten Probleme der Wirklichkeit darstellen. Wir bauen Windmühlen über Windmühlen und die liefern sogar. Entweder zu viel oder zu wenig, oft auch nichts. Aber viel öfter liefern sie zuviel, dann werden sie abgeschaltet. Und mit jeder Windmühle mehr steigen die Abschaltungen. Macht enorm viel Sinn, unter erheblichem Aufwand Anlagen zu errichten um sie danach wieder regelmäßig abzuschalten. Wir errichten fußballfelderweise Glasplattenflächen, sogar die liefern Strom – manchmal. Manchmal entspricht hier rund 20% der Zeit, in den übrigen 80% der Zeit liefern sie nichts. Und dieses Nichts verändert sich auch nicht, wenn wir die Glasplattenflächen verdoppeln oder verdreifachen.( Das erinnert mich an den letztens hier gelesenen „Plan“ der IEA zur Beseitigung der Abhängigkeit von russischen Gas – ein Punkt war die Maximierung der Leistung der Atomkraftwerke. Maximierung von null. ) Dann wären da noch Biogasanlagen, gut, die liefern immer. Das Problem ist nur, dort verbrennen wir Essen. Würde in der Konsequenz den Tausch von Frieren und Dunkelheit gegen Hunger bedeuten. Wobei ja Nahrungsmittelvernichtung vor dem Verzehr schon lange zur Grünen Agenda gehört, sie nennen es nur nicht so. Es heißt dann Stromerzeugung aus Biomasse. Also Strom erzeugen aus Nahrungsmitteln, Heizen mit Nahrungsmitteln und Nahrungsmittel in Automotoren verbrennen, dazu kommt seit Neuerem noch die Herstellung von Geschirr aus Nahrungsmitteln ( aus Maisstärke als Ersatz für unser Kunststoffgeschirr, weil das nach Benutzung den Südpazifik so verunreinigt) Es gibt dann noch weitere „sinnvolle“ Komponenten der Energiewende, Wärmepumpen z. Bsp. Geräte, die mit fallenden Temperaturen ( erheblich) an Leistung verlieren und bei denen sich dafür im Gegenzug der Stromverbrauch erhöht. Wäre sicher meine erste Wahl, wenn ich effiziente Heizmöglichkeiten suchen müßte. Fast genau so sinnvoll wie Solarthermie auf dem Dach. Um die Energie einigermaßen zu puffern mußte ich mir einen 700l Speicher in den Keller stellen.( Einfamilienhaus 2 Personen und 2 Katzen ) Und den ganzen Sommer über ist der voll mit richtig heißem Wasser, weil die Anlage auf dem Dach kocht. Allerdings hält sich die Anzahl der heißen Bäder bei 30° Außentemperatur in Grenzen und bis November hält die Temperatur nicht, ich habe es ausprobiert, auch zum Blumengiessen war es nicht so direkt geeignet.
Und jetzt sollen der Bau und die Errichtung all dieser grünen „Genialitäten“ forciert werden?! Das Einzige, was benötigt wird, sind Energiespeicher. Kein normal denkender Mensch würde sein Haus abreißen, solange er im Neuen nicht wohnen kann. Aber bei der Energieversorgung tun alle genau das und fordern jetzt einen noch schnelleren Abriß. Good luck with that, guys.
@okont
Sie stellen die Situation etwas einseitig dar, speziell indem Sie wichtige Fakten weglassen und etwas zu wenig differenzieren.
Man müsste keine Windräder abschalten, würde man aus der normen Überproduktion, die die meiste Zeit vorherrscht, Power-to-X nutzen. Also Sektorenkopplung und gleichzeitig Speicherfunktion. An dieser Stelle muss nun massiv der Hebel angesetzt werden, am besten sollte zu jedem neuen Windpark, bei dem entsprechende Überproduktion zu erwarten ist, auch gleich eine Elektrolyseanlage gebaut oder KWK genutzt werden. Etwas in der Richtung, nur als ein Beispiel, die Möglichkeiten sind inzwischen sehr vielfältig:
https://www.windkraft-journal.de/2020/06/25/das-bhkw-des-jahres-2019-ist-teil-einer-power-to-gas-kette-mit-rueckverstromung-aus-windenergie/149880
Photovoltaik liefert immer irgendwas, solange es hell ist. Die genannten 20% gelten also schlimmstenfalls bei älteren Modulen und bedecktem Himmel, wobei ich aus eigener Erfahrung eher von 25 bis 35% sprechen würde, was Auswertungen von düsteren verregneten Tagen im Januar 2022 mehr als beeindruckend bestätigen. In Mitteleuropa sind es etwa 50% (bei neueren Modulen eher 60%) Ausbeute, die im Schnitt übers Jahr aus direkter und diffuser Strahlenenergie geerntet werden kann. 30 bis 35% des Ertrags einer Photovoltaikanlage im Jahresdurchschnitt wird im Winter erzielt.
https://elektrotechnikblog.at/sonnenstrom-auch-wenns-wetter-nicht-passt-so-geht-das/
Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe kann auch in einem speziell eingerichteten Kellerraum betrieben werden, wo die Temperaturen um einiges höher liegen als im Freien. Zudem gibt es auch noch Sole-Wasser-Wärmepumpen (Erdwärme) und Wasser-Wasser-Wärmepumpen.
Zur Solarthermie: Wir haben 15 qm davon, kombiniert mit einem 1.200-Liter-Pufferspeicher.
Natürlich ist es richtig, dass im Sommer enorm viel Sonnenenergie verpufft. Und, wen interessiert das? Im Gegenteil regle ich im Sommer sogar die Pufferspeichertemperatur auf max. 65° C runter, denn was soll man mit fast kochenden 1.200 Litern Wasser, die dann trotz Isolierung des Speichers nur ungewollt die Bude aufheizen. Interessant und extrem effizient sind die Zeiten von September bis etwa Anfang/Mitte November und dann wieder von Mitte/Ende Februar bis Mai. Immerhin etwa 4-5 Monate, in denen sehr hohe Erträge und viel Einsparpotenzial anfallen. Ein Sonnentag reicht dabei aus, den ganzen Tag und einen großen Teil des sonnenlosen Folgetages zu heizen. September, Oktober und von Ende März an sind es dann 2 bis 3 Folgetage, je nach Außentemperatur. Im Dezember und Januar heizt das System an einem, zugegen eher seltenen, Sonnentag etwa 5 bis 7 Stunden lang bei einer Gesamtheizdauer von 16 Stunden pro Tag (nachts schaltet die Steuerung für 8 Stunden ab).
Bleibt nicht mehr allzu viel zu tun für den wassergeführten Pelletofen (natürlich mit Staubabscheider, damit ich mich nicht schämen muss), der bei einem Wirkungsgrad von 93,5% zu 80% ebenfalls den Pufferspeicher speist und 20% der Wärme direkt an den Raum abgibt. Das alles wurde bereits vor 18 Jahren geplant und realisiert, was zeigt, dass man schon sehr lange ohne große Wunderdinge energieeffizient, günstig und praktisch klimaneutral heizen kann. Viel besser und intelligenter, als sein Haus mit aufgeschäumten Erdölprodukten dick einzuwickeln und jeden kleinen Furz noch mittels Wärmerückgewinnung im Haus zu halten.
„Man müsste keine Windräder abschalten, würde man aus der normen Überproduktion, die die meiste Zeit vorherrscht, Power-to-X nutzen.“
Dazu mal eine Frage, da Sie sich in der Thematik offenbar eingearbeitet haben oder zumindest belesen sind.
Wenn man H fördern möchte, warum macht man das nicht in industriellem Stil in Nordsee und europäischem Nordmeer? Man muss da nicht mal etwas fest verbauen; schwimmende Inseln die als H-Fabriken dienen ( Windräder + Elektrolyse + Kompression + Transportschiffe ) sollten reichen. Davon könnte man Zehntausende betreiben, sogar voll autonom, was die Kosten stark senken würde. Die Betreiber dieser H-Fabriken wären die neue Öl-Industrie.
Dann wären wir wieder im Bereich von Energie-Abundanz ohne kleinteilige Frickellösungen, ohne Landnutzung, ohne lange Genehmigungsverfahren und politisch-juristischen Hickhack mit Bürgerinitiativen, deren Frust ja nicht einfach weggeht, nur weil der Staat härter durchgreift.
Natürlich ist das erst einmal nur eine Fantasie, aber das ist kein Apollo Programm. Was fehlt? Gibt es einen Denkfehler?
@Young Global Leader
Wenn es eine solche Technologie schon gibt und diese schnell einsetzbar ist, warum nicht? Alles ist besser, als die jahrzehntelange Stagnation und ewige Diskussion, das ständige Haar-in-der-Suppe-Suchen und das andauernde, viel zu überbetonte Hervorheben weniger Nachteile, ohne diese mit den vielen Vorteilen abzuwägen.
Ebenso sollten Power-to-X-Technologien mit Solarenergie massiv im Süden Europas ausgebaut werden.
Allerdings würden wir bei Ihrem Vorschlag wieder bei riesigen zentralisierten Lösungen landen, mit all den bekannten Nachteilen und Ineffizienzen. Vereisungen auf den Rotorflügeln im Nordmeer, Abschaltung bei starken Stürmen in der Nordsee, Riesenwellen und schwimmende Inseln mit darauf installierten technischen Anlagen (?), lange Transportwege, hohe Energieverluste, Abhängigkeit von wenigen Standorten, einseitige Konzentration der Strom- und Wasserstoffproduktion bei Großkonzernen. Mich persönlich schaudert es bei dem Begriff neue Öl-Industrie, bei einer erneuten Macht- und Marktkonzentration auf wenige Energiekonzerne. Am Ende würden wir wieder da landen, wo wir auch jetzt schon sind: Den teuersten Energiepreisen bei billigsten Gestehungskosten.
Die kleinteiligen Frickellösungen, ich bezeichne sie lieber als dezentrale Energieversorgung, sind bei intelligenter Vernetzung einfach sicherer, effizienter, haben deutlich höhere Wirkungsgrade und höhere Redundanzen, verkraften also deutlich besser einzelne Ausfälle und Störungen. Man kann die entstehende Abwärme sofort ins Nahwärmenetz einspeisen, muss keine Monsterleitungen durch ganz Europa graben oder durch halbe Ozeane verlegen, benötigt deutlich weniger Hoch- und Höchstspannungsleitungen, die ich übrigens auch nicht viel hübscher finde, als ein Windrad. Bemerkenswerterweise gibt es dagegen nur wenige Bürgerinitiativen.
Natürlich wird es auch größere Kraftwerksparks brauchen, vor allem für energieintensive Industrien wie Stahlwerke, Pharma, Chemie usw. Es gibt allerdings auch bereits Offshore-Windräder mit einem Jahresertrag von 67 GWh und Onshore mit 15 GWh. Für eine Kleinstadt mit 10.000 Haushalten würden also zwei solcher Onshore-WKAs und anständig PV auf den Dächern mehr als locker reichen. Meinetwegen stellt man dort sogar fünf oder zehn von den Dingern auf, um mehr als genug Überschüsse für Power-to-X zu erreichen, massenweise E-Autos zu laden und der ach so gefürchteten Dunkelflaute dreifach zu begegnen. Mit einer Verspargelung der Landschaft hat das nichts zu tun, dieses Pseudo-Argument rührt nur daher, weil die großen Konzerne nach ihrem viel zu späten Einstieg gleich wieder darauf setzen mussten, riesigste Landflächen vollzupflastern.
https://www.entega.de/blog/windkraftanlage-leistung/
Am Ende würde ich sagen: Maximaler dezentraler Eigenverbrauch ohne Energiekonzerne durch PV-Eigenproduktion und/oder Bürgerwindräder. Optimale dezentrale Nutzung von Synergieeffekten und Sektorenkopplung. Regionale Elektrolyseanlagen und Speicher in der Nähe von WKAs. Allzu große Überschüsse gehen ins Verbundnetz und in größere bereits vorhandene (Erdgas)Speicher, die ohnehin überall in Deutschland verteilt sind.
Große zentrale Lösungen vor allem für die paar Großstädte und die Industrie. Wobei natürlich auch in den Städten vorrangig erst einmal dezentral PV für den Eigenverbrauch maximal genutzt werden sollte.
Vor einiger Zeit gab es hier im Forum einen Link auf eine interessante Monitoring-Seite, den ich mir abgespeichert habe:
https://energiemonitor.bayernwerk.de/regensburg-landkreis
Betrachtet man einmal die letzten 30 Tage, sieht man folgende Fakten:
– Ein ganzer Landkreis inkl. Industrie und Gewerbe und kommunaler Anlagen konnte fast 75% ohne jeden Bezug aus dem Netz decken. Die fehlenden 25% resultieren aus der viel zu unterrepräsentierten Windkraft, also dem Nullertrag von PV zu Nachtzeiten.
– Insgesamt wurden 109% im Verhältnis zum Verbrauch erzeugt (ich habe mal per eMail nachgefragt, leider gibt es dort noch kein Power-to-X oder andere Speichertechnologien, sonst wäre natürlich der erste Wert entsprechend höher).
– Es wurde in der Summe deutlich mehr ins Netz eingespeist, als bezogen.
– Es gibt dort kaum Windkraft (zu sehen durch Klick aufs Windkraft-Symbol), die installierte Gesamtleistung aus 21 Windrädern beträgt gerade mal 33 MW. Würde man diese 21 WKAs im ganzen Landkreis mit modernen Geräten ersetzen, würde sich der Ertrag schon fast verdreifachen.
– Auf einer Fläche von etwa 1.400 km² stehen 21 Windräder, also ein Windrad alle 67 km², bildlich ausgedrückt, 13 Windräder auf der gesamten Fläche Berlins, inkl. Wasser- und Waldfläche.
Das ist natürlich nur meine Meinung, die ich mir in 25 Jahren intensiver Beschäftigung mit dem Thema durch Lesen, Informationsveranstaltungen und konstruktiven Austausch mit anderen interessierten Personen und auch Institutionen gebildet habe. Ich denke aber nicht, dass die so falsch ist, zumindest sicher nicht falscher, als der ganze Unsinn, der laufend von meist doch sehr uninformierten Gegnern der Energiewende verbreitet wird. Und damit meine ich definitiv nicht Sie 😉
Danke für die ausführliche Antwort!
„Am Ende würde ich sagen: Maximaler dezentraler Eigenverbrauch ohne Energiekonzerne durch PV-Eigenproduktion und/oder Bürgerwindräder.“
O.K. aber wir bauen uns auch nicht (mehr) unsere eigenen Häuser, stellen unsere eigenen Schrauben her oder produzieren „Bürgercomputer“. Selbst das eigene Gemüse ist ein Hobby für Gärtner, kein Projekt, dass vom Staat in die lokale Ebene gedrückt wird, wo jede Gemeinde dann entscheiden darf, ob es Tiere züchtet, oder Pflanzen anbaut, fast so als wären das wieder Leibeigene. Ich will es mal so sagen: das ist nicht Mainstreamkonform, so funktioniert unsere Zivilisation eigentlich nicht oder zumindest nicht mehr. Es ist auch nicht fortschrittlich. Wir sind, im Grundsatz, freie Individuen und nicht Teile eines Kollektivs das von oben normiert wird. Das Kollektiv bildet sich spontan und wird dann in Verträgen kodifiziert. Das hier ist der „Westen“, nicht China und ich glaube nicht an Lösungen wie die während des „Großen Sprungs nach Vorn“ wo die Dörfer Stahl produzieren mussten.
Vergessen Sie das Nordmeer, das war nur so eine Idee. Ich weiß auch nicht, was man gegen Vereisung und Monsterwellen tun kann. In dem Augenblick wo H das neue Erdgas ist, ist es auch egal, woher es kommt. Im Grunde spielen auch Effizienzverluste bei Herstellung und Transport keine allzu große Rolle. Gewiss, wenn man die Effizienz der Blackbox erhöhen kann, benötigt man weniger Boxen, aber wenn nicht, dann stellt man eben mehr Boxen auf. Es kommt aber nur darauf an, dass das Endprodukt nicht vergleichbar limitiert ist, wie fossile Rohstoffe und auch nicht deren Nebenwirkungen hat. Wo die Boxen stehen ist nicht systemrelevant, es sei denn sie stehen gerade alle in Russland.
@Young Global Leader
Danke auch für Ihre ausführliche Antwort. Ich kann Ihre Argumentation nicht ganz nachvollziehen.
Eine dezentrale und doch landes- bzw. europaweit intelligent vernetzte Energieversorgung mit Sektorenkopplung ist um Welten fortschrittlicher, als alles, was wir bisher so kennen und gewohnt sind.
Dezentral entspricht außerdem eher einer horizontalen, flachen Hierarchie, und ist eben genau nicht vertikal von oben normiert und diktiert. Mit Leibeigenen hat das gar nichts zu tun. Eigenverbrauch und erhöhter Autarkiegrad entsprechen dem Gegenteil von Leibeigenschaft und ohnmächtigen Abhängigkeiten.
Bisherige Erfahrungen zeigen, dass die Akzeptanz bei Bürger- und kommunaler Beteiligung massiv steigt. Das Gefühl, eigene saubere und günstige Energie zu produzieren und zu konsumieren, dabei noch Geld zu sparen und sogar Einnahmen zu generieren, im Vorfeld mitreden zu können, informiert zu werden, eigene Ideen, Bedenken, Ängste und Vorschläge einzubringen, hat in der Praxis zu deutlich kürzeren Planungs- und Realisierungszeiten geführt.
Die Nutzung von vorhandenen Dachflächen, Fassaden, Acker- und Moorflächen, Brachland, Kohleabbaugebieten usw. minimiert zusätzlich den zusätzlichen Landschaftsbedarf.
Was das alles mit China, Kommunismus, Stahlproduktion in Dörfern, Viehzucht oder Obst- und Gartenbau zu tun haben soll, will sich mir nicht erschließen. Eine rentable finanzielle Beteiligung an einem Windrad oder PV auf dem eigenen Dach erfordert doch keine körperliche Arbeit, berufliche Umorientierung oder irgendwelche Einschränkungen der individuellen Freiheit. Es sei denn, man betrachtet fundamentales, unaufgeklärtes Opponieren als höchsten Ausdruck dieser Freiheit.
@Michael, „Ich kann Ihre Argumentation nicht ganz nachvollziehen.“
Sorry, dafür. Meine mangelnde Begeisterung für Dezentralisierung und Lokalismus sollte klar geworden sein, aber was mich „getriggert“ hatte, das war nicht von Ihnen, sondern aus dem voranstehenden Artikel:
„Zum Beispiel wäre es möglich, die Kommunen zu verpflichten, 10% ihrer Flächen für regenerative Energie zur Verfügung zu stellen oder Konzepte dafür zu entwickeln. Was auch immer dazu gehört: Wasserkraft, nachwachsende Rohstoffe, Photovoltaik, Wind, Speichertechnik. Das würde schon mal den Druck in den Kommunen in Richtung einer gelingenden Energiewende erhöhen.“
Klar würde eine Rückkehr zur Kommando-Wirtschaft „den Druck erhöhen“ und in diesem Falle benötigt man auch nur noch Berater, die den Landeiern dabei helfen die Richtlinien zu implementieren und Technologie-Entscheidungen zu treffen, auf die sich dann die Vorsteher berufen können, wenn es nicht so gut läuft. Wobei, kann man das noch „Wirtschaft“ nennen, ist das nicht schon Zwang zur Subsistenz? Sie mögen darin nur Vorteile sehen und sind selbst in der Entwicklungshilfe für deutsche Kommunen engagiert, aber die sanfte Kraft der Überzeugung und Überredung ist in Vorschlägen, wie denen des Autors schon überwunden. Er ist desillusioniert vom deutschen Bürger und seinen Bürgerwindrädern. Subventionen, Vereine, Werbung, Greta … das hat alles nicht gereicht. Die Geduld hat ein Ende, nun muss der Staat ran, wie immer eigentlich.
Dann hat man aber auch mal eben 50 tsd.
Euro mehr ausgeben, als wenn man einf Gas
Brennwerttherme einbaut.
Und das Geld haben eben 90% nicht einfach so über.
Wirtschaftlich gesehen steht da geschriebener Müll.
Ökologisch gesehen muss auch alles produziert werden mit Kohlestrom in China.
Und mit dem Schweröltanker nach hier geschwefelt werden.
Regional einkaufen, Konsumverzicht und Fahrrad fahren (mechanisch)
Alles andere ist zu 80% gequirlte Schei…..
@Martin
Hauptsache kritisieren, ob man nun Ahnung vom Thema hat oder nicht.
Wie kommen Sie auf diese Kosten? Rechnen Sie schon in Rubel?
Die Kosten für Kollektoren, Pufferspeicher, Lagerraum, wassergeführten Pelletofen, Einbau und Montage liegen bei etwa 18.000,- EUR. Abzüglich Förderung für Solar und Ofen in Höhe von 6.000,- EUR ergibt ca. 12.000,- EUR.
Eine Gastherme inkl. aller Komponenten und Einbau kostet etwa 8.000,- EUR.
Ergibt Mehrkosten in Höhe von ca. 4.000,- EUR
Die jährliche Ersparnis gegenüber vergleichbar gedämmten Häusern gleicher Größe in der Nachbarschaft war vor der Gaspreisexplosion etwa 900,- bis 1.000 EUR. Aktuell dürften es etwa 2.500,- EUR p.a. sein.
Sie haben also recht, wirtschaftlich betrachtet, steht da geschriebener Müll. Fragt sich nur, in welchem Kommentar…
@Martin
P.S. Sehr viele Modelle von Pelletöfen und Pufferspeichern werden in Deutschland oder Österreich gefertigt. Bei Solarmodulen weiß ich nicht, wie das heute ist, zu unserer Zeit kamen sämtliche Komponenten aus DE oder A. Bitte verwechseln Sie nicht PV mit Solarthermie, wobei auch die PV langsam wieder in deutsche Produktion zurückkehrt.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/energie-bitterfeld-wolfen-neustart-im-solar-valley-meyer-burger-eroeffnet-fabrik-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-210518-99-650103
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/dessau/bitterfeld/solar-valley-thalheim-solarzellen-meyer-burger-testbetrieb-100.html
Sind Sie sicher, dass die Gastherme nicht in China gefertigt wird?
Wieso wird das immer als Totschlagargument für EE verwendet, doch niemand fragt nach, wo die Fossil-Alternativen produziert werden?
Ich möchte hier ein Gedanken einwerfen.
Wenn der Vermieter/Besitzer von Wohnimmobilien Strom an seine Mieter verkaufen dürfte, ist davon auszugehen, dass vermehrt PV-Anlagen auf Neubau-Wohnimmobilien errichtet werden würde. Das ist auf das Einzelobjekt sehr übersichtlich, aber in Summe auf Deutschland bezogen eine extrem große Menge.
Geht man noch ein Schritt weiter, könnte man solche PV-Anlagen ähnlich fördern, wie normale Solaranlagen.
Allerdings, müsste dafür die gesetzliche Grundlage geschaffen werden.
Der große Vorteil von diesem Gedanken im Vergleich zu dem im Beitrag thematisierten Ansätzen ist, dass die Entscheidung letztlich nur von einem (dem Eigentümer) getroffen wird und das in Summe erheblich einfacher und schneller durchführbar ist.
Der Nachteil ist in der Abrechnung zu sehen, ja, es wird ein Mehraufwand geben in der Kostenabrechnung.
Ich spare mir an der Stelle, die Berechnung von Dachfläche, Ausrichtung des Hauses und Peak-KWh, sowie weitere Kostenfaktoren…
@Mike
ich dachte, das gibt es schon seit 2017 und nennt sich Mieterstromgesetz. Man könnte das Ganze noch entbürokratisieren und vereinfachen, prinzipiell ist es aber eine feine Sache. Hierbei entfallen sogar Netzentgelte und die Stromsteuer. Beide Seiten profitieren. Der Vermieter erzielt einen höheren Erlös als durch eine Einspeisung des Stroms und die Mieter zahlen einen niedrigen Preis als bei externem Strombezug. Gesetzlich ist der Bezugspreis für Mieter auf 90 Prozent des Preises des örtlichen Grundversorgers beschränkt.
https://ratgeber.immowelt.de/a/mieterstrom-so-profitieren-auch-mieter-von-photovoltaik.html
https://www.solaranlagen-portal.com/photovoltaik/wirtschaftlichkeit/mieterstrom