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Deutschlands Wasserstoff-Plan Energiewende: Planlose Ampel-Regierung vor Wasserstoff-Fiasko?

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H2-Logo bei der Peter Huber Kaltemaschinenbau SE - Hannover-Messe 2024. Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg

Mit der Energiewende hat die Bundesregierung die Weichen für einen grundlegenden Umbau unserer Energieversorgung gestellt. Doch die Wende hinzu grünen Alternativen verläuft in Teilen milde gesagt holprig und wird deutlich länger dauern als gedacht. Sogar der Bundesrechnungshof hat der Regierung ein schlechtes Zeugnis für die Energiewende ausgestellt. In einem Sonderbericht machte man klar, dass Deutschland seinen ambitionierten Zielen deutlich hinterher hinkt. Die Ampel-Regierung muss sich vorwerfen lassen, dass sie teilweise planlos vorgeht. Die Kritik kommt aber nicht nur von den Bürgern, sondern vor allem auch aus der Industrie, die von den Maßnahmen betroffen ist. Mit ihrer Strategie zukünftig auf grünen Wasserstoff zu setzen, könnte die Bundesregierung nun auf ihr nächstes Debakel zusteuern.

Deutschland: Wasserstoff-Plan

Laut einem Bericht von Bloomberg will die Ampel-Regierung Deutschland im Zuge der Energiewende zu einem der größten globalen Einkäufer von Wasserstoff machen, doch die am Mittwoch verabschiedete Importstrategie stößt bei Industrieverbänden auf Kritik. Der Plan übersehe die Frage, wie das deutsche Kernnetz mit Pipelines aus anderen Teilen Europas verbunden werden soll.

Letzte Woche monierte der Europäische Rechnungshof, die Ambitionen der EU in Bezug auf grünen Wasserstoff seien eher von politischem Willen als soliden Analysen getrieben. Die Bundesregierung will Kohle zunächst durch Erdgas und dann durch Wasserstoff ersetzen, um die Emissionen schnell zu senken. Es bestehen aber ernsthafte Zweifel, ob Wasserstoff in erforderlichen Mengen und zu erschwinglichen Kosten verfügbar sein wird.

Die Ampel-Regierung setzt mit seiner Strategie vor allem auf Lieferungen aus Europa und Afrika — und hofft, dass diese Ankündigung allein schon ausreicht, um Anreize für Unternehmen zu schaffen. Denn sie sollen die Wasserstoffproduktion und Pipelineprojekte wie H2Med — die Verbindung aus Spanien — finanzieren.

“Die Importstrategie für Wasserstoff soll dazu beitragen, die Investitionssicherheit für die Wasserstoffproduktion in Partnerländern sowie den Aufbau notwendiger Importinfrastruktur zu erhöhen“, heißt es in dem am Mittwoch vom Kabinett verabschiedeten Strategiepapier.

Der Bedarf ist eindeutig. Deutschland wird als größte Volkswirtschaft Europas laut dem Strategiepapier bis 2030 etwa 70% seines Bedarfs von bis zu 130 Terawattstunden durch Importe decken müssen. Doch die Schätzungen sind für die Anleger kein ausreichender Grund, Geld auf den Tisch zu legen.

Die Strategie gebe „keinen Hinweis auf eine verlässlich wachsende Nachfrage in Deutschland“, sagt Timm Kehler, Chef des Branchenverbands Zukunft Gas, in einer Erklärung. „Die internationalen Lieferanten von Wasserstoff warten auf klare Signale und Impulse, Investitionen in die kapitalintensive Wasserstoffproduktion auszulösen.“

Energiewende Deutschland: Ampel-Regierung mit Wasserstoff-Plan
Rohrleitungen in einer Anlage für Wasserstoffsysteme.

Importstrategie: Fehlende Infrastruktur

Das Bundeswirtschaftsministerium listet eine Vielzahl von Finanzierungsinstrumenten auf: Globale Auktionen, eine Reihe von Subventionen, die 15-jährigen Klimaschutzverträge mit energieintensiven Industrien oder Zuschläge von der Europäischen Wasserstoffbank. Was fehlt, ist jedoch ein detaillierter Plan, wie der Wasserstoff nach Deutschland kommen soll.

Deutschland wird zunächst vor allem auf Pipelineversorgung aus den direkten Nachbarländern an der Ost- und Nordsee wie Norwegen, Dänemark oder Großbritannien angewiesen sein. Darüber hinaus werden Vorbereitungen für den Transport von Ammoniak getroffen.

In dieser Woche haben die nationalen Netzbetreiber den Antrag für das Wasserstoff-Kernnetz im Wert von 20 Milliarden Euro eingereicht. Laut Peter Frank, Direktor der Denkfabrik Agora Industrie, gibt es aber keine Einigung über den Anschluss an das europäische Netz.

Während Industrieverbände die Strategie grundsätzlich begrüßen, fordert die Wirtschaftsvereinigung Stahl eine „ausreichende Finanzierung von Importinstrumenten“.

Die deutschen Stahlproduzenten werden besonders auf Wasserstoff-Importe angewiesen sein, um ihr emissionsintensives Geschäft umzustellen. Thyssenkrupp war im vergangenen Jahr für fast 3% der deutschen CO2-Emissionen verantwortlich und gab an, dass die erste Direktreduktionsanlage etwa 400 Tonnen Wasserstoff pro Tag benötigen werde.

Anderen Ländern fehle der deutsche Elan beim Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur, sagte Yvonne Ruf, Partnerin bei der Unternehmensberatung Roland Berger.

„Die fundamentale Frage, wie sich der Wasserstoffpreis und damit auch die Abnahme entwickelt, führt weltweit bei Investitionen noch immer zu sehr viel Zurückhaltung”, so Ruf.

FMW/Bloomberg



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9 Kommentare

  1. Der 45. US-Präsident Donald John Trump bekannte sich im Rahmen des CNN-TV-Duells mit dem 46. US-Präsidenten Joseph Robinette Biden zu allen Energieformen. Somit ist er aufgerufen, die energiepolitische Agenda der Öl-Allianz OPEC+/Energiemix bestehend u.a. aus ca. 28% fossilem Erdöl, fossilem Erdgas, Wasserstoff, Wasserkraft, Sonnenenergie, Atomenergie, Kohleindustrie, Windenergie und Biomasse zur G20-Agenda zu initiieren.

  2. Wasserstoff wird schon immer in der Industrie benötigt.
    Zum speichern von Energie, die dann verbrannt werden soll oder zurück in Strom umgewandelt werden soll, sehr, sehr teuer.
    Das weiß auch jeder, aber die grüne Sekte benötigt das Argument Wasserstoff immer dann, wenn sie was erklären wollen, was zwar theoretisch geht, aber eben unbezahlbar ist.
    Aber lasst sie machen.
    Das meiste kann man aus Fehlern lernen.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Es weiß auch jeder, dass Wasserstoff einen erheblich höheren Brennwert hat, als Fossile Energie Träger. Die Industrie heult lieber und will aus Mitleid Subventionen und andere Steuergelder erschnoren. Beschämend

  3. Der Schwachsinn der Wasserstoffenergie hat sich schon vor vielen Jahren in Luft aufgelöst. Wie jeder leicht wissen kann, muss zur Wasserstoffgewinnung und dem Transport 90% an Energie aufgewendet werden, damit beim Verbraucher 10% der Energie ankommt. Von den Kosten und dem Transport von hunderttausenden Tonnen flüssigen Wasserstoffs für die Industrie brauchen wir nicht reden. Physik trifft auf hirnrissige Ideologie, die selbst in Ohio – erinnert an forest gump – als lächerlich klassifiziert wird. Warum der Blödsinn immer wieder aufgewärmt wird, erschließt sich mir nicht.

  4. Wasserstoff ist der größte Unfug. Besser das Geld in Batterielösungen stecken.

    1. Chemisch ist das sowieso mehr oder weniger das Gleiche. Wasserstoffantriebe sind vom Prinzip her leichter zu verstehen und klingen so schön harmlos. Das erklärt den Hype. Chemisch Energie speichern geht auf vielfältige Weise. Der in der Vergangenheit gespeicherte Vorrat ist dabei leider am billigsten.

  5. …und würde es keine Strategie geben wäre das Gemecker von allen Seiten noch viel größer! – Irgendwo muss man schließlich mal anfangen. Dabei ist es völlig praxisfern zu fordern, dass jetzt schon alle Fragen geklärt sein müssen.

    1. @Domi, solange man keinen Game-Changer hat, ist es nicht verkehrt, stark zu diversifizieren, d.h. auf alles zu setzen, incl. Atomkraft.

      Bei mir trudeln auf „Android News“ gelegentlich Nachrichten über neue Rekorde bei der Nutzbarmachung der Fusionsenergie ein oder auch über neue Elektrolyseverfahren, Stichwort „Decoupled Elecrolyzer“, die für „Grünen Wasserstoff“ relevant werden können. Ich habe hier zu dem Thema einen Artikel aus dem Frühjahr herausgesucht:

      https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adi3180

      Damit kann freilich keine Regierung der Welt ihren 5-Jahresplan machen.

      Ich wäre umgekehrt vorsichtig, mit dem Schein von Autorität endgültge Urteile zu fällen, während in Wahrheit nur der Status Quo resümiert wird.

      Dass die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands dadurch gesichert wird, dass man Windräder in den Wald stellt, das strapaziert freilich auch meinen Glauben an den Sinn von EE. Ich halte das für eine doofe Idee, selbst wenn man sie umsetzen kann. Ich kenne Diskussionen aus anderen Bereichen, wo man irgendwelche Hacks und Krücken mit religiösem Eifer verteidigt, bis jemand mit einer echten Problemlösung um die Ecke kommt. In Nullkommanichts dreht der ganze Schwarm und es ist, als hätte es den Scheiß von gestern nie gegeben.

  6. Die Marktkapitalisierung von Thyssen beträgt aktuell 2,2 Mrd. Die bewilligte Fördersumme für die DRI-Anlage beträgt 2 Mrd. Was ist Thyssen dann überhaupt noch wert?? Sind die nicht bald insolvent?
    Diese Förderung war nur begründbar für eine Betriebsweise mit grünem Wasserstoff. Die DRI wird die benötigte Menge grünen Wasserstoffs realistischerweise nur erhalten, wenn aus Namibia geliefert wird. Denn mit Elektrolyse aus Deutschland reicht es vorne und hinten nicht. Ansonsten läuft die DRI halt mit Erdgas…. .. Namibia wird dafür mit 10 Mrd. gefördert, sonst kommt kein einziges Molekül von dort. Muss Klimaschutz so teuer und so riskant sein?

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