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Euro würde die neue Lira werden EU: Mario Draghi will Schuldenunion und massive Investitionen

Geld-Drucken als Problemlöser?

Mario Draghi Schuldenunion
Foto: Bloomberg

Der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, forderte die EU auf, jährlich bis zu 800 Milliarden Euro zusätzlich zu investieren, um die Wettbewerbsfähigkeit der EU zu steigern, und sich zur regelmäßigen Ausgabe gemeinsamer Anleihen zu verpflichten, um mit China und den USA konkurrieren zu können. Darüber berichtet Bloomberg.

Mario Draghi: EU braucht Schuldenunion und Investitionen

In seinem seit langem erwarteten Bericht über die Wettbewerbsfähigkeit der EU forderte Draghi den Block auf, seine Spitzentechnologien weiterzuentwickeln, einen Plan zur Erreichung seiner Klimaziele zu erstellen sowie die Verteidigung und die Sicherheit kritischer Rohstoffe zu verbessern, und bezeichnete diese Aufgabe als „existenzielle Herausforderung“.

Draghi sagte, dass Europa seine Investitionen um etwa 5 Prozentpunkte des BIP steigern müsse – ein Niveau, das seit mehr als 50 Jahren nicht mehr erreicht wurde -, um seine Wirtschaft so umzugestalten, dass sie wettbewerbsfähig bleiben kann. Er warnte, dass das Wirtschaftswachstum in der EU „anhaltend langsamer“ sei als in den USA, was die Fähigkeit der EU in Frage stelle, die Wirtschaft schnell genug zu digitalisieren und zu dekarbonisieren, um mit seinen Konkurrenten im Osten und Westen mithalten zu können.

„Wenn Europa nicht produktiver werden kann, werden wir gezwungen sein, uns zu entscheiden. Wir werden nicht in der Lage sein, gleichzeitig führend bei neuen Technologien, ein Leuchtturm der Klimaverantwortung und ein unabhängiger Akteur auf der Weltbühne zu werden“, schreibt er in dem Bericht. „Wir werden einige, wenn nicht alle unserer Ambitionen zurückschrauben müssen“.

Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, die Draghi mit der Erstellung des Berichts beauftragt hat, wird entscheiden müssen, inwieweit sie die Empfehlungen des Berichts umsetzen wird.

Der Bericht kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich die europäischen Staats- und Regierungschefs zunehmend des Verlustes an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Hauptkonkurrenten der EU bewusst werden, der zum Teil auf die Energieabhängigkeit Europas und den Mangel an Rohstoffen zurückzuführen ist. Gleichzeitig wird die EU weiterhin durch die Unfähigkeit ihrer Telekommunikations- und Verteidigungsindustrien behindert, Größenvorteile zu nutzen und besser auf eine flexiblere Sicherheitsstrategie vorbereitet zu sein.

Die EU hat es bisher auch versäumt, einen Fahrplan zur Senkung der Hürden auf ihren Kapitalmärkten voranzutreiben, um Milliarden von Euro über ihre Grenzen hinweg zu mobilisieren, die zur Beschleunigung der Entwicklung sauberer Technologien benötigt werden, um ihre ehrgeizigen Umweltziele zu erreichen, oder um die nächste Generation von Technologieführern zu schaffen.

Ein besonderer Segen für den Privatsektor wäre Draghis Forderung nach einer stärkeren Konsolidierung in der Telekommunikationsbranche, die seiner Meinung nach „notwendig ist, um höhere Investitionsraten in die Konnektivität zu erreichen“.

Draghi sprach sich auch für eine Anpassung der EU-Wettbewerbspolitik aus, damit diese nicht zu einem Hindernis“ für die industriellen Ziele der EU wird. Insbesondere forderte er neue Bewertungen bei Technologiegeschäften, bei denen untersucht werden soll, wie bestimmte Geschäfte die Innovation in Europa fördern könnten, sowie eine weitere Lockerung der EU-Leitplanken für staatliche Beihilfen in strategisch wichtigen Sektoren.

Mario Draghi: Die Folgen – mehr Schulden und Schuldenunion

Was wären die Folgen der Vorschläge von Mario Draghi? Mehr Schulden in der Hoffnung, auf ein dann eintretendes Wirtschafts-Wachstum – mit einer Schuldenunion, die Deutschland noch mehr in die Gemeinschafts-Haftung bringen würde. Faktisch also noch mehr Geld drucken – was, wie die Entwicklung nach Corona zeigt, die Wirtschaft nicht wirklich nachhaltig ankurbelt, sondern wie das Beispiel USA zeigt, nur eine Scheinblüte der Wirtschaft erzeugt. Die Illusion dieser Blüte wiederum kann nur durch immer mehr Schulden aufrecht erhalten werden.

Wenn der Vorschlag von Mario Draghi umgesetzt werden sollte, wird der Euro zur neuen Lira!

FMW/Bloomberg



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13 Kommentare

  1. Moin, moin,

    kleiner Fehler im Artikel. „Schuldenunion, die Deutschland noch mehr in die Gemeinschafts-Haftung bringen würde“, ist m.E. so nicht ganz richtig. Zunächst sind das Schulden und Haftungen der BRD. Deutschland kann sich als Nachfolger der BRD davon frei sprechen. Dann sollen sich die Gläubiger an die BRD Regierungen und an ihre Akteure wenden. Die werden dann mit ihrem Privatvermögen und ihren Pensionen haften.

    Diese Thematik der Schuldenvergemeinschaftung wird so kommen. Die EU wird das Schuldenspiel solange fortsetzen, solange noch irgendwo Geld zu beschaffen ist. Und es werden nicht nur neue Schulden kommen, sondern auch die Zwangsabgaben. Zwangsabgaben sind das Lieblingsthema der Links-Rot-Grünen. Wer etwas geleistet hat, wird um die Ernte betrogen.

    Fazti: M.E. wird das auf die 1920er / 1930er Jahre hinauslaufen mit allen Konsequenzen.

  2. Auch Mario Draghi ist den sozialistischen Denkmustern verfallen, die die europäischen Staaten ruinieren – Paradebeispiel Deutschland, bei dem die Politik der verbrannten Erde als Fortschritt für die Menschheit hochgejubelt wird. Die Steigerung der Produktivität wurde noch nie mittels zentralistischer und sozialistischer Politik oder dem Vulgärkommunismus der Grünen erreicht, nach dem Motto, die Politiker wissen es besser. Individuelle Kreativität, die Freiheit des Versuchs mit dem Risiko des Scheiterns und politische Rahmenbedingungen, die Fleiß und Mühe belohnen, sind die Grundvoraussetzungen für zunehmende Produktivität.

  3. Meiner Meinung nach bleibt uns in Europa nichts anderes übrig, als ebenfalls an dieser Schuldenorgie teilzunehmen. Diese Subventionspolitik scheint ja ganz gut zu funktionieren (siehe Big Tech in den USA und E-Mobilität sowie Erneuerbare Energien in China). Das Ganze ist ein schmutziges Spiel, aber was bringt es, wenn wir technologisch zurückbleiben, nur um sagen zu können, wir haben “keine” Schulden? Wenn in China oder den USA die Schulden zu einem Crash führen, reißt es uns mit oder ohne Schulden mit in den Abgrund.

  4. Wenn man einen Italiener fragt, bekommt man italienische Empfehlungen. Wie erfolgreich die sind kann man sehen. Was im übrigen ausschließt auf deutschen Rat zu fragen. Ich würde mich dagegen in Osteuropa umhören, etwa in Polen oder dem Baltikum.

  5. Ex-EZB-Präsident Mario Draghi verspricht sich vom Klimaschutz mehr Wettbewerbsfähigkeit der/für die Europäische Union, und verkennt dabei, daß es diesbezüglich innerhalb der EU bereits Wettbewerbsverzerrungen dahingehend gibt, das Qatar Airways schrittweise in der gesamten Europäische Union Start- und Landerechte erhält, ohne daß dabei die Tatsache berücksichtigt wird, daß im Gegensatz zum Luftverkehrsstandort Deutschland an den Heimatmärkten der Arabische Liga-Luftfahrtallianz Arab Air Carriers Organization keine Luftverkehrssteuer berechnet wird.

  6. draghi ist der europäische totengräber dieser fiat-geld-periode und damit der eu – wie heißt es so schön? beim geld hört sich die freunschaft auf. mal sehen ob das die schlafschafe dann wie alles andere bisher auch ohne ernsthaftes murren hinnehmen werden. ich denke eher nicht. der crack up boom scheint ja schon zu laufen.

    er war der hauptverantwortliche für die europäische nullzinsphase und hat wie die amis ebenso ein wahres liquiditätsmonster geschaffen vor dem sich die dealer inzwischen nur noch fürchten können – echtes steuern geht da nicht mehr, weil maßnahmen nur noch die wahl zwischen pest und cholera zulassen. nun stehen die westlichen systeme vor der tatsache, das dieses sich immer schneller aufblähende drogenmonster ohne unbeschränkte liquid exstasy versorgung zuerst in die lethargie verfallen und danach einen totalabsturz eines junkies hinlegen wird. der fordert in seiner panik also wieder noch mehr und noch härtere drogen. also am besten dieselbe schuldenorgie wie die amis.

    ja das macht dieses system sicher wieder gesund = intrisisches wachstum der investitionen. die frage die sich nur noch stellt – wird es ein ende mit schrecken oder ein schrecken ohne ende? gewinnt zum schluß derjenige, der bis zum finalen kredit-event (=schuldenschnitt) am ungeniertesten schuldenfinanzierte assets aufgebaut hat?

  7. Die nächste Gelddruckorgie (Verwässerung einer „Konstrukt-Währung)

    Wie weit sind wir noch entfernt von einer Hyperinflation ?

    Hyperinflation und Krieg. Wer liebt so etwas ?

    Es müssen Menschen ausreichend aufgeklärt werden,die zu stark in Ihrer Angst gefangen sind.

  8. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Draghi, wie er leibt und lebt….

    „Der Euro ist unumkehrbar „…“ Whatever it takes “ – Garantie Versprechen Rede von Draghi, am Donnerstag, dem 26.07.12 in London…11.45 Uhr GMT….

    Beurteilung: So eine Einschätzung steht im gar nicht zu. Ob der EUR unumkehrbar ist, müssen die Wähler entscheiden…

    Nichts ist unumkehrbar ….

    „Dem Sozialismus in seinem Lauf, halten weder Ochs noch Esel auf „..

    1. @Sebastian. „Dem Sozialismus in seinem Lauf, halten weder Ochs noch Esel auf „..
      Da kennst du dich ja aus und jetzt schwingst du hin und her zwischen S&P 500 – Ziel 6000/7500 und den Absturzfantasien, angereichert mit unzähligen Erlebnissen aus den Nullerjahren, egal ob sie zum Thema passen oder nicht. Wendig halt.
      Wie oft durften wir das mit der Draghi-Rede hier eigentlich schon lesen?

  9. Wenn ein Stellvertreter des WEF Vorstand, solche Vorschläge macht, weiss man was dahinter steckt. Die Bevölkerung auf den „viel besseren Digitalen Euro“ vorbereiten, da der „echte“ Euro nichts mehr „Wert“ sein wird.

  10. Die Problembeschreibung ist gar nicht so schlecht. Die präsentierte Lösung mit staatlich gelenkten Investitionen auf Gemeinschaftsschulden ist dann wieder ein echter Draghi… Note: 5

  11. Draghi will noch dem „Letzten“ nahebringen, warum man den Euro eingeführt hat.

  12. Eher tragisch als Draghi

    Draghi ist doch das Troyanische Pferd der Amis, als ex- Goldmann nun der richtige Mann um die EU nach den Vorgaben der Amis wie die Puppen tanzen zu lassen, zudem ist er der Vertreter der südlichen EU- Geldempfänger. Der richtige Mann um die EU in die Super-Situation der hoch verschuldeten USA heranzuführen.

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