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Euro-Absturz – es ist eine breiter angelegte Schwäche

Die Euro-Schwäche ist breiter angelegt als nur gegenüber dem US-Dollar. Die Rezession steht an.

Euro-Geldscheine

Der Euro fällt weiter. Nachdem er gegenüber dem US-Dollar gestern unter die Parität von 1:1 fiel und gestern Abend bei 0,9944 notierte, so sehen wir heute früh mit 0,9905 weitere Schwäche. Es ist das tiefste Euro-Niveau seit 20 Jahren!

Euro-Schwäche gegenüber zahlreichen Währungen

Wäre der Euro nur gegenüber dem US-Dollar schwach, könnte man alles auf die stark steigenden Zinsen in den USA schieben. Aber der folgende Chart, der zwölf Monate zurückreicht, zeigt eine breit angelegte Euro-Schwäche. Man sieht die Verluste des Euro gegenüber dem britischen Pfund mit -1,1 Prozent, gegenüber der norwegischen Krone mit -5,6 Prozent, gegenüber dem Schweizer Franken mit -11 Prozent, gegenüber dem kanadischen Dollar mit -12,7 Prozent, und gegenüber dem US-Dollar mit -15,9 Prozent.

Die Währungen rohstoffreicher Volkswirtschaften sind stark gegenüber dem Euro, auch diejenigen mit Save Haven-Status, und auch die mit stärkeren Zinsanhebungen. Der Euro leidet dazu an der eigenständigen Schwäche. Sie rührt her von geringen und sehr zögerlichen Zinsanhebungen, dazu steht Europa aktuell an der Klippe zur Rezession. Hohe Inflation und explodierende Energiepreise drücken auf die Konjunkturlaune. Europa produziert inzwischen Handelsbilanzdefizite. Der Euro spiegelt diese Schwäche wider in Form fallender Wechselkurse gegenüber anderen Währungen.

Dollar-Stärke

Und ja, natürlich spielt der starke US-Dollar eine große Rolle, wenn man sich die Euro-Schwäche anschaut. Die USA sind zwar technisch gesehen jetzt schon in einer kleinen Rezession, und Europa noch nicht. Aber die USA haben nicht die Energieprobleme und die explodierenden Energiepreise wie Europa. Die Energiekrise dürfte die Europäer in den nächsten Monaten viel härter treffen als die Amerikaner. Und die Fed hat bereits die Zinsen kräftig angehoben, und wird es wohl auch im September erneut tun. Damit macht die Fed den US-Dollar viel attraktiver, was den Euro nun mal schwächt.

Schaut man nur auf den US-Dollar-Index, den Währungskorb der US-Währung im Vergleich zu anderen global wichtigen Währungen, dann sieht man seit Tagen einen kräftigen Anstieg. Seit dem 11. August bei 105 Indexpunkten legt der Währungskorb bis jetzt eine durchgehende kräftige Rally hin auf aktuell 109,12 Punkte – ein Rekordhoch. Das Problem: Wichtige Rohstoffe wie Öl und auch so ziemlich alle anderen Importwaren werden am Weltmarkt in US-Dollar gehandelt. Die Stärke der US-Währung heizt damit nicht nur im Euro-Raum die Import-Inflation an.

Heute stehen für wichtige Länder die Einkaufsmanager-Daten an. Sie können mehr Aufschluss geben für die wohl heraufziehende Rezession. Und verdeutlichen sich die Anzeichen für die Rezession in der Eurozone, könnte der Euro heute weiter absacken, womöglich zügig unter die Marke von 0,99 gegen den US-Dollar.

Euro-Schwäche gegenüber verschiedenen Währungen TradingView Chart zeigt Entwicklung des Euro gegen verschiedene Währungen in den letzten zwölf Monaten.



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1 Kommentar

  1. Wozu braucht es dann noch den Euro als Währung, wenn er weniger Wert ist als der Dollar.

    Hier könnte eine Eurokritik von links angebracht sein, sollte der Euro auf 0,8 und weniger US-Dollar fallen, so könnte zum ersten mal eine eurokritische Bewegung von links entstehen. Ich wäre prinzipiell bereit zu diesem Schritt. Jene eurokritische Bewegung könnte sich dann dafür einsetzen, dass wir den Dollar als Währung bekommen.

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