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Euro im Aufwind – Hedgefonds verstärken Dollar-Shortwetten

Der Euro ist im Aufwind. Hedgefonds verstärken Dollar-Shortwetten. Man setzt auf den weiteren Zinsauftrieb der EZB gegen die nachlassende Fed.

Dollar-Scheine

Der Euro steigt. Vor allem ist die Gemeinschaftswährung im Aufwind, seitdem am Freitag die Stundenlöhne in den USA im Zuge der Arbeitsmarktdaten für Dezember etwas schwächer verkündet wurden – mit 0,3 % Anstieg bei 0,4 % Erwartung. Auch der am Freitag verkündete ISM-Einkaufsmanagerindex verstärkte das Rezessionsszenario für die USA. Beides ist zins-bremsend für die Fed (weniger starke Zinsanhebungen werden erwartet). Dementsprechend waren diese Nachrichten Dollar-bärisch.

Euro vs Dollar im Vergleich zum US-Leitzins Im TradingView Chart sehen wir im Verlauf der letzten zwölf Monate in blau Euro vs US-Dollar, dazu in orange

Euro steigt, Dollar fällt – EZB-Stärke, Fed kommt zum Ende

Und siehe da: Der Dollar ist seit Freitag Nachmittag deutlich gefallen, was seinem Gegenpart – dem Euro – deutlichen Anschub gegeben hat. Der Dollar-Index (Währungskorb des Dollar gegen einige andere große Währungen) verlor seit Freitag Mittag von 105,38 auf jetzt 102,92 Indexpunkte. Euro vs US-Dollar stieg seitdem von 1,05 auf aktuell 1,0732. Der nächste wichtige Termin für den US-Dollar steht am Donnerstag an, wenn die US-Inflationsdaten für Dezember veröffentlicht werden.

Momentan jedenfalls sieht alles relativ Dollar-Bärisch aus. Die Fed verlangsamt ihre vermutlich Zinsanhebungen deutlich, während die EZB weiterhin einen hohen Zinsanhebungsdruck aufrecht erhält. Dies sieht man heute an den Aussagen der EZB über ihre eigene Prognose, dass die Löhne in der Eurozone deutlich anziehen dürften, was Aufwärtsdruck für die Inflation bedeutet (wir berichteten). Und das gibt ein weiteres Argument an die Hand, um weiterhin die Zinsen kräftig anzuheben – was wiederum Euro-Bullisch und Dollar-Bärisch ist. Auch sprach EZB-Direktor Panetta letzte Woche von noch „ziemlich großen Schritten“ bei den Zinsen, die für die nächsten beiden Sitzungen anstehen.

Hedgefonds wetten gegen den Dollar

Also: Ist die Lage klar? Dollar runter, Euro rauf? Hedgefonds scheinen jedenfalls daran zu glauben. Sie werden jedenfalls immer pessimistischer gegenüber dem Dollar und unterstreichen damit die Spekulationen, dass die Federal Reserve das Tempo ihrer Zinserhöhungen verlangsamen wird, so schreibt es aktuell Bloomberg. Laut Daten der Commodity Futures Trading Commission zu acht Währungspaaren stiegen die Wetten gegen den Dollar in der vergangenen Woche auf 30.457 Kontrakte an, so viele wie seit August 2021 nicht mehr. Die Swap-Kontrakte zeigen, dass die Anleger nun erwarten, dass der effektive Leitzins der Fed von 5,06 % auf unter 5 % sinken wird, nachdem die Daten vom Freitag gezeigt haben, dass sich das Lohnwachstum in den USA im vergangenen Monat abgekühlt hat.

Hedgefonds erhöhen Wetten gegen den US-Dollar

„Die Säulen der Dollar-Stärke beginnen zu schwinden“, sagte John Bromhead, Stratege bei der Australia & New Zealand Banking Group Ltd. in Sydney. „Das Protokoll der letzten Woche zeigt, dass die Fed sich dem Endkurs nähert und bald eine Pause einlegen wird“.

Das „Glück“ des Dollar hat in den letzten Monaten nachgelassen, da Fonds von Jupiter Asset Management bis JPMorgan Asset Management darauf wetten, dass die Fed das Tempo der Zinserhöhungen drosseln wird. Im vergangenen Jahr trugen die aggressiven Zinserhöhungen der Zentralbank im Vergleich zu anderen Ländern und die Zuflüsse von Kapitalzuflüssen dazu bei, dass der Dollarkurs ein Rekordhoch erreichte.

Analystenaussagen

Dies könnte sich allmählich ändern, da Händler darauf wetten, dass die EZB im Jahr 2023 weitere Zinserhöhungen vornehmen wird als die Fed. Laut Swaps, die an die Sitzungstermine gekoppelt sind, werden rund 150 Basispunkte bzw. 60 Basispunkte für eine zusätzliche Straffung eingepreist. Die Bankstrategen von Nomura International Plc und Morgan Stanley empfehlen Long-Positionen in Euro gegenüber dem Dollar.

„Ich denke, dass wir im Jahr 2023 eine große Divergenz in der Geldpolitik zwischen den USA und Europa erleben werden“, sagte Christian Kopf, Leiter des Bereichs Fixed Income bei Union Investment, in einem Interview mit Bloomberg Television, der davon ausgeht, dass die Fed im Februar den Höhepunkt ihres Zinserhöhungszyklus erreicht. „Das sollte den Euro nach oben treiben.“

Die US-Inflationsdaten für Dezember und die Äußerungen des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell in dieser Woche könnten dazu beitragen, den Ton für die nächste Bewegung des Dollars anzugeben. Der Bloomberg Dollar Spot Index fiel am Montag um 0,4%, nachdem er am Freitag nach schwächer als erwarteten Lohn- und Dienstleistungsdaten um 1% gefallen war.

Einige Strategen sind jedoch der Meinung, dass der Dollar bald wieder anziehen könnte, da die US-Notenbank eine weitere Straffung verspricht. „Wir sind nach wie vor der Meinung, dass die Inflation noch nicht besiegt ist und dass die Leitzinsen in diesem Jahr nicht mehr sinken werden“, schrieb Steven Barrow, Leiter der Group-of-10-Strategie der Standard Bank, in einer Mitteilung an Kunden. „Die Preise von Vermögenswerten müssen sich erst noch erholen, bevor es zu einem stärkeren Aufwärtstrend bei Anleihen, Aktien und Währungen kommt.

Während der US-Dollar immer noch einige Anfälle von Stärke erleben könnte, „werden die Währungen der asiatischen Schwellenländer wahrscheinlich von ihrer Verbindung zu einem stärkeren chinesischen Wachstum profitieren“, schrieben Strategen der Goldman Sachs wie Kamakshya Trivedi in einer Notiz. „Unsere neuen Prognosen deuten darauf hin, dass der Dollar seinen Höhepunkt erreicht hat“.

FMW/Bloomberg/Erster Chart TradingView



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