Devisen

Inflation und Kreditverknappung Euro-Schwäche voraus? Blick auf Szenario für EZB-Entscheidung

Ist Euro-Schwäche im Anflug ab Donnerstag? Blicken wir für dieses Szenario auf aktuelle Daten zu Inflation und Kreditverknappung.

Euro-Geldscheine

Der Euro schwächelt aktuell gegenüber dem US-Dollar. EURUSD fällt seit gestern Mittag von 1,1030 auf aktuell 1,0952. Auch der Dollar-Index – der Währungskorb des Dollar gegen andere wichtige Währungen – zeigt derzeit Stärke. Es könnte sein, dass der Euro ab Donnerstag weiter abrutscht. Dies soll keine Vorhersage sein, sondern eher ein Szenario basierend auf aktuellen Fakten.

Euro mehr unter Druck ab Donnerstag? Blick auf aktuelle Inflationsdaten

Erstmal muss man sehen: Niemand weiß, wie der Devisenmarkt morgen Abend auf die Zinsentscheidung der Federal Reserve reagieren wird. Dies wird den Euro-Kurs womöglich beeinflussen. Aber wir wollen hier genauer darauf gucken, was die Daten direkt aus der Eurozone sagen: Je höher die Inflation, desto mehr Zinserhöhungsdruck auf die EZB, desto eher steigt der Euro. Heute um 11 Uhr wurde die Eurozonen-Inflation mit 7,0 % im April veröffentlicht nach 6,9 % im März. Was auf den ersten Blick nach mehr Inflation aussieht, und daher bullisch für den Euro wäre, sieht auf den zweiten Blick aber weniger bullisch aus. Dazu zitieren wir die aktuelle Headline-Aussage der Ökonomen der Commerzbank: „Im Euroraum hat die Inflationsrate im April ihre Talfahrt kurzfristig unterbrochen. Der Wegfall des starken Energiepreisrückgangs im April 2022 aus dem Vorjahresvergleich ließ die Rate wieder leicht von 6,9% auf 7,0% steigen. In den nächsten Monaten dürfte die Inflationsrate weiter fallen, zumal inzwischen auch der Inflationsschub vonseiten der Nahrungsmittelpreise nachlässt. Der unterliegende Preisauftrieb hat nicht weiter zugenommen. Die Teuerungsrate ohne die stark schwankenden Preise von Energie und Nahrungsmittel gab leicht von 5,7% auf immer noch sehr hohe 5,6% nach. Insofern bleibt der Druck auf die EZB unverändert hoch, die Leitzinsen weiter anzuheben.“ FMW: Das ist klar – anheben wir die EZB die Zinsen weiter. Aber wie stark?

Geldpolitische Verknappung ganz ohne EZB

Was auch dafür spräche, dass die EZB am Donnerstag die Zinsen statt um 50 nur um 25 Basispunkte anhebt: Die Banken haben laut heute veröffentlichter EZB-Umfrage zuletzt die Kreditkonditionen für ihre Kunden massiv verknappt, also höhere Zinsen, höhere Schwellen für die Vergabe von Krediten. Gleichzeitig sank die Nachfrage nach Krediten deutlich. Also muss die EZB gar nicht mehr so kräftig ihre Leitzinsen anheben für ihre geldpolitische Verknappung? Dies spräche für Euro-Schwäche.

Im folgenden TradingView Chart sehen wir seit Juni 2022 in blau den Verlauf von Euro vs US-Dollar, im Vergleich dazu den von 0 % auf 3,5 % gestiegenen Leitzins der EZB. Natürlich muss man auch immer berücksichtigen: Wer erhöht jetzt noch zum Ende des Zinserhöhungszyklus wie stark die Zinsen? Federal Reserve und EZB sind beide ziemlich weit am Ende des Zyklus angekommen. Die EZB ist aber Nachzügler, und aufgrund der seit Monaten zu hörenden Signale aus Frankfurt über weiter stark steigende Zinsen könnten es auch 50 statt 25 Basispunkte Anhebung werden. Dies wäre dann wohl bullisch für den Euro. Denn es ist oft viel einfacher als man denkt: Will sich Christine Lagarde kein zweites Mal von der Inflation überrumpeln lassen, übertreibt sie es mit den Zinserhöhungen.



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4 Kommentare

  1. Hallo Herr Kummfeld, interessant sind ihre Thesen aus sich des Dollar/Euro-Paares schon.

    Nur ich finde, dass die Kreditnachfrage (Inflation, Kreditzinsen) zuerst eingebrochen sind und dann haben die Banken nachziehend auch noch die Konditionen für Kredite wegen Risikoneubewertungen bei Kreditausfallvorhersagen verschäft. Deswegen wird sich die Verschärfung der Kreditkonditionen nicht so sehr auswirken, wie allgemein erhofft. Schlicht weil die Nachfrage gering ist.

    Was aber erstaulich ist, dass bisher, also seit 2023, die Inflation, eben nicht wie vorhergesagt, sinkt, sondern allenfalls nicht mehr stark steigt!

    Alle anderen Aussichten und Erklärungen mögen ja interessant sein, werden aber mit jeder neuen Veröffentlichung erneut wiederlegt!
    Eben auch die allgemeine Annahme (des commerzbank Ökonom), dass die Inflation sinken wird, weil die Lebensmittelpreise sinken werden. Im Ausland mag das zutreffen, aber in Deutschland wird z. B. die Erhöhung der LKW-Maut oder weitere Abgabenerhöhungen dies überkompensieren.

    Und für die Energiepreise sehe ich auch noch keine Entlastung bei den Preisen:
    Was geschieht, wenn die OPEK die Fördermengen erneut drasisch senkt, weil die weltweite Rezession die Nachfrage (wie momentan) weiter drosselt, die OPEK aber den Preis für Öl hoch halten möchte?
    Oder ein kalter Herbst in Europa uns heimsucht.

    Und das Agument, dass die Zinserhöhungen in Europa bereits weit fortgeschritten sei, verstehe ich nicht. Wieso soll das so sein?

    Mit aktuell 3,5 % sind die Zinsen langfristig (abgesehen von der ultrabilligen Zeit (2010 bis 2022)) gesehen, noch nicht unangemessen hoch, sondern nur 1,5 % über dem angestrebten Zins der Bundesbank / EZB.
    Ergebnis: Alles im durchschnittlichen Bereich.

    Um aber in den restriktiven Bereich des Zinssatzes zu kommen, werden noch mehrere Zinserhöhungen notwendig sein, denn der Arbeitsmarkt, Wirtschaftswachstum und Konsum zeigt in Europa vorerst keine signifikaten Schwächen. –
    Oder aber die EZB gibt die Vorgabe von 2 % Inflation auf und akzeptiert eine höhere Inflation in Europa!

    Von daher wird der Euro auch im II. HJ stark sein. Nur momentan werden die folgenden Zinserhöhungen in Amerika „dagegenhalten“.

    Meine Frage nun: Wie wirkt sich die aufziehende (weltweite) Rezession auf den Dollarkurs aus?

    Viele Grüße

    Ludger

  2. Ich bin ja mal gespannt, wie die Ernteausfälle in Spanien die Preise für Gemüse in Deutschland zusätzlich nach oben treiben werden. Die Regierung hat sich entschlossen den Bauern lieber das Wasser abzustellen, als den Tuoristen. Denn ein Salatkopf benötigt bis zur Ernte mehr Wasser, als ein Tourist am Tag.

    Jahrhundert-Dürre in Spanien: Bauern fürchten totalen Ernteausfall

    https://www.costanachrichten.com/spanien/politik-wirtschaft/duerre-spanien-ernten-bauern-ausfall-tourismus-kein-regen-wassermangel-92239472.html

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. @Helmut
      Das klingt ja fast so, als würden Sie die Auswirkungen des Klimawandels wie Rekordtemperaturen bereits im April, langjährigen Wassermangel aufgrund von Dürre, fast ausgetrocknete Stauseen und Trinkwasserprobleme plötzlich nicht mehr leugnen?!

      Sollten Sie sich daher nicht eher um Ihr Wunsch-Heimatland sorgen?
      Deutschland kommt auch ohne Sie und Andalusien klar.

      Der konservative Ministerpräsident Andalusiens, Juanma Moreno sucht und findet natürlich den Schuldigen in der grün-sozialistischen Sekte in Madrid. Hauptsache, zuhause im trockenen und heißen Andalusien bleiben die Golfplätze grün.
      Interessant ist auch die Aussage in Ihrem Link: „Über 70 Prozent der Anbauflächen in Spanien gehen für Viehfutter drauf, auch das ist eine „heilige Kuh“, die sich kein Politiker zu schlachten traut – oder: wenn einer die Massentierhaltung in Spanien als ökologisches und strukturelles Problem benennt, wird er zum Verräter an der eigenen Nation gestempelt.“

      Ich bin ja mal gespannt, wie die Ernteausfälle in Spanien die Preise für Gemüse in Andalusien zusätzlich nach oben treiben werden. In Deutschland sind die längst eingepreist, zumindest bei denen, die Messungen und Monitoring von Klimaphänomenen nicht ständig wegen sektenartiger Ideologie und Basisopposition verleugnet haben.

      Und eine Bitte im voraus: Es interessiert nicht im Geringsten, wie Sie persönlich abgesichert sind, wie es um Ihre Olivenhaine und Gemüsebeete in der Nachbarschaft steht. Jeder Leser weiß, dass Sie ALLES richtig gemacht haben.
      Also ersparen Sie uns die einfach viel zu oft wiederholte Wiederholung Ihrer Lebensgeschichte 🥱😩🥴

      Die Frage ist doch eher, wie können sich bei dem Klima erfrorene, verhungerte und verarmte Deutsche weiterhin den Luxus gönnen, in Skandalusien zwischen traumhaften Skigebieten und herrlichen Bademöglichkeiten auf frischen grünen Golfplätzen die Millionen zu verschleudern?

  3. Hallo Jonas Tobsch,
    Sie werfen da einiges durcheiander.
    Wenn Sie mal das Internet durchgehen, dann werden Sie z. B. lesen:
    Gößte Dürre in Spanien seit 50 Jahren, usw. Diese Wetterphänome, dass es Jahre nicht genügend regnete, gab es immer wieder in Spanien.
    Aber vor z. B. 50 Jahren betrug die Bevölkerung in Spanien mal gerade 33 Millionen, und es gab auch die von Ihnen beschriebene Massentierhaltung noch nicht.
    Für sich selber, und für eine normale Landwirt, hat Spanien genug Wasser. Es regnet pro Quadratmeter etwa genau so viel wie z. B. In Deutschland, aber das Land ist in der Fläche etwa 40 % größer bei etwa der halben Bevölkerungsdichte, hat fasst 400 Talsperren und etwa 1000 Meerwasserentsalzungsanlagen.
    Trotzdem gab es vor etwa 50 Jahren und durch die ganzen letzten tausende von Jahren, immer Jahre, in denen die Dürre sogar noch heftiger war als heute.
    Nur, heute produziert Spanien für halb Europa Gemüse, aber die grüne Sekte verpflichtet die Bauern in Deutschland und Holland dazu, dass Ackerflächen stillgelegt werden, oder verordnet Düngerverbote.
    Mit der Landwirtschaft erwirtschaftet Spanien unter 3 % des BIP; mit dem Tourismus aber ein Vielfaches.
    Daher hat die spanische Regierung beschlossen, das Wasser für die Landwirtschaft praktisch abzustellen, oder stark einzuschränken, damit der Tourismus bis zumindest Ende September möglichst nicht beeinträchtigt wird.
    Was natürlich bei über 1 Millionen Poolanlagen, etwa 40 millionen Touristen und einer Menge Golfplätze, eine Menge Wasser kosten wird.
    Aber, 1 Salatkopf benötigt für die Aufzucht etwa 350 Liter Wasser, was etwa den Wasserverbrauch von einem Touristen am Tag entspricht. Und dieser Tourist lässt pro Tag sicherlich mehr Geld in Spanien, als der Verdienst an einen Salatkopf.
    Mit Viehfutter haben sie recht, und auch mit der Massentierthaltung.
    Mal sehen, ob die Massentierhaltung nun reduziert wird, oder die Menschen weiter die Preise für Fleisch zahlen möchten, wenn dafür importiertes Futtermittel verwendet wird.
    Übrigens werden die Schweineschinken von Deutschland nach Spanien geliefert, damit sie in der Sierra Nevada nach spanischer Methode etwa 2 Jahre abhängen.
    Auch produzieren abermillionen Ziegen in Spanien eine Menge Käse, Milch und Fleisch, ohne dafür Flächen zu benutzen, die für den Ackerbau benutzt werden könnten. Diese Ziegen ernähren sich hauptsächlich von der Vegetation zwischen Felsen und Geröll. Unser Nachbar hat z. B. 800 Ziegen, die das Gras auf unserem nicht eingezäunten Teil des Grundstückes kurz halten, und somit auch die Brandgefahr mindern; ebenso auf den Grundstücken in geschätzten 5 km Umkreis.
    Was auch ein Problem ist, dass sehr viel Wasser durch marode Leitungen verloren geht, und die Spanier sehr verschwenderisch mit Wasser umgehen. Was auch sicherlich daran liegt, dass Spanien sehr niedrige Wasserpreise hat, und jedes Dorf und abgelegenes Haus an eine Trinkwasserleitung angeschlossen ist.
    Was wiederum dazu führt, dass die alten Brunnen, aus denen seit Jahrhunderten Wasser entnommen werden könnte, nicht benutzt werden. Man nimmt lieber das Wasser aus dem öffentlichen Netz, um damit den Gemüsegarten zu bewässern. Alleine in etwa 3 km Umkreis gibt es hier 5 Brunnen, aus denen Wasser per Zugeimer entnommen werden könnte, oder mit einer kleinen Pumpe, aber man nimmt lieber das Leitungswasser.
    Mal sehen was die Tomaten und das Paprika im Herbst in Deutschland kosten werden, wenn auch die Spediteure auch die Kosten weitergeben, die von der grüne Sekte ihnen aufs Auge gedrückt werden.
    Die Bauern erhalten natürlich eine Entschädigung für die Ernteausfälle und die noch produzieren erzielen für ihre Tomaten mehr als den doppelten Preis.
    Wahrscheinlich wird dafür das Schweinefleisch kurzfristig billiger, weil viele Tiere abgeschlachtet werden. Aber im nächsten Jahr dann auch einiges teurer.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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