Die aktuelle Entwicklung des Euro zeigt klar und deutlich, wie die Märkte die Aussagen von Federal Reserve (vorgestern) und EZB (gestern) einschätzen! Dieser EURUSD Chart zeigt den Euro gegen den US-Dollar (EURUSD) seit Dienstag. Mittwoch Abend noch kurz vor der Fed-Verkündung zu Zinsen und Zinsaussichten, notierte das Währungspaar bei 1,0785. Dann ab 20 Uhr ging es steil bergauf auf 1,0890. Es war eine klare Dollar-Abwertung, denn Fed-Chef Jerome Powell sprach offensiv über Zinssenkungen im nächsten Jahr. Das erfreute die Aktienmärkte und sorgte für einen fallenden US-Dollar, womit der Euro als großer Gegenspieler automatisch gestärkt wird. Denn durch sinkende Zinsen werden Dollar-Anlagen weniger attraktiver, weniger Geld fließt in den Dollar-Raum. Dies wird als Szenario dann sofort in die Devisenkurse eingepreist.
Euro mit deutlichem Anstieg vor allem dank EZB-Passivität
Dann stieg EURUSD bis Donnerstag Mittag noch weiter an auf 1,0905. Dann kam die Zinsentscheidung und die Aussagen der EZB ab 14:15 Uhr. Und siehe da, EZB-Chefin Christine Lagarde sagte ganz anders als Jerome Powell, dass man bei der EZB eben noch gar nicht über Zinssenkungen gesprochen habe. Auch heutige Aussagen zeigen ganz klar, dass die EZB vor hat, erst später in 2024 Zinsen zu senken, als es die Märkte bislang erwartet hatten. Und so kletterte der Euro seit den EZB-Aussagen weiter nach oben auf aktuell 1,0998. Das ist ein Anstieg seit Mittwoch Abend um 213 Pips!
EZB langsamer und zögerlicher als die Federal Reserve
Was sagt uns das? Die Märkte sehen klar, dass die Federal Reserve die Zinsen vermutlich im Frühjahr 2024 senken wird, und dass die EZB sich wohl noch einige Monate mehr Zeit nehmen wird. Sie wird passiver, vorsichtiger, abwartender agieren! Dies stärkt den Euro klar gegenüber dem US-Dollar. Die aktuelle Bewegung könnte sich nun fortsetzen. Man sieht die Dollar-Schwäche auch an anderer Stelle: Viele Anlageklassen, die gegen den US-Dollar gehandelt werden, profitieren, so zum Beispiel auch der Goldpreis, der spürbar ansteigt seit Mittwoch Abend.
Höherer Euro gut für Inflationsbekämpfung
Ein steigender Euro – wenn die Bewegung denn noch größer ausfallen wird in nächster Zeit – ist übrigens auch gut zur Bekämpfung der Inflation. Europa importiert Öl aus dem Ausland und bezahlt dafür in US-Dollar. Je günstiger der Dollar ist für europäische Importeure, desto günstiger kann man Ölprodukte importieren, und dann in Europa auch günstiger weiter verkaufen und verarbeiten, was letztlich zu Preisdämpfungen an der Tankstelle beitragen kann. Aber dafür bedürfte es wie gesagt noch einer längeren, größeren Aufwertung des Euro.
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