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Experten halbieren ihre Wachstumsprognose – Ukraine-Krieg belastet

Hamburger Hafen

Der Ukraine-Krieg belastet die Wirtschaftsleistung, das ist kein Geheimnis. Die Experten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) sehen laut heutiger Veröffentlichung sogar ein Halbierung ihrer Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum. Verglichen mit ihrer letzten Prognose (+4 Prozent) sehen sie jetzt nur noch ein Wirtschaftswachstum in 2022 von 2,1 Prozent. Das IfW sagt, dass der Krieg in der Ukraine die deutsche Wirtschaft spürbar belastet und den ohnehin schon starken inflationären Druck erhöht. Die konjunkturelle Erholung breche aber nicht ab. Die Inflationsrate dürfte auf 5,8 Prozent steigen, so hoch wie noch nie seit der Wiedervereinigung.

Grafik zeigt Daten zur Wachstumsprognose und anderen Kennzahlen

Hier auszugsweise einige weitere Aussagen des IfW im Wortlaut:

Der Ukraine-Schock verzögert die Rückkehr zum Vor-Corona-Niveau in die zweite Jahreshälfte. Die Produktionskapazitäten bleiben bis Ende des Jahres nicht voll ausgelastet und damit die Wirtschaftsleistung unter den Möglichkeiten. Im kommenden Jahr dürfte ein Teil der nun entfallenden Produktion nachgeholt werden und die Wirtschaft dann um 3,5 Prozent zulegen (bislang 3,3 Prozent erwartet). Die ökonomischen Verwerfungen infolge des Ukraine-Krieges dürften Deutschland in diesem und im kommenden Jahr insgesamt rund 90 Mrd. Euro an Wirtschaftsleistung kosten.

Der Ukraine-Krieg belastet die Konjunktur über höhere Unsicherheit, neuen Stress in den Lieferketten und nochmals verteuerte Rohstoffpreise, insbesondere für Öl und Gas. Insgesamt dürfte die deutsche Energieimportrechnung im Jahr 2022 um rund 40 Mrd. Euro höher ausfallen, als noch in der Dezemberprognose veranschlagt war.

Allerdings haben in Deutschland die Konsumenten während der Pandemiephase zusätzliche Ersparnisse in Höhe von 220 Mrd. Euro angehäuft. Ferner sitzen die Industrieunternehmen auf rekordhohen Auftragsbeständen von 100 Mrd. Euro, rund 17 Prozent ihrer Jahresproduktion. Diese Sonderfaktoren federn den Ukraine-Schock ab, so dass die konjunkturelle Erholung nach der Corona-Pandemie zwar kurzfristig stark belastet wird, aber nicht abbricht.

Inflation

Die stark gestiegenen Preise für importierte Rohstoffe und Vorleistungen sind noch nicht vollständig bei den Verbrauchern angekommen. Es hat sich bereits vor dem Ukraine-Krieg ein erheblicher, breit angelegter Inflationsdruck aufgebaut, der sich das gesamte Jahr über in hohen Teuerungsraten zeigen wird, selbst wenn – wie in der Prognose unterstellt – die Rohstoffpreise wieder etwas nachgeben und die Lieferengpässe in der zweiten Jahreshälfte sukzessive nachlassen.

Im Jahresdurchschnitt wird die Inflation mit voraussichtlich 5,8 Prozent so hoch sein wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland. 2023 werden die Zuwachsraten nur allmählich nachlassen, und die Inflation dürfte auf Jahressicht bei 3,4 Prozent liegen. Insbesondere in der Bauwirtschaft steigen die Preise drastisch, im letzten Jahr waren es 8,6 Prozent – die bei weitem höchste Preissteigerung seit der Wiedervereinigung. Sie dürfte in diesem Jahr noch darüber liegen, bevor sie im nächsten Jahr wieder moderater ausfällt.



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