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Der seltsame Spagat einer gelernten Politikerin EZB: Inflation und Bankenkrise – Lagarde verspricht Wunder

EZB-Chefin Lagarde hat heute den Investoren eine Art Wunder versprochen

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EZB-Chefin Lagarde hat heute den Investoren eine Art Wunder versprochen: man werde die Inflation mit weiteren Anhebungen der Zinsen bekämpfen – aber gleichzeitig an den Finanzmärkten intervenieren, sollte sich die Bankenkrise fortsetzen.

Das ist schon ein seltsamer Spagat: denn gerade die schnelle Zinsanhebungen sorgten für unrealisierte Verluste in den Bilanzen der Banken (weil die Kurse der Anleihen stark gefallen sind mit dem Zinsanstieg). Im Kern ist die Bankenkrise eine Liquiditäts-Krise, die durch die schnellen Zinsanstiege ausgelöst wurde: entweder hilft also die EZB den Banken mit neuer Liquidität und erhöht damit die Inflation potentiell weiter. Oder die EZB meint es mit der Bekämpfung der Inflation ernst – und verschärft damit potentiell die Bankenkrise.

Aber Lagarde ist eine gelernte Politikerin – und in der Politik verspricht man gerne allen alles, auch Dinge, die sich faktisch diametral widersprechen..

EZB-Chefin Lagarde: Bekämpfung der Inflation, aber bereit für Hilfe in Bankenkrise

Die EZB wird einen „robusten“ Ansatz verfolgen, der es ihr ermöglicht, bei Bedarf auf Risiken der Inflation zu reagieren, aber auch die Finanzmärkte in der Bankenkrise unterstützen, wenn neue Bedrohungen auftauchen sollten, so Präsidentin Christine Lagarde.

„Die Inflation mittelfristig wieder auf 2% zu bringen, ist nicht verhandelbar“, sagte Lagarde am Mittwoch auf einer Konferenz von EZB-Beobachtern laut einem Berich von Bloomberg. „Wir werden dazu eine robuste Strategie verfolgen, die datenabhängig ist und die Bereitschaft zum Handeln beinhaltet, die aber keine Kompromisse in Bezug auf unser Hauptziel eingeht.“

Die EZB-Präsidentin knüpfte an ihre Äußerungen vom Montag vor dem Europäischen Parlament an und versprach, das Finanzsystem im Falle einer Ausweitung der Bankenkrise zu unterstützen, aber auch die Inflationsrisiken im Auge zu behalten. Die Inflation zeige noch keine Anzeichen für eine Abschwächung, so Lagarde:

„Wir sehen keine eindeutigen Anzeichen dafür, dass die zugrunde liegende Inflation einen Abwärtstrend aufweist“, sagte Lagarde unter Verweis auf die zuletzt von der EZB zunehmend in den Fokus geratene Kerinflation. Zwar schwächen die sinkenden Energiepreise einen der „Haupttreiber“ dieses Inflationsdrucks, aber Lagarde fügte hinzu, dass „der zunehmende inländische Preisdruck einen Teil dieses disinflationären Impulses ausgleichen könnte“.

Inflation: „noch einiges zu tun“

Die Präsidentin wiederholte die bei der Entscheidung in der vergangenen Woche verwendete Formulierung, dass die EZB bei Beibehaltung der „Grundlinie“ in ihrer Geldpolitik „noch einiges zu tun“ habe.

Die EZB hatte die Zinsen am Donnerstag um einen weiteren halben Punkt und setzten damit den aggressivsten Zinserhöhungszyklus in der noch jungen Geschichte der EZB fort – trotz der Turbulenzen mit der Bankenkrise an den Finanzmärkten. Die Inflation sei nach wie vor viel zu hoch, argumentierten die Notenbankerin und versprachen gleichzeitig, alles Notwendige zu tun, um einen Zusammenbruch des Systems zu verhindern.

„Ich habe deutlich gemacht, dass es keinen Zielkonflikt zwischen Preisstabilität und Finanzstabilität gibt“, sagte sie. „Wir haben genügend Instrumente, um das Finanzsystem bei Bedarf mit Liquidität zu versorgen und die reibungslose Übertragung der Geldpolitik zu gewährleisten“.

EZB Zinsen Inflation Bankenkrise

EZB-Einlagensatz wird laut Prognosen von Banken weniger stark angehoben als bisher angenommen

Zuvor hatte Bundesbankpräsident Joachim Nagel am Donnerstag in der Financial Times erklärt, dass die EZB mit den Anhebungen der Zinsen noch nicht fertig sei.

„Es ist noch ein weiter Weg zu gehen, aber wir nähern uns dem restriktiven Bereich“, sagte er. „Wenn wir diese hartnäckige Inflation zähmen wollen, müssen wir noch hartnäckiger sein“, so Nagel.

FMW/Bloomberg

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10 Kommentare

  1. Zum Glück gibt es Herrn Fugmann, der eine staatstragende Rolle, nämlich die der „Medien“, übernimmt, die leider ihrer Verantwortung, aufgrund der Nähe zur Politik, nicht mehr gerecht werden. Von Scholz über Lagarde bis Biden und Powell, überall nur Beschwichtigung (Brot und Spiele) für das (dumme) Volk, während wir Heuschrecken-Kapitalismus (oder ist es schon Kapital-Sozialismus?) erleben (die Großen fressen alle Kleinen). Keine westliche Notenbank bekämpft ernsthaft die Inflation. Warum auch! Dann von 2% Inflationsziel zu schwafeln ist einfach nur unredlich. Niemals wieder wird vor einer echten Währungsreform die Inflation auf 2% sinken. Wie denn auch, wenn man sich das anschaut, was die Notenbanken/Politik (Grenn Reset) so vorhaben.

  2. CBDCs
    Mit einem Verfallsdatum für Geld der Arbeitnehmer.
    Wenn man in einer Welt nicht gleichzeitig bremsen und Gas geben kann müssen eben zwei Welten her.

  3. Da kann man mit Goethe sagen: die Botschaft hör‘ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Die EZB wird wie die Fed dem Finanzsystem absolute Priorität einräumen, wenn dieses ernsthaft gefährdet ist. Das Procedere düfte so aussehen: die Inflation wird mit ein oder zwei weiteren kleinen Zinserhöhungen offiziell bekämpft, gleichzeitig aber das System mit ausreichend Liquidität versorgt. Das ist das Prinzip „linke Tasche, rechte Tasche“, was man vorne wegnimmt, schiebt man hinten wieder rein. Angesichts der hohen Verschuldung vieler Staaten, angefangen bei den USA; stellt sich sowieso die Frage, ob die Zentralbanken in Wirklichkeit nicht eine relativ hohe, aber noch kontrollierte Inflation anstreben, um dergestalt die Schuldenberge abzubauen – zu Lasten der Verbraucher und Sparer.

  4. Nicht nur in England.
    Aber sie sagen es wenigstens.

    Die Bank von Spanien warnt davor dass Lebensmittel in den kommenden Monaten noch teurer werden – Nachrichten.es

    https://nachrichten.es/die-bank-von-spanien-warnt-davor-dass-lebensmittel-in-den-kommenden-monaten-noch-teurer-werden/

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  5. also was Frau lagarde erzählt ist nicht mehr Ernst zu nehmen. ihre Antwort im Fall Credit suisse, das könne in Europa nicht passieren weil alle Banken hoch Liquid seien. aber wie viele Zombie Banken unterhält das System EZB?

  6. Noch nie hatten Sparer mehr Möglichkeiten sich enteignen zu lassen: 1. langsame und kalt durch Inflation, 2. schnell durch unter Bank Runs zusammen brechende Banken oder 3. beides zusammen und am Schluss kommt er noch als Steuerzahlern zur Kasse für die Rettung einiger Banken um 2. zu verlangsamen.

  7. Mich würde nicht wundern, wenn Lagarde in der nächsten Pressekonferenz auf einen Besen in den Saal geflogen kommt 😁

    Ene mene eins zwei drei die Bankenkrise ist schon bald vorbei. Hex Hex…

  8. Pingback: Zentralbanken im Zielkonflikt

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