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EZB weiter gespalten über weitere Zinsanhebungen Lagarde: Kein Konflikt für EZB zwischen Inflation und Finanzstabilität

Wie Christine Lagarde versucht, die EZB zusammen zu halten

EZB Lagarde Inflation

Am letzten Donnerstag hatte die EZB die Zinsen um weitere 0,5% angehoben – aber Lagarde hatte bei der anschließenden Pressekonferenz keinen Ausblick auf weitere Schritte zur Bekämpfung der Inflation gegeben. Gerade das Einhalten des zuvor immer wieder von Lagarde und anderen EZB-Mitgliedern gegebenen Versprechens eine Anhebung der Zinsen um 0,5% sollte die durch die Bankenkrise verunsicherten Märkte beruhigen.

EZB: Zwischen Bankenkrise und Kampf gegen die Inflation

Nun entbrennt innerhalb der Europäischen Zentralbank erneut eine Kontroverse, wie es mit den Zinsen weiter gehen soll. EZB-Chefin Lagarde versucht nun, den Kampf gegen die Inflation und die Anhebung der Zinsen als nicht im Widerspruch stehend mit der fragilen Lage vor allem im Bankensektor darzustellen.

Dabei ist eines doch weitgehend unumstritten: viele Banken sind gerade durch die schnellen Zinsanhebungen der Fed und der EZB in diese prekäre Lage gekommen! Daher scheinen die heutigen Aussagen von Lagarde vor dem Europäischen Parlament doch eher Zweckoptimismus zu sein – während die EZB weiter gespalten ist zwischen Notenbänern der südlichen Eurozone und der nördlichen Eurozone: erstere wollen baldmöglichst mit den Zinsanhebungen aufhören, letztere warnen weiter vor den Gefahren der Inflation, vor allem der Kern-Inflation.

Lagarde versucht zu schlichten

Die EZB sieht keinen Konflikt zwischen ihrem Kampf gegen die Inflation und ihrer Verantwortung, Bedrohungen für das Finanzsystem abzuwehren, sagte heute Präsidentin Christine Lagarde. Das berichtet Bloomberg.

„Preisstabilität geht mit Finanzstabilität einher, und beide sind vorhanden und kommen zusammen – aber es gibt keinen Widerspruch dabei“, sagte sie am Montag vor Gesetzgebern in Brüssel. „Finanzielle Stabilität hat in dem Maße, in dem sie sich auf die wirtschaftliche Situation auswirkt, einen Einfluss darauf, wie wir die Situation aus makroökonomischer Sicht sehen, aber es sind zwei verschiedene Stabilitäten, die mit verschiedenen Instrumenten angegangen werden.“

Die Kommentare erweitern ein Thema, das Lagarde bereits am vergangenen Donnerstag angesprochen hatte, nachdem die EZB die Zinsen um einen halben Punkt angehoben hatte, ohne jedoch ein Signal für weitere Schritte zu geben.

In einer Eröffnungsrede vor dem Europäischen Parlament hielt sich die EZB-Präsidentin eng an die Formulierung von letzter Woche, dass die Notenbanker „bereit sind, bei Bedarf zu reagieren, um die Preis- und Finanzstabilität zu wahren“, und wiederholte dann auch die Äußerungen vom Sonntag, in denen sie „das rasche Handeln und die Entscheidungen“ der Schweiz in Bezug auf die Credit Suisse Group AG begrüßte.

„Wir nutzen die Zinsen, die wir haben, und das war letzte Woche der Fall, das war schon vorher der Fall, weil wir genug zu tun haben, um uns in dem Tempo zu bewegen, in dem wir uns bewegen“, sagte sie. „Was die Finanzstabilität anbelangt, so haben wir alle Instrumente, die wir brauchen“, und „diese Instrumente werden eingesetzt, wenn es nötig ist“, sagte sie.

EZB gespalten

Einige EZB-Mitglieder hatten argumentiert, dass die Straffung der Geldpolitik wahrscheinlich fortgesetzt werden müsse, wenn die Spannungen nachlassen. Der lettische Zentralbankchef Martins Kazaks sagte in einem am Montag veröffentlichten Interview mit Bloomberg, dass die Zinsen weiter steigen müssen, „wenn das Basisszenario anhält und die Marktvolatilität sich beruhigt und das Szenario nicht entgleist“.

EZB Inflation Bankenkrise

EZB sieht Inflation im Jahr 2025 näher am Ziel

Im Gegensatz dazu warnte der griechische Notenbankchef Yannis Stournaras auf CNBC Europe, dass die EZB nun „kurz vor dem Ende des Straffungszyklus“ stehe und dass „Zinserhöhungen größtenteils der Vergangenheit angehören.“

Die jüngsten Wirtschaftsprognosen der EZB – die fertiggestellt wurden, bevor die Pleite der Silicon Valley Bank das Finanzsystem in Aufruhr versetzte und die UBS Group AG sich bereit erklärte, den angeschlagenen Konkurrenten Credit Suisse zu übernehmen – sehen die Inflation bis 2025 näher am 2%-Ziel der Zentralbank, aber immer noch darüber.

FMW/Bloomberg

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10 Kommentare

  1. Eine Zentralbank wird im Fall der Fälle immer der Finanzstabilität Vorrang geben, beides zusammen kann sie nicht. Bei den Zentralbanken ist man in einer Situation in der man egal welche Tür man öffnet, man auf jeden Fall Marktverwerfungen auslösen wird.

  2. Ich werde den Verdacht nicht los, dass die hohe Inflation gewollt ist, und weiter „gepflegt“ wird.
    Die Schulden der Staaten schmelzen weg (auch die Target Salden), die Steuereinnahmen sprudeln, und selbst die Rentenkasse macht noch ein Plus, wenn die Löhne um 10 % erhöht werden, aber die Renten nur um 5,? %.
    Mal sehen was kommt.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  3. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Lächerlich, einfach lächerlich! Das ist der Konflikt schlechthin: Inflation laufen lassen oder bekämpfen!

    Es war von Anfang an klar, sobald es zur Normalisierung der Geldpolitik kommt- knallst an den Finanzmärkten!

    Nun ist der Begriff „Normalisierung der Geldpolitik “ ein „weites Feld“ , wie der alte Briest sagen würde.

    Unter einer“ Normalisierung der Geldpolitik“ versteht der Fachmann normalerweise eines: Positive Realzinsen!

    Davon sind wir immer noch weit weg. Aber die Notenbanken waren im Begriff ,diese irgendwann wieder zu erreichen und schon bekommen die Märkte eine kleine Krise, inform einer Bankenkrise, man könnte auch sagen, die Märkte bekommen „Schnappatmung ! „.

    Die Märkte steigen heute auch nur, weil man davon ausgeht, das es die Notenbanken in Zukunft nicht mehr so genau nehmen, mit der Inflation.

    Das sie in Zukunft lieber die Inflation laufen lassen, als eine neue Krise, einen neuen Crash zu riskieren.

    Es würde mich nicht wundern, wenn man das geldpolitische Ziel, von „2 Prozent Inflation “ nun anders ,nämlich freier „interpretiert“.

    Würde mich überhaupt nicht wundern,sondern nur bestätigen.

    Die beginnende Liquiditätszufuhr in den USA ( 300 Mrd in einer Woche, wie zu Corona ) ist nur ein Beispiel. Natürlich wird sich diese irgendwann wieder in der Inflation niederschlagen, inform höherer Preise.

    Ob nun inform höherer Preise für Aktien, Immobilien,Anleihen und Rohstoffen oder wieder Inflation in der Realwirtschaft.

    Und dann wird man sagen: Okay wir haben’s ja versucht, aber die Wirtschaft, die Börse, die Immobilienmärkte, die vertragen keine höheren Zinsen, also lassen wir es lieber, lassen lieber die Inflation laufen, als diese zu bekämpfen.

    Die Märkte nehmen das vorweg, inform gesunkener Renditen für Staatsanleihen. Sie antizipieren die kommende, wieder dovishe Geldpolitik, der weltweit führenden Notenbanken.

    Die Bankenkrise ist nun das willkommene „Feigenblatt“, hinter dem man sich so schön verstecken kann.

    1. @Sebastian. Man hat dich als Wendehals bezeichnet und das wohl aus gutem Grund. Vor ein paar Monaten noch: Wir brauchen einen Paul Volcker, die Zinsen müssen über die Inflationsrate steigen, die da noch viel höher war als jetzt. Dann die Leier mit den positiven Realrenditen. Und jetzt: Es war von Anfang an klar, dass…..!
      Lass es, mit ntv wird man kein Finanzexperte. Wenn man auch noch so sehr mit Beispielen aus der Vergangenheit herumwirft.

      1. @Si tacuisses

        Der „Dr“ nützt ihm auch nichts, im Gegenteil, der macht alles nur noch peinlicher.
        Je weniger einer weiß, desto mehr glaubt er zu wissen.

        1. @Columbo Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen!

  4. S&P500 einmal mehr im Plus.
    Wie‘s mit den Notenbanken weitergeht, ist auch ziemlich klar: Viele, sehr vorsichtige, von Albträumen geplagte Vögel, Taubenvögel.
    Was soll man da anderes machen, als Cash zusammenkratzen und kaufen?
    Oder halt wieder einen Zug versäumen…

    1. @Columbo, viel zu früh noch, der Zug fährt noch lange nicht ab..

      1. @Markus, von Dir lass ich mich am ehesten noch abhalten, gleich zum Bahnhof zu rennen😓.
        Von sonst aber niemanden.

  5. Stück für Stück verlieren die Zentralbanken ihre Glaubwürdigkeit. Es wird immer offensichtlicher wohin der Zug fährt, selbst der Laie beginnt zu verstehen.

    Es gibt keine Bremsen mehr die schon lange von der Eisenbahngesellschaft wegrationalisiert wurden. Gerüchte – die Schaffner reden von „Verschwörungstheorien“ – machen unter den einfachen Passagieren bereits die Runde. Das Gefälle nimmt beängstigend zu.

    Tatsächlich gibt es nur noch einen dicken, schweren Anker an Bord. Die alten, wohlhabenden Damen und Herren im Bordrestaurant haben bereits heimlich einen Hubschrauber angefordert der sie bald exklusiv vom fahrenden Zug retten wird.

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