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Warnung vor Spekulation auf fallende Zinsen EZB: Lagarde und Schnabel warnen vor zu viel Euphorie wegen Inflation

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Die Inflation in der Eurozone ist zurück gegangen, die Finanzmärkte erwarten daher absehbar Zinssenkungen durch die EZB – nun aber warnen EZB-Chefin Lagarde und EZB-Direktoriumsmitglied Schnabel die Märkte davor, zu früh den Sieg über die Inflation zu verkünden und auf Zinssenkungen zu spekulieren.

EZB: Schnabel erwartet erneuten Anstieg der Inflation

Der jüngste Disinflationsprozess im Euroraum wird sich laut Isabel Schnabel wahrscheinlich verlangsamen. Bei der Gesamtinflation sei vorübergehend ein erneuter Anstieg zu erwarten, sagte das EZB-Direktoriumsmitglied am Dienstag vor Studenten der Universität Würzburg. Es werde zwei Jahre brauchen, um die Inflation von 2,9% auf 2% zu drücken.

Die Inflation im Euroraum liegt nur noch bei einem Bruchteil ihres 10,6%-Hochs vom vergangenen Jahr. Das letzte Wegstück zurück zum EZB-Zielwert indessen dürfte schwierig sein. Schnabel zog Parallelen zur “letzten Meile” eines Langstreckenlaufs. Grund für die Hartnäckigkeit der Inflation seien der starke Arbeitsmarkt, der die Löhne antreibt, und hartnäckig hohe Preise im Dienstleistungssektor.

Die EZB hat ihren aggressiven Straffungszyklus wahrscheinlich abgeschlossen, nachdem sie zehn Mal in Folge die Zinsen erhöht hat. Anleger wetten indessen bereits darauf, dass die Währungshüter die Zinsen bereits im April herabsetzen werden.

Die Falken im EZB-Rat weisen diese Vorstellung zurück und betonen, es sei noch zu früh, um Zinssenkungen zu erörtern. So etwas könnte sogar eine weitere Zinserhöhung erforderlich machen, um einer Lockerung des Finanzierungsumfelds entgegenzuwirken, argumentierte Belgiens Notenbankchef Pierre Wunsch.

Sein Ratskollege Mario Centeno sagte am Dienstag bei einer Veranstaltung in Porto, dass bei den Nominalzinsen wahrscheinlich das Maximalniveau im Zyklus erreicht sein dürfte. Die Inflation gehe “viel schneller zurück als sie gestiegen ist”, so der Chef der portugiesischen Notenbank, der im EZB-Rat zu den Tauben zählt.

Schnabel indessen verwies darauf, dass die längerfristigen Inflationserwartungen weiterhin einige Aufwärtsrisiken signalisierten. Die EZB müsse wachsam bleiben.

Auch Lagarde warnt

Die EZB kann laut Präsidentin Christine Lagarde noch nicht den Sieg über die Inflation verkünden und wird “aufmerksam” bleiben müssen, bis die Teuerung fest auf das 2%-Ziel zusteuert.

Während die Energie- und Lieferkettenschocks, die die Preise in die Höhe getrieben haben, jetzt nachlassen, passen sich die Arbeitsmärkte weiterhin an und die Löhne steigen, sagte Lagarde am Dienstag in einer Rede in Berlin.

“Wir waren mit einem großen Inflationsschock konfrontiert und haben als Reaktion darauf eine große geldpolitische Anpassung vorgenommen”, sagte sie. “Die Auswirkungen dieser Anpassung sind zunehmend spürbar, und der Inflationsdruck lässt nach.”

“Aber es liegt noch ein Stück Weg vor uns”, mahnte Lagarde. “Unsere Geldpolitik befindet sich in einer Phase, in der wir den verschiedenen Kräften, die die Inflation beeinflussen, Aufmerksamkeit schenken müssen – aber immer mit Blick auf unser Mandat der Preisstabilität.”

Inflation dürften wieder ansteigen - Warnungen aus der EZB

Inflation in der Eurozone dürfte wieder leicht ansteigen 

Die EZB hat ihren Einlagensatz im letzten Monat bei 4% belassen – die Währungshüter haben betont, dass er zumindest für einen längeren Zeitraum auf diesem Niveau bleiben muss, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Der Gouverneur der Bank von Frankreich, Francois Villeroy de Galhau, sagte am Montag, dass die Zinsen wahrscheinlich “in den nächsten Quartalen” unverändert bleiben werden.

Die Anleger konzentrieren sich nach wie vor darauf, wann die erste Zinssenkung erfolgen wird, und erwarten den ersten Schritt bereits im April. Der belgische Zentralbankgouverneur Pierre Wunsch warnte in einem Interview, dass solche Wetten die EZB dazu bringen könnten, die Zinsen zu erhöhen, wenn sie den geldpolitischen Kurs der Institution untergraben.

Die Inflation in der Eurozone hat sich zwar auf 2,9% abgeschwächt, dürfte aber in den kommenden Monaten aufgrund der Volatilität auf den Energiemärkten wieder anziehen. Die Löhne werden ebenfalls als ein Hauptrisiko angesehen, das den Preisdruck aufrechterhalten könnte, da die Arbeitsmärkte gegenüber der Schwäche der Gesamtwirtschaft widerstandsfähig bleiben.

“Angesichts des Umfangs unserer geldpolitischen Anpassungen können wir ihnen jetzt etwas Zeit zur Entfaltung geben”, sagte Lagarde.

FMW/Bloomberg

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