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Handelskrieg: EZB simuliert die Auswirkungen einer globalen Eskalation

Viele Beobachter und Medien warnen vor einem Handelskrieg. Dabei läuft er ja bereits. Die USA unter Donald Trump haben Handelsabkommen abgeblasen, und Zölle vor allem für China erhöht. Mit kleineren Handelspartnern beispielsweise aus Südamerika hat man inzwischen Quotenregelungen vereinbart, die den USA nutzen. Europa ist bis Anfang Juni von Zusatz-Zöllen ausgenommen, wohl um den EU-Verhandlern Druck zu machen. Und das soll noch kein Handelskrieg sein? Er hat bereits begonnen!

Heute nun veröffentlicht die EZB ihre Simulation für einen eskalierenden Handelskrieg auf globaler Ebene. Sollten die USA flächendeckend für alle Handelspartner ihre Importzölle erhöhen, und würden diese dann mit Gegenmaßnahmen antworten (Zölle auf US-Importe), wäre dies eindeutig negativ für die Weltwirtschaft, so die EZB.

Der globale Handel könnte in seinem Wachstum auf Null fallen. Besonders für die USA könne das ernste Folgen haben. Das Land, welches mit dem Zoll-einführenden Land am engsten handelstechnisch verbunden sei, werde auch große Probleme bekommen. Folglich wäre damit China gemeint. Die starke Einbindung in globale Wertschöpfungsketten könne diese Nachteile noch verstärken. Die freien Marktwirtschaften, die ein sehr geringes Handelsvolumen mit dem „bösen Buben“ (USA) haben, würden in Zukunft die Profiteure sein – denn ihre Wettbewerbsfähigkeit in Drittmärkten würde gestärkt, so die EZB.

Auch innerhalb der einzelnen Volkswirtschaften bringen höhere Zölle natürlich weitere Probleme mit sich. So würden bei global höheren Zöllen die Importpreise für Unternehmen grundsätzlich steigen. Das wiederum würde für höhere Produktionskosten der Unternehmen sorgen, wodurch letztlich Haushalten weniger Kaufkraft zur Verfügung steht – denn sie müssen logischerweise die teureren Endprodukte bezahlen. Das gelte besonders für den Fall, dass bislang importierte Produkte nicht problemlos durch inländisch hergestellte Produkte ersetzt werden können. Und das ist gerade bei billigen Massenprodukten in den USA ein echtes Problem, so möchten wir es anmerken.

Diese geringere Kaufkraft könnte dann den Konsum, die Investitionen und den Arbeitsmarkt negativ beeinflussen. Eine Ausweitung der Spannungen im globalen Handel würde die Unsicherheit vergrößern. Konsumenten würden Neuanschaffungen in die Zukunft verschieben – Unternehmen würden Investitionen hinauszögern. Finanzinvestoren könnten ihre Volumen in Aktien reduzieren und ihr Kreditangebot zurückfahren. Letztlich würden sie aufgrund von Unsicherheit eine höhere Prämie für ihr Risiko verlangen – im Klartext steigende Zinsen für eine Geldverleihung. Am Kapitalmarkt würde das letztlich zu mehr Schwankungsintensität führen, so die EZB.

In der folgenden Grafik sieht man, wie seit 2012 in den G20-Staaten die negativen neuen Handelsmaßnahmen (gelb) deutlich stärker zugenommen haben als positive neue Handelsmaßnahmen (blau). Natürlich ist damit gemeint, dass aus Sicht der EZB der Abbau von Handelsschranken immer positiv zu sehen ist!

Handelskrieg

Die folgende Grafik zeigt seit 1990 die Abnahme der Höhe von Importzöllen. Die Entwicklungsländer hatten Anfang der 90er-Jahre noch Importzölle von im Schnitt fast 40%, und haben diese inzwischen zusammen mit den Entwicklungsländern auf unter 3% gedrückt. Und sind die Entwicklungsländer (nehmen wir nur mal Afrika) dadurch reicher geworden? Wohl kaum. Also, pauschal Zölle abschaffen, und alles wird gut? Diese Rechnung kann so einfach nicht aufgehen. Da muss es noch was dazwischen geben, zwischen Komplettabschaffung der Zölle und totalem Protektionismus, so meinen wir!



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