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Fed: Kann die US-Notenbank pleite gehen? Das Vertrauen zählt

Es ist still und heimlich eine Diskussion über die Frage entstanden, ob eine große Notenbank wie die Fed pleite gehen kann. Theoretisch natürlich, in der Praxis könnte sich aber selbst aus dem Sumpf ziehen. Eine interessante Gemengelage.

Die unheimliche Bilanzausweitung der Fed

Schon erstaunlich, dass sich Ökonomen mit einer so theoretischen Frage beschäftigen, wie es die Ökonomen von Wells Fargo, Jan H. Bryson, Michael Pugliese und Hop Mathews in einer Studie getan haben – und wie hierzulande heimische Volkswirte sofort in die Erörterung eingestiegen sind. Vermutlich hängt dies mit der Tatsache zusammen, dass die US-Notenbank erstmals Anleihen von Unternehmen minderer Bonitätsqualität aufkauft, die natürlich ein Ausfallrisiko aufweisen.

Zur neuen Situation: Die Fed kauft seit Jahren Anleihen auf, vorwiegend Staatsanleihen, um Einfluss auf die Zinsbedingungen in den USA auszuüben.

Diese gelten als risikolos und sollten keine Gefahr für das System bedeuten. Im Zuge der Coronakrise wurden bereits vier Hilfspakete im Volumen von knapp drei Billionen Dollar verabschiedet. Um ein fünftes wird seit Tagen heftig im Senat gerungen. Die Bilanz der Fed ist parallel dazu um drei Billionen Dollar auf den Höchststand von sieben Billionen Dollar gestiegen, im Vergleich zur Europäischen Notenbank ist das (noch) relativ moderat, aber dabei ist ein neues Problem entstanden: Darunter befinden sich nämlich Unternehmensanleihen in Höhe von 200 Milliarden Dollar und von zunehmend minderer Qualität.

Die Summe könnte auf bis zu 2,3 Billionen Dollar anwachsen, mutmaßen die Volkswirte von Wells Fargo. Das Eigenkapital der US-Notenbank hingegen beträgt nur 39 Milliarden Dollar. Würde nur ein Teil dieser Junk Bonds ausfallen und das Eigenkapital ausradieren, wäre die Fed insolvent – so die Theorie.

Natürlich gibt es hierbei Gegenargumente. Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, sprach davon, dass die Fed sogar mit negativem Eigenkapital weiter machen könne, die tschechische Zentralbank habe dies zwischen 1998 und 2013 getan. Das Defizit wäre durch Notenbankgewinne der nächsten Jahre wieder aufzufüllen. Holger Schmieding von der Berenberg Bank meinte sogar, dass man sich über das Finanzministerium und frisch gedruckten Dollar selbst wieder rekapitalisieren könnte.

Aber was würde so etwas bei der Weltleitwährung Dollar auslösen? Hierzu der Chefökonom der DZ Bank, Stefan Bielmeier: „Das Vertrauen muss darauf ausgerichtet sein, dass die US-Notenbank jederzeit in der Lage ist, den Wert des US-Dollar zu stabilisieren und die Funktionsfähigkeit des amerikanischen Finanzmarktes zu gewährleisten.“

Fazit

Bei aller Diskussion um mögliche Tricks bleibt eines festzustellen: Das wichtigste für eine Notenbank ist das Vertrauen in ihre Stärke und ihre Unabhängigkeit aus der Sicht internationaler Anleger. Wenn das verlorengeht, gibt es ernsthafte Schwierigkeiten, die man bei anderen Staaten schon vielfach beobachten konnte. Das Gelddrucken ist nicht beliebig ausweitbar, auch wenn Japan scheinbar das Gegenteil beweist. Noch ist die Diskussion eine theoretische, aber interessant ist es schon, dass manche Ökonomen solche Gedankenspiele einer Pleite der Fed schon durchexerzieren..

Kann die Fed wirklich pleite gehen?



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18 Kommentare

  1. Die Notenbanken sind praktisch bereits pleite. Die Zinsen sind unter oder bei 0%. Man hat die Zahlungsversprechen in die unbestimmte Zukunft verschoben. Das Gelddrucken wird mit diesen Tricks nicht aufhören sondern sich weiter beschleunigen.

    Die Menschen merken ja jetzt schon, dass die Lohnsteigerungen nicht mit der Notenpresse mithält. Sie werden scheichend enteignet. Erst langsam, dann immer schneller. Mit der Zeit und besonders der Blick ins Schaufenster des Juweliers sorgt dann für Gewissheit. Das Geld ist nichts mehr Wert.

  2. https://m.youtube.com/watch?v=BY5IueQRghA

    Bitte keine dummen Kommentare. Vielen Dank.

    1. Sorry, wenn doppelt. Bei mir scheint der Link nicht zu funktionieren.

  3. Es ist jedenfalls ein Interview auf „Money.de“ mit Folker Hellmeyer. Titel: „Bis Ende nächsten Jahres sind wir safe“.

  4. Eines ist jetzt schon klar. Es gibt keinen Schuldenabbau mehr wie in der Vergangenheit als der Markt noch nach aktzeptierten Regeln funktionierte. Es gibt nur noch die Flucht nach vorne mit neuen Schulden und das wir logischerweise nun von allen Fondsmanager eher als eine positive Möglichkeit gesehen, das Rad des Perpeetuummobile der Notenbanken am Laufen zu halten.
    Nur werden dabei laufend noch bestehende Marktmechanismen liquidiert und die Möglichkeiten am Markt immer einger mit allen Konsequenzen. Der Anleihemarkt gilt im Prinzip bereits als Tod, bzw. nur noch eine Angelegenheit und Kontrolle der Notenbanker. Auch Zinsen als Marktmechanismen entfallen praktisch gänzlich. Der nächste Schritt kann deshalb nur noch die Kontrolle der Guthaben der Bürger sein, um noch über die nächste Runde zu kommen.
    Da haben es Unternehmen und Staaten wie China noch gut. Sie gehen Verbindlichkeiten mehrheitlich nur noch auf der Basis echter Sachwerte ein und meiden das gedruckte Geld wie die Pest. Das führt dazu, dass z.B. China in allen Weltgegenden bereits der Besitzer von strategischen Grundlagen geworden ist.
    Auch ich persönlich akzeptiere seit der Gelddruckwahn ausgebrochen ist, nur noch Sachwerte für längerfristige Vertragsvereinbarungen. Die gedruckten Noten sind fürseriöse Geschäfte nicht mehr geeignet.

  5. Ich würde sogar weitergehen und behaupten, dass das gesamte Finanzsytem am Ende angekommen ist. Es war der größte Fehler als Nixon 1971 den Goldstandard aufgehoben hat. Ein Freibrief zur grenzenlosen Schöpfung von wertlosen Baumwollfetzen. Damit haben sämtliche Währungen massiv an Werthaltigkeit verloren. Einzig das Vertrauen der Leute an dieses Finanzsystem hat dieses noch nicht implodieren lassen. Die Zentralbanken mit ihrer Nullzins Geldpolitik zündeln da auch kräftig mit. Ich für meinen Teil habe dieses Finanzsystem abgehakt und warte nur noch auf den großen Rums. Hoffentlich sehr bald.

    1. @blinderwaechter

      „… Ich für meinen Teil habe dieses Finanzsystem abgehakt und warte nur noch auf den großen Rums. Hoffentlich sehr bald…“

      Ich hätte da ein paar Fragen.
      Wie ist denn einer investiert, wenn er auf den großen Rums hofft?
      In Gold, Aktien, Immobilien? Von allem etwas?
      Oder hat so einer überhaupt nichts und hofft, daß auch die, die was haben, alles verlieren?
      Oder hat er Schulden und hofft, daß die dann verschwinden?
      Natürlich erwarte ich mir keine vernünftige Antwort auf derart intime Fragen, nehme aber an, daß die letzten zwei eher zutreffen.

      1. Pro-Aurum lässt grüßen. Immobilie ist abbezahlt und Grundschuld gelöscht.
        Auf der Bank nur noch so viel Geld was man so monatlich braucht.

        1. @blinderwaechter

          Danke für die Antwort, also praktisch All-In im Gelben, wenn ich richtig verstanden habe. Daß man da auf den großen Rums hofft, ist nachvollziehbar.
          Weil wenn der nämlich nicht kommt, gibt‘s einen Rums im Depot oder Schließfach oder Tresor.

          1. Meinen sie wirklich das der goße Rumms nicht kommen wird?
            Im Herbst/Winter kommen die ganzen Arbeitslosen die zur Zeit noch Kurzarbeitergeld beziehen.
            Das wird die Sozialkassen zum bersten bringen.
            Täglich neue Nachrichten über Firmenschließungen und Personalabbau. Und das ist nur das was es die Presse schafft. Da steht viel mehr zur Diskussion.
            Wenn die Banken die Kreditausfälle bilanzieren müssen, dann kracht es dort gewaltig im Gebälk. Das Thema hatten wir schon, da dies alles Insolvenzverschleppung ist.
            Der nächste Lockdown ist bereits vorbereitet. Da hat sich jemand bei einem Landratsamt in NRW verplappert.
            Target 2 Saldo über 1 Billion.
            Der 3 Schluchtendamm in China der kurz vor dem bersten ist, was bisher auch wenig Beachtung in der GEZ Presse findet.
            Ich kann ihnen da gerne noch viele weitere Dominosteine aufzählen, die alle begonnen haben in den Einzellinien zu fallen. Es dauert wohl nicht mehr lange bis diese den zentralen Punkt erreicht haben wo alles am Fallen ist.

  6. …… wer geld druckt kann nicht pleite gehen! pleite gehen die gesellschaften bzw. das volk! denn diese müssen alles bezahlen. und, wenn bürger pleite gehen, dann wird meistens substanzwerte nach oben umverteilt.
    oder habe ich da was verstanden und das 1×1 gilt nicht mehr?

  7. @blinderwäechter

    Der 3 Schluchtendamm ist kurz vor dem bersten???
    Aha, dann ist ja alles klar…dann wünsche ich noch Alles Gute in der Fluchtburg.

    1. @Columbo – Die Drei-Schluchten-Talsperre ist wirklich rappelvoll und die Füße von Buddha stehen schon im Wasser! Wenn das kein Omen ist, was dann? Hier die Einzelheiten:

      https://www.spiegel.de/panorama/china-zehntausende-menschen-fliehen-vor-ueberschwemmungen-a-b6ea3a39-9e47-43e4-b941-3dfe73b1ed3c

      1. @Lausi

        Naturkatastrophen sind immer traurig, wenn Menschen zu Schaden kommen. Wenn sie dann noch vom Menschen verursacht sind, noch schlimmer.
        Wenn ein Staudamm bricht oder Saturn in Konjunktion(oder Opposition?) zu Pluto steht und das noch im Sternbild des Skorpion. Dazu noch Chemtrails. Das sind dann schon gewaltige Omina…aber für was? Daß die Götter uns strafen? Daß die Welt untergeht?
        Sie lesen wohl gerne Götter-und Heldensagen…ich auch🤓

        1. @Columbo – solange Buddha keinen Schnupfen bekommt, ist noch alles in Ordnung! ;-)

    2. Überschwemmungen können grausam sein, aber Geldschwemmen von Notenbanken sind trotzdem stärker und werden auch dieses Problem ertränken.

  8. Pingback: das-bewegt-die-welt.de

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