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Frankreich-Wahlen und Märkte: Das sagen aktuell Anlagestrategen

Anlagestrategen und Ökonomen äußern sich aktuell über die Wahlen in Frankreich und den Ausblick für die Märkte. Hier dazu ein Überblick.

Emmanuel Macron
Emmanuel Macron. Foto: Nathan Laine/Bloomberg

Mit 34 % hat Marine Le Pen den ersten Wahlgang zwar oberflächlich gesehen gewonnen gegenüber 28 % beim linken Block und 21 % bei Präsident Marcron´s Partei. Aber offenbar wollen sich Macron und Linke für die Stichwahlen am nächsten Wochenende zusammen tun, womit man Marine Le Pen von einer absoluten Mehrheit im Parlament abhalten könnte. Daraufhin reagieren die Märkte heute früh erleichtert. Was sagen Anlagestrategen und Ökonomen zu dieser ersten Wahlrunde und zur Aussicht für die Märkte? Hier zeigen wir einige Aussagen von heute früh.

Swissquote über Frankreich-Wahl

Ipek Ozkardeskaya, Senior Analyst bei der Swissquote Bank, schreibt aktuell in ihrem Marktkommentar: Ja, Mesdames et Messieurs, die erste Runde der französischen Parlamentswahlen verlief ganz nach Plan für Marine Le Pens Nationale Sammlungsbewegung, die 1/3 der Stimmen erhielt und die erste rechtsextreme Partei wurde, die die Parlamentswahlen in Frankreich anführte. Die Neue Volksfront – ein Bündnis aus Linken und Grünen – erhielt 28 % der Stimmen, und die Partei von Emmanuel Macron kam auf miserable 20 %. Die zweite Runde steht am kommenden Wochenende an.

Die erste Reaktion war ein sprunghafter Anstieg des Euro zu Beginn der Handelswoche. Der EURUSD übersprang die Marke von 1,0750, das Euro-Pfund flirtete mit der 0,85er-Marke, und die europäischen Aktienindex-Futures werden im positiven Bereich gehandelt, als Reaktion auf das Wahlergebnis – und auch auf Gerüchte, dass die Nationale Sammlungsbewegung im zweiten Wahlgang möglicherweise keine absolute Mehrheit erreichen wird. Es besteht jedoch eine nicht zu vernachlässigende Chance, dass Marine Le Pen und Bardella nächste Woche die parlamentarische Mehrheit erringen, und dieses Risiko wird den Euro wahrscheinlich nicht zu hoch steigen lassen, bevor mehr Klarheit herrscht.

Der Abstand zwischen den 10-jährigen französischen und deutschen Renditen überstieg letzte Woche 80 Basispunkte, ein Niveau, das seit der europäischen Schuldenkrise vor mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr erreicht wurde. Der deutsch-französische Spread kann sich jedoch noch ausweiten, und eine Le Pen-Mehrheit könnte diesen Dämon wiederbeleben.

Commerzbank

Die Ökonomen der Commerzbank schreiben aktuell (Headline-Aussage): Der Rassemblement National (RN), die rechtspopulistische Partei von Marine Le Pen, hat in der ersten Runde der französischen Parlamentswahlen mit Abstand die meisten Stimmen erhalten, während das Lager von Präsident Macron eine schwere Niederlage hinnehmen musste. Die von den linken Parteien gebildete „Neue Volksfront“ erhielt die zweitmeisten Stimmen. Entschieden ist damit allerdings noch nichts, da in den meisten Wahlbezirken ein zweiter Wahlgang notwendig ist. Für diesen haben das Macron-Lager und das Linksbündnis angekündigt, ihre Kandidaten zurückzuziehen, wenn der Kandidat des anderen Lagers im ersten Wahlgang besser abgeschnitten hat. Dies schmälert die Chancen des RN auf eine absolute Mehrheit der Parlamentssitze. Eine Koalition aus dem Macron-Lager und dem Linksbündnis dürfte es aber wohl kaum geben.

Weitere Expertenstimmen

„Wir haben nun eine Woche des Kuhhandels vor uns“, sagt Joachim Klement, Leiter der Abteilung Strategie, Wirtschaft und ESG bei Panmure Liberum laut Bloomberg. Er erwartet, dass der Euro im Laufe der Woche an Stärke gewinnt, da Bündnisse gebildet werden, um die Gewinne von Le Pens Partei zu verringern.

Was Bloomberg-Strategen selbst sagen: Wenn das Linksbündnis „darauf abzielt, Le Pens Gruppierung daran zu hindern, in der entscheidenden zweiten Runde eine Mehrheit zu erlangen, hat dies weitreichende Auswirkungen auf die deutsch-französische Rendite-Spanne und auch auf den Euro. Sollte das Ergebnis sein, dass wir eine zentristischere Regierung bekommen, wäre das positiv für die Währung und würde einen geringeren Spread ankündigen. -Ven Ram, Cross-Asset-Stratege

„Die Finanzpolitik beider Lager ist für die französische Wirtschaft und die Aussichten für die französische Verschuldung störend“, sagt Vincent Juvyns, globaler Marktstratege bei JPMorgan Asset Management laut Bloomberg. Er bezieht sich dabei auf die Partei National Rally und die neue Volksfrontkoalition. „Für mich heißt es immer noch abwarten.“

Peter Goves, Leiter der Forschungsabteilung für Staatsanleihen der Industrieländer bei MFS Investment Management, hält eine „wesentliche und nachhaltige Erholung“ der französischen Renditen für schwer vorstellbar. „Die Unsicherheiten sind groß, die französischen Fundamentaldaten haben sich nicht geändert, und das Endergebnis ist immer noch unbekannt und ungewiss, wobei die große Anzahl von Drei-Wege-Wettbewerben die Dinge verkompliziert“, sagte er.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. so oder so, wir und die EU werden noch stärker erpressbar werden für Frankreich

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