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Geht es den Algos an den Kragen?

Heute erscheint das neue Buch des wohl einflussreichsten Finanz-Journalisten in den USA, Michael Lewis. Sein Titel: „Flash Boys“ – gemeint sind Unternehmen, die sich auf high-frequency-Handel spezialisiert haben und damit prächtig verdienen – und, so Lewis, die Märkte damit zu einem unfairen Spiel verkommen lassen.

Michael Lewis wurde vor allem durch sein Buch „The Big Short“ berühmt. Er beschreibt darin den Verlauf der Finanzkrise und weist nach, dass man sehr wohl das absehbare Platzen der Blase habe erkennen können. Viele CEOs von Wall Street-Banken hatten nach der Finanzkrise behauptet, dass die Implosion der Märkte gleichsam aus heiterem Himmel gekommen sei. Lewis zeigt in „The Big Short“ unter anderem Studenten, die sich die Mühe machten, die Kreditverbriefungen zu analysieren und schnell Klarheit erlangten, dass der Zusammenbruch nur eine Frage der Zeit sein könnte.

Mit seinem neuen Buch „Flash Boys“ greift Lewis nun die Algo-Branche frontal an: „The United States stock market, the most iconic market in global capitalism, is rigged..It’s crazy that it’s legal for some people to get advance news on prices and what investors are doing“, so Lewis gestern in einem Fernsehinterview (zitiert nach Bloomberg.com).

Beim high-frequency-trading nutzen die Marktteilnehmer die Vorteile von Sekundenbruchteilen durch extrem schnelle Rechner und die räumliche Nähe zu den Börsen. Kommen Konjunkturdaten, springen sie als erste auf den fahrenden Zug und sind zudem über die Aktionen und Orders anderer Marktteilnehmer informiert. Derzeit dürften ca. die Hälfte der Umsätze an der NYSE und an der Nasdaq auf high-frequency-trading basieren.

Durch das neue Buch von Michael Lewis dürfte sich die Diskussion um das high-frequency-trading verstärken. Die in der Kritik stehenden Unternehmen wie auch die Börsen selbst führen zwei Argumente an, warum die neuen Techniken auch dem „Normalbürger“ zugute kämen: erstens würde den Märkten verstärkt Liquidität zugeführt, und zweitens würde eben durch diese zusätzliche Liquidität die Handelskosten für alle Marktteilnehmer günstiger.

Beide Argumente sind formal richtig: das Volumen an den Märkten hat sich seit den 90er-Jahren etwa verdreifacht, auch die Handelskosten sind seitdem deutlich gesunken. Doch das dürfte für normale Marktteilnehmer nur ein schwacher Trost sein: günstigeren Gebühren und besserer Liquidität stehen schlichtweg schlechtere Chancen am Markt gegenüber. Unter dem Strich dürfte high-frequency-trading also für die meisten Player am Markt eher negativ sein. In den USA wird durch Michael Lewis nun vermutlich eine breite Diskussion darüber einsetzen..



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1 Kommentar

  1. Zu diesem Thema gibt es eine sehr aufschlussreiche Analyse aus Sicht eines (im TV sehr bekannten) Astrophysikers, ab Minute 6: https://www.youtube.com/watch?v=FulIV5ALB3k&feature=player_detailpage#t=362
    Fazit: das high-frequency-trading sollte schleunigst abgeschafft werden!

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