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Gewerbeanmeldungen- und Abmeldungen im 1. Halbjahr – zwei Gründe für merkwürdige Zahlen?

Home Office Schuld an Zahlen für Gewerbeanmeldungen?

Das Statistische Bundesamt hat heute für das erste Halbjahr eine relativ trockene Meldung veröffentlicht, mit der man Daten zu Gewerbeanmeldungen- und Abmeldungen für das erste Halbjahr präsentiert hat. Bei der katastrophalen Rezession, welche durch die Coronakrise verursacht wurde, wirken die Zahlen schon irgendwie komisch. Denn bei den Gewerbeanmeldungen gab es im ersten Halbjahr im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 ein Minus von nur 8 Prozent auf 324.000. Aber bitte, bei aller Liebe. Wer hatte seit Februar oder spätestens März Lust ein neues Gewerbe anzumelden? Doch wohl die allerwenigsten Menschen, oder? Immer noch 324.000 Gewerbeanmeldungen? Das erscheint doch eine ziemlich hohe Zahl zu sein.

Und die Gewerbeabmeldungen sanken sogar, nämlich um 16,1 Prozent auf 259.100. Hier würde man eigentlich annehmen, dass die Zahl in dieser Krise deutlich zunehmen würde, gerade wenn kleine Gewerbetreibende und Einzelunternehmer ihr Gewerbe in die Tonne treten. Man denke an hunderttausende Einzelunternehmer, die auf Events arbeiten, in der Filmbranche, bei Festivals uvm. Künstlicher, Musiker etc. Die Liste könnte man endlos fortsetzen. Und dann ist die Zahl der Gewebeabmeldungen wirklich rückläufig? Wir haben uns dazu Gedanken gemacht, und kommen auf zwei mögliche Gründe für diese geringen Rückgänge be An- und Abmeldungen.

Gewerbeabmeldungen und die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht?

Bei der sinkenden Zahl der Gewerbeabmeldungen kann der entscheidende Faktor darin zu suchen sein, dass der Gesetzgeber seit März die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt hat. Auch wenn man pleite ist, muss man trotzdem noch nicht (wie im Normalfall vorgeschrieben) die Insolvenz anmelden. Und der Geschäftsführer macht sich derzeit nicht strafbar (Insolvenzverschleppung), auch wenn er weiß, dass sein Laden längst am Ende ist. Diese Aussetzung der Insolvenzantragspflicht läuft noch bis Ende September, wird aber höchstwahrscheinlich bis Ende des Jahrs oder bis Ende März 2021 verlängert.

Gewerbeanmeldungen und Home Office?

Und bei der nur minimal gesunkenen Zahl der Gewerbeanmeldungen, da ist uns auch ein möglicher Grund eingefallen. Viele kleine Gewerbetreibende und Einzelunternehmer, die nur am PC arbeiten und die letzten Monate aufs Home Office umgestellt haben, könnten auch ihren Gewerbesitz auf die Privatanschrift umgemeldet haben. Zum Beispiel von Berlin hin zum Wohnort in einem Vorort in Brandenburg etc? Denn per Definition der Statistiker zählen zu den Gewerbeanmeldungen neben Neugründungen von Gewerbebetrieben auch Betriebsübernahmen, Umwandlungen und Zuzüge aus anderen Meldebezirken. So kann man auch die Statistik hoch halten!



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3 Kommentare

  1. Was soll der Staat auch machen,wenn die Hütte brennt !

    Am besten ordentlich gut Stimmung machen.Dann erledigt sich doch alles von allein.
    Man nehme die Börse mit ihrem „V“ als Vorbild,langsam werden allerdings unsere
    „Medien“ ungeduldig.Es ist eine sehr,sehr lange Zeit bis zur US Wahl und
    noch viel länger (und unkalkulierbarer) bis zur Bundestagswahl………….

  2. Also, ich habe letzte woche ein neues Unternehmen als Zweitunternehmen gegründet, weil sich in einer Gegend auf einem Geschäftsfeld kein Anbieter fand, der einen Auftrag abarbeiten wollte. Nun suche ich dort Personal auf 450,- €-Bsis. Corona bietet auch wirtschaftliche Chancen und neue märkte. Man muss nur schnell und flexibel sein. Und das Jammern sein lassen, auch wenn das bisherige Geschäftsmodell jetzt nicht so gut läuft. Was sollen denn die Selbstständigen auch anderes machen, als sich ein neues Standbein suchen. Und Unternrehmer sind eher kreativ als andere.

  3. Warum sollten Kleingewerbetreibende und Einzelunternehmer oder Künstler und Musiker denn ihr Gewerbe abmelden? Es bringt ja keine Nachteile, das Gewerbe angemeldet zu lassen und die weitere Entwicklung abzuwarten. Eine Insolvenzantragspflicht besteht bei dieser Gruppe ohnehin nicht (und wenn, dann ist es Privatinsolvenz), zudem sind viele ja in Bezug auf ihr Unternehmen nicht zahlungsunfähig oder überschuldet. Die meisten leiden unter Einkommenseinbußen (Gewinn = Einkommen) und Engpässen bei den Lebenshaltungskosten, haben die Zeit mit Soforthilfen oder Hartz IV überbrückt oder flexibel und kreativ auf die Krise reagiert.

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