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Goldpreis-Rally eine „Rationale Blase“? Top-Experten erläutern

Die Goldpreis-Rally ist eine "Rationale Blase"? Top-Experten erläutern den Gold-Anstieg, während auch die US-Anleiherenditen steigen.

Gold-Barren
Gold-Barren. Grafik: MrDm-Freepik.com

Der Goldpreis hat in den letzten Wochen eine enorme Rally hingelegt. Dieser XAUUSD Chart zeigt die Entwicklung seit November 2022: Gold steigt von 2.060 Dollar zum Jahresanfang bis heute auf das Rekordhoch von 2.364 Dollar. Eine Rally ohne Ende? Gleichzeitig sehen wir im Chart, wie die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen seit Jahresanfang klar aufwärts tendiert von 3,94 % auf jetzt 4,38 %. Steigende Renditen machen Anleihen für Anleger attraktiver im Vergleich zum zinslosen Gold, weswegen der Goldpreis eigentlich fallen sollte. Aber seit Wochen sind die üblichen Mechanismen ausgehebelt. Schauen wir auf aktuelle Expertenaussagen.

Chart zeigt Goldpreis in Relation zur US-Anleiherenditen seit November 2023

Goldpreis-Rally: Experte blickt auf China

Beim Klick an dieser Stelle finden Sie den heutigen Kommentar von Markus Fugmann. Der Bloomberg-ETF-Experte Eric Balchunas sagte erst gestern zur Rally im Goldpreis: „In China geht es weiter drunter und drüber, denn einheimische Anleger stürzen sich auf einen börsengehandelten Goldfonds und treiben dessen Aufschlag auf 30 %, so dass er gezwungen ist, den Handel einzustellen. Die Anleger dort sind so verzweifelt, dass sie Dinge kaufen wollen, die nicht mit ihrer eigenen Wirtschaft/ihrem eigenen Aktienmarkt zusammenhängen, der sich in der Gosse befindet.“

Commerzbank mit Erklärversuchen für irrationale Gold-Rally

Die Experten der Commerzbank (CoBa) haben sich heute zur Gold-Rally geäußert, und stellen die Frage, ob man es als rationale Blase bezeichnen kann. Der starke US-Arbeitsmarktbericht vergangenen Freitag hat laut CoBa klar positiv überrascht. Der Beschäftigungszuwachs von 303.000 Stellen im März übertraf die Erwartungen eindeutig. Doch wie schon in den vergangenen Wochen häufiger zu beobachten war, tat das der Goldpreis-Rallye keinen Abbruch. Gold dippte kurz in Richtung 2.300 Dollar je Feinunze, notierte aber Montagfrüh bereits wieder auf einem neuen Rekordhoch von gut 2.350 Dollar. Es entsteht laut CoBa vielmehr der Eindruck, dass Marktteilnehmer Rücksetzer am Goldmarkt derzeit vor allem als Einstiegsgelegenheiten nutzen.

Man habe schon vergangenen Monat darauf hingewiesen, dass der Preisanstieg seit Anfang März nicht mit fundamentalen Argumenten zu erklären sei, so die CoBa-Experten. Daran habe sich auch in den letzten Wochen nichts geändert. Tatsächlich sei die Schere zwischen dem Goldpreis und den US-Zinserwartungen, dem normalerweise wesentlichsten Treiber von Gold, noch weiter auseinandergegangen. Seit Anfang des Jahres seien die Erwartungen für den US-Leitzins zu Ende dieses Jahres auf Basis der Fed Funds Futures nämlich um rund 100 Basispunkte gestiegen, anders gesagt: die Zinssenkungserwartungen wurden deutlich zurückgeschraubt. Die Aussicht auf US-Zinssenkungen seien zuletzt aber eine wesentliche Stütze für den Goldpreis. Insofern hätte die jüngste Korrektur am Zinsmarkt den Goldpreis sogar belasten müssen.

Auch ein Blick auf wichtige Investorengruppen gibt laut Commerzbank wenig Aufschluss: Die Notenbanken in China und Indien würden zwar weiter ihre Gold-Bestände aufstocken, was bei den Preisniveaus als positives Signal gewertet werden könnte. Allerdings sei die Höhe etwa der Käufe der PBoC bislang keinesfalls bemerkenswert (im März etwa 5 Tonnen). Zudem hätten sich die Netto-Abflüsse bei den ETFs fortgesetzt, wenn auch im März etwas weniger dynamisch als in den Monaten zuvor. Dafür weiteten die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen seit Ende Februar laut CFTC-Daten deutlich aus.

Irrationale Blase

Die Entwicklung am Goldmarkt hat Züge einer rationalen Blase, so formuliert es die CoBa. Dass Asset-Preise von fundamentalen Faktoren abweichen, müsse nicht zwingend im Widerspruch mit der Annahme rationalen Verhaltens von Investoren stehen. So hänge die Entwicklung von Asset-Preisen mitunter an Erwartungen zukünftiger Preisveränderungen. Wenn man also davon ausgeht, dass der Preis steigt – nicht notwendigerweise, weil man selbst überzeugt ist, dass dies gerechtfertigt ist, sondern weil man davon ausgeht, dass alle anderen darauf setzen – könne es trotzdem rational sein, das Asset zu kaufen, um an den Gewinnen teilzuhaben.

Die Commerzbanker steigen bei einem Erklärungsversuch noch etwas weiter ein in die Marktpsychologie. So schreiben sie, dass Blanchard und Watson (1982) den Goldmarkt als ein Beispiel für einen Markt genannt hätten, an dem rationale Blasen eher auftreten können, da fundamentale Faktoren hier schwerer einzuschätzen seien. Sie argumentieren, dass Marktteilnehmer daher eher auf vergangene realisierte Renditen als Basis für ihre Investitionsentscheidung als auf schwer einschätzbare fundamentale Faktoren blicken. Und in der Tat sei die US-Zinserwartung ein wichtiger, aber wohl nicht der alleinige Treiber im Goldpreis. Beispielsweise sei die Nachfrage nach sicheren Häfen, die für Gold ebenfalls relevant sind, schwer bis gar nicht messbar. Daher sei ein „fundamental gerechtfertigter“ Goldpreis sicherlich nicht eindeutig definierbar. Nichtsdestoweniger sei laut CoBa schwer vorstellbar, dass die Divergenz zwischen dem Goldpreis und den typischen fundamentalen Treibern ewig weitergehen könne. Das müsse nicht heißen, dass es unmittelbar zu einer Preiskorrektur kommt. Aber zumindest eine anhaltende Divergenz werde zunehmend unwahrscheinlicher.

FMW: Die aufgebaute Spannung im Nahen Osten, die jüngst nochmal zunahm durch den Angriff auf die iranische Botschaft in Damaskus, kann ein nicht messbarer Faktor sein, der den Goldpreis derzeit weiter antreibt. Wenn der Iran mit Gegenangriffen auf Israel reagiert, wird Gold dann weiter angefeuert?

Risikohinweis: Der Handel mit Wertpapieren und Finanzinstrumenten kann Ihr Kapital erheblichen Risiken aussetzen, unter Umständen auch über das eingesetzte Kapital hinaus. Trading ist nicht für jeden geeignet. Vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Performance. Die hier gezeigten Analysen stellen keine Anlageberatung dar und sind daher auch keine Empfehlung zum Kauf bzw. zum Verkauf eines Wertpapiers, eines Terminkontraktes oder eines sonstigen Finanzinstrumentes. Die bereitgestellten Analysen sind ausschließlich zur Information bestimmt und können ein individuelles Beratungsgespräch nicht ersetzen. Eine Haftung für mittelbare und unmittelbare Folgen aus diesen Vorschlägen ist somit ausgeschlossen.

Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte: Der Autor dieses Artikels ist mittelbar oder unmittelbar in Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate investiert: Gold



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5 Kommentare

  1. Das große Problem tritt eben auf, wenn alle zum Ausgang stürzen, weil sie ihr Vermögen retten wollen.
    Aber es dürfte allgemein bekannt sein, dass es für jeden Erdenbürger nur 1 Unze Gold gibt, das meiste Gold schon in festen Händen ist, und knappe Ware den Preis treibt.
    Mal sehen ob noch Gold zu bekommen ist, wenn die Panik im Westen ausbricht.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Gold ist ein alter Hut und Xenon ist außerdem viel seltener und dauerhafter. Ist vielleicht auch die gesündere Alternative: Wenn wirklich Panik ausbricht, wurde früher in den ad-hoc folgenden Kriegszeiten erst das Gold verbuddelt, oft kurze Zeit später dessen ehemaligen Besitzer.

  2. Die Irationalität der Rationalität.
    Nach jahrelangen Nichts seit Ende 2018 ein Verdoppeln des Preis, da Lachen die Aktionäre.
    Ein Ausgleich und ein Schnelles Hinaufschnellen ist nicht neu.
    Ein Schluckauf nach oben mit langen bitteren Strecken ist für Goldliehaber eine Selbstverständlichkeit.
    Und nebenbei ein paar Sträfchen für US Bänker, aber das ist Schnee von gestern, oder ein hinterniss für morgen.
    Der Grund des Goldpreisanstieges ist doch klar…42…..was sonst.
    Au rum da liegt der Name im Pfeffer. Au, es tut weh und rum braucht man dazu diesen PreisbildungsHokuspokus auszuhalten. Aber am Ende glänzt das Gold im Auge, der Mund zu einem Lächeln.

  3. Keiner will die US Schrottanleihen noch den wertlosen Dollar seit der US Pleitestaat die russischen reserven gestohlen haben , man muss ja ziemlich dumm sein irgendwas von diesem US Pleitestaat zu halten wenn sie es jederzeit einfrieren können . Außerdem hat der US Pleitestaat mit seinen astronomischen Staatsverschuldung von knapp $35 BILLIONEN welche alle 3 monate um eine weitere BILLION dollar anwächst keine Überlebenschance . Ich denke die Kapitalflucht aus den schrottigen Dollar und auch Euro hat schon unter den smart money schon begonnen . Von allen Assets ist wohl Gold das attraktivste überhaupt .und ich denke es geht in richtung $10000 und drüber innerhalb der nächsten 5 jahre vielleicht auch schon früher .

  4. Amerika hat bald fertig

    Schon erstaunlich, wenn Tesla- Krypto- und NVIDIA- Scheisse und andere Luftwerte zehnfach überteuert sind ,findet man es normal.Wenn das beste und sicherste Anlagevehikel der letzten hundert Jahre in der unsicheren Zeit steigt, redet man schon von Blase.Die Notenbanken haben mit dem Gelddrucken fast die ganze Börsenwelt verrückt gemacht. Sogar der langerfahrene Jens Erhardt getraut sich nicht mehr das Ende dieser Dummheit auszurufen, was er vor kurzer Zeit noch machte.
    @Blockbuster, sie haben recht, der frühere US- Präsident Reagen hat die Sowjetunion mit dem Rüstungswettlauf finanziell ruiniert, jetzt verschuldet sich Amerika bis zum Kollaps.Mit den Sanktionen beschleunigt der Westen den Aufstieg der Brics noch.

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