Allgemein

Zinssenkung um 0,5% schon im Juni Warum ein Vermögensverwalter auf rasant sinkende Fed-Zinsen wettet

Warum ein Vermögensverwalter auf rasant sinkende Fed-Zinsen wettet
Sinkende Fed-Zinsen. Foto: Diloka107-Freepik.com

Die US-Märkte haben infolge von höheren Daten zur Inflation sowie starken Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten in den USA zuletzt ihre Erwartungen an sinkende Fed-Zinsen sichtbar angepasst. Erwarteten die Marktteilnehmer Anfang des Jahres noch sechs Zinssenkungen, sind es inzwischen nur noch zwei bis drei Senkungen. Sogar die fest einkalkulierte Zinssenkung im Juni steht nun auf der Kippe. Die Wahrscheinlichkeit für einen ersten Zinsschritt im Juni liegt nur noch bei rund 50 %. Auch wenn derzeit viel dafür spricht, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen später und langsamer senkt, macht da einer nicht mit. Der weltweit viertgrößte Vermögensverwalter, State Street, stellt sich gegen den Marktkonsens und wettet sogar auf eine Zinssenkung der Fed um einen halben Prozentpunkt schon im Juni.

State Street wettet auf massiv sinkende Fed-Zinsen

Laut einem Bericht von Bloomberg widersetzt sich State Street Global Advisors dem jüngsten aggressiven Marktkonsens und wettet darauf, dass die Federal Reserve die Zinsen bereits im Juni um 50 Basispunkte senken wird.

Der 3,6 Billionen Dollar schwere Vermögensverwalter ist der Ansicht, dass die Fed die geldpolitische Lockerung vor den US-Präsidentschaftswahlen im November vorantreiben wird. Bis zum Jahresende rechnet das Unternehmen mit Zinssenkungen um insgesamt 150 Basispunkte – also das Zweieinhalbfache dessen, was die Märkte derzeit einpreisen.

Eine Reihe robuster US-Wirtschaftsdaten, darunter der am Freitag veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht, sowie Kommentare von Fed-Mitgliedern, wonach Zinssenkungen möglicherweise gar nicht erforderlich seien, haben dazu geführt, dass die Erwartungen an sinkende Zinsen neu kalibriert wurden und die Renditen von Staatsanleihen auf den höchsten Stand des Jahres stiegen. State Street ist jedoch der Ansicht, dass die Wirtschaft nicht so stark ist, wie es den Anschein hat.

Zinssenkung: State Street wettet darauf, dass die Fed die Zinsen deutlich senkt
Händler reduzieren Wetten auf sinkende Fed-Zinsen – von 150 Basispunkten auf nur noch 60

US-Konjunktur: Risse unter der Oberfläche

Indikatoren wie die Zahlungsrückstände bei Kreditkarten und die Kreditkosten für kleine Unternehmen deuten auf einen Abschwung im Laufe dieses Jahres hin. Sorge bereiten auch die Stimmungsdaten der US-Kleinunternehmen. Der Optimismus der US-Kleinunternehmen ist im März auf ein 11-Jahres-Tief gefallen, da die Umsatzerwartungen gesunken sind und der Inflationsdruck nach wie vor ein Problem darstellt, so die National Federation of Independent Business.

„Der Markt unterschätzt die Wahrscheinlichkeit tieferer Einschnitte“, sagte Lori Heinel, Chief Investment Officer von State Street in Boston, in einem Interview. „Vieles deutet darauf hin, dass es sich immer noch um eine sehr fragile Konjunkturerholung handelt, obwohl sie oberflächlich betrachtet weiterhin robust aussieht.“

Zinsen sinken schneller als vom Markt erwartet

Heinel ist der Ansicht, dass eine Inflationsabschwächung in Richtung 3 % nicht mit so hohen Zinsen vereinbar ist. Sie geht davon aus, dass die US-Wahlen im November die Fed dazu veranlassen werden, die Zinsen in größeren Schritten zu senken, als vom Markt erwartet wird.

„Es gibt hier einen komprimierten Zeithorizont“, sagte sie. „Natürlich wird die Fed sagen, dass sie nicht politisch ist, aber es wird viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und sie wird in diesem Zeitfenster um die Wahl herum nicht aktiv werden wollen“.

State Street hat seine Prognosen trotz großer Meinungsschwankungen auf dem restlichen Markt beibehalten. Noch im Oktober widersetzte sich das Unternehmen dem Konsens, als das Mantra „höher für länger“ für Anleihen galt. Das änderte sich im weiteren Verlauf des Jahres, als die meisten Anleger dazu übergingen, auf umfangreiche Senkungen der Zinsen zu wetten.

Der Vermögensverwalter ist nach wie vor übergewichtet in US-Aktien und Staatsanleihen mit langer Laufzeit, wobei er Treasuries bevorzugt, da die Stärke des US-Dollars die Firma davon abhält, in Übersee zu investieren. Heinel geht davon aus, dass der Rückgang der Anleiherenditen angesichts der ausufernden Staatsdefizite holprig verlaufen wird, und hat daher die Gold-Quote des Unternehmens aufgestockt.

„Die Volatilität bei festverzinslichen Wertpapieren hat zugenommen, sodass man nach Absicherungen suchen sollte“, sagte sie. „Das sind in der Regel inflationsgeschützte Anlagen wie Gold, aber wir kaufen unter dem Gesichtspunkt der Diversifizierung und nicht des Inflationsschutzes“.

FMW/Bloomberg



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage