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Handelskrieg: Hier visiert China Ziele in Europa an

Der Handelskrieg zwischen China und der EU nimmt Fahrt auf. Hier zeigen wir eine Übersicht, welche Produkte Peking ins Visier nimmt.

Containerschiff
Grafik: Tawatchai07-Freepik.com

Letzte Woche vermeldete die EU-Kommission quasi den Start der heißen Phase im Handelskrieg mit China. Man führt wohl ab Juli safte zusätzliche Autozölle ein, und diese Woche verkündete China Untersuchungen zu Schweinefleisch-Importen aus der EU. Gestern forderten chinesische Autobauer deftige Zölle auf Autos aus der EU. Die Spirale von gegenseitigen neuen Zöllen scheint nun zu beginnen. Hier zeigen wir eine Übersicht, in welchen Feldern China Importe aus der EU ins Visier nimmt.

Handelskrieg mit China: Gezielte Produkte statt breit angelegte Sanktionen

Wie bei früheren Streitigkeiten scheint China eine Reihe von Maßnahmen vorzubereiten, um die Europäische Union für ihre geplanten Zölle auf Elektroautos zu bestrafen. Im großen Handelskrieg mit den USA waren die Dinge anders gelagert, da beide Seiten weitreichende Sanktionen verhängten. Diesmal ähnelt das gezielte Vorgehen Pekings eher dem, das es vor einigen Jahren gegen Australien einsetzte. Die Regierung und die staatlichen Medien haben bereits öffentlich bestimmte Produkte benannt, die besteuert werden könnten.

Brandy: Frankreich steht allein da

Bloomberg berichtet wie folgt: Das erste Produkt in Chinas Fadenkreuz war europäischer Brandy. Peking kündigte im Januar eine Antidumping-Untersuchung an, die sich über ein Jahr oder länger hinziehen könnte. Das Handelsministerium könnte aber auch jederzeit vorläufige Zölle ankündigen, wie es dies bei einer ähnlichen Untersuchung von australischem Wein getan hat. Lebensmittel und landwirtschaftliche Erzeugnisse sind häufig Ziele in einem Handelskrieg. In der Vergangenheit hat China Waren ins Visier genommen, die nicht lebensnotwendig sind oder anderswo beschafft werden können, für die China aber einen großen Markt darstellt. Das bedeutet, dass der Schaden für die chinesischen Verbraucher gering ist, der Schaden für die Erzeuger jedoch hoch sein kann.

Brandy-Importe nach China kommen aus Frankreich

Brandy passt in dieses Schema. Chinesische Trinker können immer Alternativen finden, aber die Auswirkungen auf Frankreich wären erheblich. Nach Angaben des International Trade Centre war China im Jahr 2023 Frankreichs zweitgrößter Exportmarkt für Brandy.

Schweinefleisch: Schmerz in Spanien

Diese Woche kündigte Peking eine Untersuchung der Vorwürfe über europäisches Dumping bei Schweinefleisch an. Sollte dies zu Zöllen führen, werden sich die Auswirkungen auf führende Lieferanten wie Spanien – wo China im letzten Jahr der zweitgrößte Markt für Exporteure war – sowie auf Dänemark und die Niederlande konzentrieren. Auch hier dürften in einem Handelskrieg die Auswirkungen auf China begrenzt sein. Das Land bezieht das meiste Fleisch ohnehin von heimischen Landwirten und kann bei Bedarf auf andere Exportländer wie Brasilien und die USA ausweichen, wodurch das Risiko von Engpässen oder höheren Preisen begrenzt wird.

Grafik zeigt Importe von Schweinefleisch nach China

Bei früheren Streitigkeiten hat China versucht, seine Handelssanktionen so aussehen zu lassen, als stünden sie im Einklang mit den Regeln der Welthandelsorganisation, wie z. B. die Sperrung von australischem Holz aufgrund eines angeblichen Schädlingsbefalls oder die Erhebung von Zöllen auf Wein und Gerste aufgrund von Dumping- und Subventionsvorwürfen. Es sieht so aus, als würde sie jetzt den gleichen Weg einschlagen.

Wein: Meistens mediterran

In einem staatlichen Medienbeitrag vom letzten Monat wurde Wein als ein Produkt genannt, das neben Milchprodukten und Flugzeugen ins Visier genommen werden könnte. Frankreich ist der größte europäische Weinexporteur nach China, so dass sich der Schaden auch hier konzentrieren würde, gefolgt von anderen Mittelmeerländern. Es wäre auch ein Leichtes, andere Lieferanten zu finden, wenn Peking im Handelskrieg Zölle erheben oder europäische Importe auf andere Weise blockieren würde. Australischer Wein ist auf den Markt zurückgekehrt, nachdem China im März die Zölle aufgehoben hat. Der weltweite Weinmarkt befindet sich derzeit in einer historischen Überschwemmung, was bedeutet, dass sich die Erzeuger anderswo beeilen würden, um etwaige Lücken zu füllen, und die chinesischen Importe sind seit Jahren rückläufig.

Grafik zeigt China-Importe von Wein

Handelskrieg mit Autos: Deutschland zuerst

Die chinesische Handelskammer in der EU hat letzten Monat angedeutet, dass importierte Autos mit großen Motoren ein weiteres Ziel für Pekings Vergeltungsmaßnahmen im Handelskrieg sein könnten. Am Mittwoch forderten einige nicht näher bezeichnete chinesische Autofirmen die Regierung auf, die Zölle auf europäische Autos mit großen Motoren zu erhöhen, so ein Bericht der staatlichen Medien.

Würden die Zölle nur gegen europäische Exporteure verhängt, würde dies vor allem Deutschland und die Slowakei treffen, während eine allgemeine Maßnahme auch US-amerikanische und japanische Unternehmen in Mitleidenschaft ziehen würde. China hat die Zölle auf Pkw-Einfuhren im Jahr 2018 auf 15 % gesenkt, um die Handelsspannungen zwischen den USA und China zu mildern. Eine Wiederanhebung auf 25 % wäre laut Brad Setser, einem ehemaligen Berater im Büro des US-Handelsbeauftragten, im Rahmen der WTO-Regeln.

Grafik zeigt für Handelskrieg wichtige Auto-Importe nach China

Peking hat in früheren Handelskriegen seine Bereitschaft gezeigt, Autozölle als Instrument einzusetzen. Unter Trump erhöhte man die Zölle auf US-Autos auf 40 %, bevor man sie wieder senkte. Der Großteil der europäischen Importe Chinas stammt wahrscheinlich von Luxusherstellern wie Porsche, Mercedes-Benz oder BMW. Auch wenn es für die Käufer schwieriger sein mag, zu diversifizieren als bei den Lebensmittelimporten, haben sie doch einige andere hochwertige Optionen – einschließlich der Elektroautos, die den heimischen Markt schnell erobern.

Molkerei: Dänischer Blues

Die staatlichen Medien haben Milchprodukte als mögliche Ziele genannt. Dies ist ein weiterer Bereich, in dem China nicht zu sehr auf Importe angewiesen ist, und andere mögliche Verkäufer könnten einspringen.

China ist nicht abhängig von Molkerei-Importen

Neuseeland liefert etwa die Hälfte der chinesischen Milchprodukteinfuhren, ein weiteres Drittel kommt aus der Europäischen Union. Dänemark, die Niederlande, Deutschland und Frankreich wären alle von den neuen Barrieren betroffen. Die Einfuhren sind jedoch in den letzten Jahren aufgrund der steigenden einheimischen Produktion zurückgegangen – Peking hat versucht, sich selbst zu versorgen, und der Verbrauch ist angesichts der nachlassenden Konjunktur schwächer geworden.

Flugzeuge: Unwahrscheinliches Ziel

Obwohl die Luftfahrt als weiteres mögliches Ziel im Handelskrieg genannt wurde, ist dies aufgrund der Tatsache, dass es nur zwei große Anbieter von großen Passagierflugzeugen gibt, weniger wahrscheinlich. Bei einem Angriff auf Airbus bliebe China nur noch Boeing. Eine größere Abhängigkeit von einem amerikanischen Unternehmen ist wahrscheinlich nicht das, was Peking will, insbesondere angesichts der Aussicht auf eine Verschärfung der Spannungen zwischen den USA und China, wenn Trump nächstes Jahr wieder ins Amt kommt. Hinzu kommt, dass es bei Boeing eine Reihe von Sicherheitsproblemen gab, während Airbus einige Flugzeuge in China zusammenbaut, so dass die Regierung das Unternehmen möglicherweise nicht bestrafen möchte.

Berichten zufolge führen chinesische Fluggesellschaften sogar Gespräche über den Kauf von mehr als 100 Großraumflugzeugen von Airbus. Das könnte sich als nützliches Zuckerbrot in den Gesprächen über die Zölle auf Elektroautos erweisen – neben all den Peitschenhieben Pekings.

FMW/Bloomberg



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3 Kommentare

  1. Wohin will die EU denn dann die Produkte verkaufen, wenn China sie nicht mehr abnimmt.
    Da werden die spanischen Handelsketten wohl wieder Sonderangebote machen, damit sie ihr Schweinefleisch loswerden.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Ja, ich glaube auch, dass China sich arm rechnet. Auch mit den Goldreserven.

    Chinas Wirtschaft größer als angegeben – so rechnet Peking sich arm | STERN.de

    https://www.stern.de/wirtschaft/chinas-wirtschaft-groesser-als-angegeben—so-rechnet-peking-sich-arm-34812468.html

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Also @Helmut, Sie sollten sich mal entscheiden: Erst posten Sie einen sehr interessanten Artikel, indem mal diese Vergleiche mit BIP/PP untersucht wird und jetzt glauben Sie, Peking rechnet sich arm. Wie denn jetzt? Sie sind ein wandelnder Wendehals.

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