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Deutsche Bank und Commerzbank mit Erläuterungen Inflation: Kernrate steigt weiter – Gesamtrate ab März mit Entlastung?

Die Inflation steigt von 8,1 % auf 8,7 %. Revidierte Daten ändern das Bild. Deutsche Bank und Commerzbank hier mit ihrer Analyse.

Geld und Lupe

Heute früh hat das Statistische Bundesamt die Januar-Inflation mit 8,7 % veröffentlicht. Das ist auf den ersten Blick keine Veränderung zur vorläufigen Zahl, die vor zwei Wochen vermeldet wurde. Aber es wird doch recht interessant. Denn aufgrund einer größeren Revision wurden die Daten der vorigen Monate stark nach unten revidiert. Aus dieser Perspektive gesehen sahen wir zuletzt einen Anstieg der Inflation, denn die Dezember-Inflation liegt nun bei „nur noch“ 8,1 %, nach vormaliger Meldung von 8,6 %. Die Ökonomen der Commerzbank (CoBa) haben die heutige Meldung der staatlichen Statistiker im Detail analysiert, und ihre Kommentare und Aussichten vor wenigen Minuten veröffentlicht. Hier zeigen wir ihre Aussagen.

Inflation nach Revision im Vorjahr einen ganzen Prozentpunkt tiefer

Auf Basis des nun geltenden neuen Warenkorbs war die Teuerungsrate im vergangenen Jahr deutlich niedriger als bisher ausgewiesen, so die CoBa. Es stehe nun kein zweistelliger Wert mehr zu Buche, und die Inflation sei seit dem Herbst nicht mehr gefallen, sondern habe sich seitwärts bewegt, wenn man absieht von dem durch die Übernahme der Abschlagzahlungen für Gas und Fernwärme verursachten Rückgang im Dezember. Im Jahresdurchschnitt 2022 ist die Teuerungsrate demnach nun mit 6,9 % einen Prozentpunkt niedriger als bisher ausgewiesen.

Energie im Warenkorb niedriger gewichtet, Lebensmittel höher

Der wichtigste Grund für die Abwärtsrevision der Inflation dürfte laut CoBa sein, dass das Segment Energie nun ein deutlich geringeres Gewicht im Warenkorb hat als bisher. Hatten Haushaltsenergie (Erdgas, Strom, Heizöl etc.) und Kraftstoffe (Benzin, Diesel etc.) bisher ein Gewicht von mehr als 10 %, beträgt dieses nun nur noch knapp 7,5 %. Zwar ist gleichzeitig das Gewicht der Nahrungsmittel um zwei Prozentpunkte gestiegen. Aber deren Preise haben nicht so massiv zugelegt wie die Energiepreise, so die Erläuterung der Commerzbanker. FMW: Aber man sieht ja, die Lebensmittelpreise haben deutlich Auftrieb! Wenn Energie weiter rückläufig ist, werden die Lebensmittelpreise zunehmend zur treibenden Kraft für die Inflation?

Kernrate der Inflation ein Problem

Wie die jüngsten Aussagen der EZB es auch zeigten: Ein Problem bei der Inflation ist vor allem, dass die Kernrate weiter ansteigt. Dies sieht man heute auch bei den deutschen Preisdaten. Die CoBa dazu: Heute wurden zum ersten Mal wieder Zahlen zur Kernteuerungsrate (Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel) veröffentlicht. Diese ist im Januar deutlich von 5,2 % auf 5,6 % gestiegen. Für die Vergangenheit gab es keine signifikanten Revisionen. Damit zeigt der Trend bei der Kerninflation unverändert klar nach oben.

Entwicklung der Kernrate der Inflation

Preisbremsen ohne Effekt

Die CoBa weist auch darauf hin, dass laut Statistischem Bundesamt die seit Januar berücksichtigten Preisbremsen für Erdgas und Strom bisher keinen nennenswerten Effekt auf die Teuerungsrate haben. Zwar wurden einige Haushalte dadurch entlastet, was aber wohl zum größten Teil dadurch ausgeglichen worden sei, dass gleichzeitig andere Tarife, die bisher unter den Preisschwellen lagen, angehoben wurden.

Teuerungsrate fällt wohl etwas langsamer als bisher gedacht

Auch auf Basis des neuen Warenkorbs dürfte die Inflationsrate in Deutschland spätestens ab März deutlich fallen, so die Einschätzung der CoBa. Denn die Energiepreise würden kaum noch einmal so stark zulegen wie im Verlauf von 2022. Allerdings dürfte dieser Rückgang wegen des geringeren Gewichts der Energiepreise etwas langsamer erfolgen als bisher gedacht. Entscheidend werde aber ohnehin der unterliegende Preisdruck sein, und dieser habe sich nach den heutigen Zahlen bis zuletzt weiter verstärkt. Schließlich ist die Kernteuerungsrate im Januar noch einmal deutlich gestiegen, und liegt mit 5,6 % weit über dem EZB-Ziel von 2%.

Deutsche Bank mit Kommentar

Sebastian Becker, Volkswirt bei Deutsche Bank Research schreibt aktuell: „Die weitere Beschleunigung der Kernrate auf 5,6% gg. Vj. wird sicherlich in der EZB nicht unbeachtet bleiben. Der Inflationsdruck in Deutschland bleibt damit weiterhin hoch, zumal durch die verhaltene Entwicklung der Kaltmieten (2% gg. Vj.) der Auftrieb der Dienstleistungspreise tendenziell unterzeichnet wird. Allerdings dürfte die Gesamtinflation spätestens ab März aufgrund von Basiseffekten für Energie deutlich nachgeben. Die Januarzahlen zeigen aber bereits deutliche Zweitrundeneffekte. Diese dürften insbesondere im Dienstleistungsbereich, wo die Löhne einen erheblichen Kostenblock darstellen, im Jahresverlauf erst einmal weiter zunehmen.“



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1 Kommentar

  1. Bisher konnten die Kosten der Inflation durch Sonderzahlungen etwas abgemildert werden.
    Aber die Preise sind immer noch so hoch wie die Inflationsrate 2021 und 2022 zusammen. Die Rentner sind für 2022 und 2023 mit einem Butterbrot abgespeist worden, denn 3,5% Rentenehöhung Brutto gleichen nur etwa 1/3 der Belastung durch die Inflation aus.
    Nun wird aber die Lohn/ Preisspirale einsetzen, wenn im Schnitt etwa 10 % Lohnerhöhung durchgesetzt werden können.
    Aber auch mit den 10 % wären noch nicht einmal die über dann 3 Jahre entstandene Inflation auch nur zur Hälfte ausgeglichen, denn die Preise bleiben ja weiter hoch, selbst wenn die Inflation auf NULL sinken würde. Plus x? Inflation Jahre in die Zukunft.
    Von mir geschätzter Wohstandsverlust pro Jahr 3 bis 5%.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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