Sicherlich ist das Thema Inflation und dessen Auswirkung auf den einzelnen Menschen derzeit viel diskutiert. Jeder Mensch hat ein anderes Kaufverhalten, setzt andere Schwerpunkte, deshalb gibt es nicht die eine Inflationsrate, es müsste Millionen davon geben, was natürlich nicht umsetzbar ist. Aber eines ist jetzt bereits schon absehbar: Es werden in den USA wieder einmal die armen, also die unteren Bevölkerungsschichten sein, die von dem bereits erkennbaren Preisanstieg betroffen sein werden.
Inflation: 1,7 Prozent – noch im angestrebten Korridor
Könnte man meinen, aber die Bestandteile im Warenkorb treffen die Amerikaner unterschiedlich stark. Die in den USA in Gallonen gemessene Benzinmenge (3,78 Liter) ist seit Jahresbeginn bereits um 75 Cent gestiegen, für Vielfahrer (Pendler) kommen dabei locker 50 Dollar Zusatzkosten im Monat zusammen. Erst recht problematisch ist die Teuerungsrate für Lebensmittel und für Produkte des täglichen Bedarfs, die bereits zweimal so stark gestiegen ist, wie es die offizielle Durchschnittsrate ausweist. Damit ist bereits klar, warum diese Preissteigerungen die wohlhabenden Haushalte weniger trifft, diese Ausgaben sind prozentual weniger schwer in deren Haushaltskosten gewichtet. Ausgaben für Lebensmittel, medizinische Versorgung und Miete, Kategorien, die in den letzten Jahren eine höhere Teuerungsrate verzeichneten als die Gesamtrate.
Profiteure der Krise
Wie bereits öfters zu lesen war. Die Wohlhabenden in den USA profitierten nicht zuletzt von den boomenden Aktien- und Immobilienmärkten, sie verloren auch überdurchschnittlich weniger ihre Jobs und konnten von Zuhause aus arbeiten. Selbst die Federal Reserve stellte fest, dass die vermögendsten zehn Prozent der Haushalte 70 Prozent des 2020 geschaffenen Wohlstandes vereinnahmten, die untere Hälfte nur ganze vier Prozent.
Eine Studie von Opportunity Insights, einem Harvard-Forschungsprojekt ergab, dass bereits im Januar für Einkommensempfänger von über 60.000 US-Dollar, die Rezession bereits vorüber war. Während die Arbeitslosigkeit für die Niedriglohnempfänger noch fast 30 Prozent unterhalb der Bezugsgrößen von vor der Pandemie lagen.
Aber was passiert mit diesem Personenkreis, wenn die Inflation in den nächsten Monaten so in die Höhe schießt, wie es von der Fed nicht mehr ausgeschlossen wird?
Ist die US-Notenbank deshalb so zurückhaltend mit ihrer Geldpolitik?
Ein stärkerer Arbeitsmarkt würde gerade den schlecht bezahlten Amerikaner zugute kommen, da dessen Verbesserung in den schlecht bezahlten Branchen, wie im Restaurant –, Hotel- und andere Dienstleistungensektoren zu spüren ist.
Ein weltweites Phänomen
Natürlich ist dieses Problem der Spreizung der Gesellschaft nicht auf die USA beschränkt. So stiegen global die Preise für Nahrungsmittel im März bereits den zehnten Monat in Folge. Dies war der letzte längste Anstieg seit dem Jahre 2008, der letzten Nahrungsmittelkrise. Laut Carmen Reinhart, Chefökonomin der Weltbank, ist eine Inflation bei den Lebensmittelpreisen immer ein Schock für die Menschen mit sehr unterschiedlichen Auswirkungen. Ein Ökonom der London School of Economics, Xavier Jaravel, vertritt sogar die These, dass ein Grund für die niedrige Inflationsrate bei reichen Menschen darin besteht, dass bei deren gekauften Produkten ein höherer Wettbewerb herrscht und ein höheren Innovationsgrad, der die Preise niedrig hält.
„Man kann hoffen, dass statistische Ämter auf der ganzen Welt bald neue Datenquellen und Preisindizes einführen, um die Inflationsungleichheit besser messen zu können“, schrieb Jaravel kürzlich in einem Aufsatz, „und dass Ökonomen den Verteilungseffekten der Preise mehr Aufmerksamkeit schenken werden.“
Fazit
Gefühlte Inflation oder echte Inflation, ein Thema nicht nur bei uns, sondern auch in den USA. Die neue US-Regierung unter Joe Biden drängt die Statistiker des Landes Daten aufzuschlüsseln, um die Belastung für die verschiedenen Gesellschaftsschichten zu evaluieren. Schwierig, aber durchaus nachdenkenswert, gerade jetzt, wenn die Teuerungsrate für viele Produkte aus dem täglichen Gebrauch zumindest für geraume Zeit nach oben schnellen wird. Von einem weiteren Schub der Inflation im Bereich der Vermögenswerte (Aktien) hat eine sehr breite Schicht der US-Bevölkerung wenig bis gar nichts.
Wobei wir doch wieder beim Vermögenstreiber für die USA par excellence wären, der Aktien-Superhausse seit 2009, die die Marktkapitalisierung des Wilshire 5000 bereits auf das Doppelte des Bruttoinlandsprodukt der größten Wirtschaft der Welt nach oben getrieben hat.
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aktuell lese ich in verschiedenen Blogs über Knappheiten und saftigen Preissteigrungen von Holz, Sand, Folien, Chips. Sicherlich lässt sich diese Liste erweitern.
Diese Situation muss doch zwangsläufig zu einer höheren Inflation führen – oder? Lassen sich die folgen überhaupt seriös abschätzen?