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Ukrainekrieg-Effekt ist weg, Inflation aber bleibt Inflation: Kerininflation auf Rekordhoch, EZB bleibt unter Druck

EZB Inflation und Zinsen

Die heute veröffentlichten Daten zur Inflation in der Eurozone bringen die EZB in einem schwierige Lage: zwar geht die Gesamtinflation deutlich zurück, aber die Kerninflation (Teuerung ohne Nahrung und Energie) erreicht einen neuen Rekordwert. Damit bleibt der Druck für die EZB hoch, die Zinsen weiter anzuheben, wie Bloomberg nun berichtet.

Problem für die EZB: Kern- und Gesamtinflation sind nicht im Einklang

Die Kern-Inflation im Euroraum hat im März einen Rekordwert erreicht und damit jenen Vertretern der EZB Recht gegeben, die behaupten, dass weitere Anhebungen der Zinsen nötig sein dürften.

Der Anstieg auf 5,7% bei der Kern-Inflation, bei denen volatile Posten wie Kraftstoff- und Lebensmittelkosten herausgerechnet werden, ging jedoch einher mit einem Rekordrückgang der Gesamtinflation auf 6,9% gegenüber 8,5% im Februar.

Da der Energiepreisanstieg, der auf den russischen Angriff auf die Ukraine folgte, aus den Inflationswerten herausfällt, konzentrieren sich die EZB-Vertreter zunehmend auf die Kerin-Inflation – ein Ausdruck der Besorgnis über Preiserhöhungen von Unternehmen und die Forderung von Arbeitnehmern nach höheren Gehältern, um den Kaufkraftverlust auszugleichen.

In den größten Volkswirtschaften der Region ist eine Divergenz zwischen den beiden Preisindikatoren zu beobachten: In Spanien hat sich das zugrunde liegende Preiswachstum kaum verändert, während sich die Gesamtinflationsrate auf nur 3,1% fast halbiert hat.

Die Geldmärkte schienen sich auf den Rückgang der Gesamtinflation zu konzentrieren und reduzierten die Wetten auf eine Zinserhöhung. Die Anleger gehen von einem Höchststand von 3,61% im Oktober aus, verglichen mit einem Höchststand von 3,71% vor den Daten vom Freitag. Die zweijährige Rendite in Deutschland lag zwei Basispunkte höher bei 2,73%, nachdem sie zuvor auf 2,83% gestiegen war.

Die EZB hat im vergangenen Monat ihren Leitzins auf 3% angehoben, aber mit Verweis auf die Turbulenzen an den Finanzmärkten keine Hinweise auf das weitere Vorgehen gegeben. Seitdem haben jedoch mehrere Notenbanker darauf bestanden, dass eine weitere Straffung notwendig sein wird.

Das sagt Bloomberg Economics

„Die Inflationsdaten vom März sprechen für eine weitere Straffung durch die EZB. Dies folgt auf Äußerungen von selbst dovishen Entscheidungsträgern über die Notwendigkeit weiterer Anhebungen, jetzt, da der Stress im Bankensektor nachgelassen hat.“ (Maeva Cousin, leitende Ökonomin).

Nach 3,5 Prozentpunkten Zinserhöhung seit Juli letzten Jahres sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde in diesem Monat, dass die EZB-Notenbanker „auf eine nachhaltige Abwärtsentwicklung der zugrunde liegenden Inflationswerte achten werden, um zuversichtlich zu sein, dass sich der Inflationspfad mittelfristig unserem Ziel annähern wird.“

Die Rückkehr zu diesem 2%-Ziel ist in den letzten Wochen aufgrund der Turbulenzen im Finanzsektor, die in der Übernahme der Credit Suisse Group AG durch die UBS Group AG gipfelten, komplizierter geworden.

EZB Inflation Zinsen Kerninflation

Inflation in der Eurozone im März 

Zwar könnten die Turbulenzen zu einer restriktiveren Kreditvergabe führen – eine disinflationäre Kraft -, aber „es ist im Moment völlig offen, wie groß dieser Effekt sein wird“, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel diese Woche.

Im Moment lässt der Stress im Bankensektor nach – was die restriktiveren EZB-Politiker dazu veranlasst, auf weitere Erhöhungen der Zinsen zu drängen.

Diese Forderungen werden von einer Wirtschaft unterstützt, die sich angesichts der Energiekrise als erstaunlich widerstandsfähig erwiesen hat. Die Einkaufsmanagerindizes von S&P Global deuten auf eine Belebung der Wirtschaftstätigkeit im März hin, die allerdings ausschließlich vom Dienstleistungssektor getragen wird.

Auch der Arbeitsmarkt hat sich während des Krieges in der Ukraine als robust erwiesen. Separate Daten vom Freitag zeigen, dass die Arbeitslosigkeit im Februar stabil bei 6,6 % lag.

Diese Entwicklungen können jedoch auch eine Kehrseite haben. EZB-Volkswirte warnten am Donnerstag in einem Blogbeitrag, dass eine Rückkopplungsschleife aus höheren Löhnen, wachsenden Gewinnmargen der Unternehmen und steigenden Preisen „starke Zweitrundeneffekte riskiert“.

FMW/Bloomberg

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3 Kommentare

  1. Die DAX-Stände sind höher als 2021 als es noch die Zinsen zum Nulltarif gab und der Ukrainekrieg samt Sanktionen gar kein Thema noch waren.
    Eine bemerkenswerte Stärke.

  2. ja…sehr bemerkenswert…würde mich nicht wundern, wenn mit dem neuen Aprilgeldern die 16.000 nächste Woche geknackt wird…kann es mir eigentlich nicht anders vorstellen…

  3. …und ich möchte an dieser Stelle auch nochmal an den Wilson Mike erinnern…der 3900 im SuP500 als easy sell ausgerufen hat…es wird aber anscheinend genau anders herum und ein easy buy, wenn man mal auf den Chart schaut…

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