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Irak – das neue Vietnam für die USA?

Bis auf den 11.September ist die Niederlage im Vietnam-Krieg das zentrale Trauma der neueren Geschichte der USA. Und wie es aussieht, kommt mit dem Irak nun schon bald ein drittes Trauma hinzu: heute eroberten die Isis-Islamisten die nordirakische Stadt Afar, und es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Bagdad fallen wird.

Für die USA wäre das eine außenpolitische Katastrophe ersten Ranges: die beiden vorherigen Irak-Kriege mit ihren Opfern wären vergebens gewesen, die beiden Kriege faktisch verloren. Und statt eines Diktators wie Hussein hätte man es mit radikalen Islamisten zu tun, in deren Hände die von den USA an die irakische Regierung gelieferte Hochtechnologie fallen würde. Das alles wäre schlimmer als die Blamage in Vietnam.

In Vietnam führten die USA einen Krieg zur Eindämmung der sowjetischen Machtansprüche, während es im Nahen Osten um eine strategisch extrem bedeutende Region geht, die durch ihren Ölreichtum für die USA von zentraler Bedeutung ist. Die gesamte arabische Welt ist in Aufruhr – das ist ein Pulverfass, dessen Explosion auch in Washington ein heftiges Erdbeben auslösen würde. Machtpolitisch ist der Irak mitsamt dem Nahen Osten daher viel wichtiger, als es Vietnam jemals war.

Die US-Führung aber macht nicht den Eindruck, als wäre ihr der Ernst der Lage bewusst. Man überlege Maßnahmen, so Obama, der aber gleichzeitig ein direktes militärisches Eingreifen ausschließt. Je länger aber jetzt die USA zögern, umso schwieriger würde dann ein Eingriff – und so vergeht wertvolle Zeit, die die Islamisten nutzen werden.

Zusätzliche Dynamik gewinnt die Situation durch die Beteiligung der Türkei (80 Geiseln in den Händen der Isis) sowie die Entführung von drei jungen israelischen Siedlern im Westjordanland. Es droht also die Ausweitung der Kampfzone nicht nur zwischen Israel und den Palästinensern, sondern auch zwischen der Türkei mit dem Irak und Syrien. Wenn die USA nicht aufpassen, entsteht hier ein Flächenbrand mit einer Eigendynamik, die dann nicht mehr kontrollierbar ist.

Als gebrannte Kinder wollen die Amerikaner nicht noch einmal in einen Krieg ziehen – da weiß Obama die Bevölkerung hinter sich. Aber während Bush Junior unter einem schalen Vorwand in den Irak einmarschiert ist, gibt es diesmal viel trifftigere Gründe für ein militärisches Engagement – nicht nur humanitäre, wie die Gräuel der Islamisten zeigen. Bleiben die USA weitgehend passiv, wäre das ein klarer Beleg, dass ihre weltpolitische Dominanz vorbei ist. Amerika ist müde – und es hat sich die Erschöpfung durch seine schweren Fehler der Vergangenheit selbst zuzuschreiben.

Für die Finanzmärkte aber bedeutet das: die Zeiten der Ruhe sind vorbei, das ermüdende Starren nur auf die Notenbanken auch. Die Furcht wird zurück kehren an die Märkte. Man wird erkennen, dass der Westen auf dem absteigenden Ast ist, wenn er den Nahen Osten nicht mehr unter Kontrolle halten kann. Dieses demütigende Ohnmachtsgefühl aber wird den Amerikanern schwer zu schaffen machen – und im Gegensatz zur Ukraine-Krise, die für die Amerikaner ein überwiegend europäisches Problem war, sich nachhaltig negativ für die liquiditätsbesoffenen Märkte auswirken. Volatilität, Optimismus, Kredithebelung der Investments – all das ist derzeit bis zum Anschlag ausgereizt. Schon ein deutlich geringer Anlass als der Irak hätte daher das Potential, dass sich die Märkte wieder einer schmerzhaften Realität stellen müssen. Schnallen Sie sich an..



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1 Kommentar

  1. Dachte immer die Amis brachten die Demokratie in den Iraq und sind auf keinem Fall schraf auf deren ÖL.

    Muß ich mal IM Erika kontakten, ob das stimmt:-D

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