Anleihen

Italien mit erheblicher Aufwärtsrevision beim Haushaltsdefizit

Italien muss seine Angaben zum Haushaltsdefizit in den letzten drei Jahren drastisch nach oben revidieren. Hier die Daten mit Grafik.

Italien muss seine Angaben zum Haushaltsdefizit in den letzten drei Jahren drastisch nach oben revidieren. Eine Neubewertung von Steuererleichterungen wie dem so genannten “Superbonus” hatte größere unmittelbare Auswirkungen auf die öffentlichen Finanzen als bislang angenommen, so Bloomberg aktuell. Vor einem Monat hatten die Statistikbeamten der Europäischen Union die Regierung von Giorgia Meloni auf den Umstand aufmerksam gemacht. Heute wies die Statistikbehörde in Rom für 2020 nun ein leicht nach oben korrigiertes Haushaltsdefizit von 9,7 % aus. Für 2021 ergab sich beim Defizit eine deutliche Aufwärtsrevision auf 9 % und für 2022 eine noch erheblichere Korrektur von mehr als zwei Prozentpunkten auf eine Haushaltslücke von 8 %, siehe gelbe Teile der Grafik.

Aufwärtsrevision im Haushaltsdefizit von Italien

Die Überarbeitungen stellen sicher, dass übertragbare Steuergutschriften in Italien, die die Regierung des ehemaligen Premierministers Giuseppe Conte während der Pandemie zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums eingeführt hatte, in den nationalen Daten von vornherein berücksichtigt werden, und ihr Effekt nicht erst über mehrere Jahre hinweg durchsickert.

Zu den bekanntesten Maßnahmen gehörte der Superbonus zur umweltfreundlichen Gebäudesanierung, die mit 110 % des ausgegebenen Betrags gefördert wurde. Er führte zwar zu einem Bauboom in Italien – die Kosten für die Staatskasse könnten seit seiner Einführung jedoch bei über 110 Milliarden Euro liegen. Melonis Regierung hat die Maßnahmen im vergangenen Monat gestoppt. Finanzminister Giancarlo Giorgetti nannte sie “rücksichtslos”.

Für Roms Ruf am Rentenmarkt sind die Revisionen heikel angesichts der enormen Schuldenlast Italiens, die seit langem die Aufmerksamkeit der Investoren auf sich zieht. Insbesondere der Anstieg der Bondrenditen zu Beginn der Corona-Pandemie hatte massiven Gegenmaßnahmen der Europäischen Zentralbank nötig gemacht.

FMW: Im TradingView Chart sehen wir seit 2019 als blaue Linie die Rendite für zenjährige italienische Staatsanleihen. Sie stieg seit Anfang 2022 von 1,23 % auf aktuell 4,47 %. Der EZB-Leitzins (orange) stieg seit Sommer 2022 von 0 % auf 3 %.

Italien-Anleiherendite seit 2019 im Vergleich zum EZB-Leitzins

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. … „andra` tutto bene“ (Zitat)

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