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Kriegsgefahr – und die moderate Reaktion an den Börsen

Die Börsen verhalten sich - im Vergleich zu früheren Zeiten - unglaublich wenig beeinträchtigt. Warum? Es ist vermutlich das Öl..

Wie groß ist die Kriegsgefahr am Golf?

Was für ein riskantes Manöver: US-Präsident Trump lässt den Führers der iranischen Revolutionsgarden, Qassem Soleimani, mittels Raketenbeschuss töten. Den zweitwichtigsten Mann des Gottesstaates, der vom Volk wie ein Popstar gefeiert wird. Eine unglaubliche Brüskierung dieses Landes und zugleich eine Eskalation im schwelenden Nahostkonflikt, die eigentlich in kriegerische Auseinandersetzungen führen muss. Die Börsen verhalten sich – im Vergleich zu früheren Zeiten – unglaublich wenig beeinträchtigt. Warum? Es ist vermutlich das Öl.

Kriegsgefahr – und der Unterschied zu früheren Zeiten

Noch vor wenigen Jahren hätte eine solche Militäraktion in der Golfregion mit den unvorhersehbaren Eskalationen sofort einen Ölpreisanstieg ganz anderer Dimension verursacht. Öl als Schmiermittel der Weltkonjunktur war die Ursache der letzten Golfkriege, weil sich jeder größere Preisanstieg sofort auf die Weltwirtschaft ausgewirkt hatte, auf die Inflationsrate, auf die Zinslandschaft – und damit war das schwarze Gold bei Preisexzessen häufig der Wegbereiter von Rezessionen.

Seitdem aber die USA mit ihrer Frackingindustrie derartige Fördermengen generieren können (aktuell 11,9 Millionen Barrel pro Tagund damit  größter Ölproduzent der Welt), ist die Abhängigkeit der USA für Ölimporte aus dem Nahen Osten dramatisch gesunken.

Hinzu kommt noch ein weiterer Faktor für die geringe Reaktion der Kapitalmärkte: Man weiß aus vielen Erhebungen, dass das amerikanische Volk kriegsmüde ist. Man fragt sich, was die vielen toten amerikanischen Soldaten in Afghanistan, im Irak oder sonstwo im Nahen Osten gebracht haben und die Billionen Dollar an Kriegskosten, die im Lande an anderer Stelle fehlen.

Kurzum: Das amerikanische Volk ist kriegsmüde geworden, man will keine amerikanischen Toten auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen mehr sehen. Denn man stellt sich mehr und mehr die Frage – wozu? Das hat auch Donald Trump registriert, deshalb gibt er sich nach außen als Kriegsgegner, der die Soldaten zurück in die Heimat führen will – Sicherheitslage hin oder her. Aus diesen Gründen reagieren die Märkte ziemlich moderat im Vergleich zu früher – und deshalb ist auch die Kriegsgefahr nicht mehr so stark ausgeprägt wie in früheren Jahren.

Dennoch bleibt die Situation brandgefährlich, denn Donald Trump hat außenpolitisch kein Konzept und auch kein Gespür für die großen politischen Zusammenhänge, das Völkerrecht, religiöse Aspekte und vieles mehr. Wie auch: Der ehemalige Immobilienmogul weigert sich nach Aussagen seiner Ex-Berater sogar mehrseitige Dossiers zu lesen, zu langweilig und zu aufwändig.

Deshalb bleibt die Situation brandgefährlich bei einem Präsidenten, der als oberster Befehlshaber impulsiv und aus dem Bauch heraus reagiert – und damit wiederum die Kriegsgefahr steigert. Eine Eigenschaft, zusätzlich zu seiner Beratungsresistenz, auf die er sogar noch stolz ist, die aber in der jetzigen Situation das Letzte darstellt, was das Pulverfass Naher Osten gebrauchen kann.

Wie groß ist die Kriegsgefahr nach der Attacke der USA auf den Iran?



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13 Kommentare

  1. Was hätten der Iran oder jedes andere Land dieser Welt der übermächtigen US Kriegsmaschine auch entgegenzusetzen? Jeder geringste Versuch wäre Selbstmord. Wie immer Trump auch provoziert, man starrt auf ihn, wie das Kaninchen auf die Schlange. Dazu kommt bei den Kaninchen noch die Angst, die Schlange könnte verrückt sein. Also schimpfen, verurteilen sie, sind beleidigt, schlagen vielleicht die Scheiben der US Botschaft ein, aber dann beruhigen sie sich wieder.

    1. @Columbo…sehr treffend analysiert

  2. „Deshalb bleibt die Situation brandgefährlich bei einem Präsidenten, der als oberster Befehlshaber impulsiv und aus dem Bauch heraus reagiert – und damit wiederum die Kriegsgefahr steigert. Eine Eigenschaft, zusätzlich zu seiner Beratungsresistenz, auf die er sogar noch stolz ist, die aber in der jetzigen Situation das Letzte darstellt, was das Pulverfass Naher Osten gebrauchen kann.“

    Schon aus diesem Grund gehört dieser Präsident des Amtes enthoben. Dieser ungebildete Hobel ist eine tickende Zeitbombe. Das Geschwaffel von „Checks and Balances“ greift in diesem Land schon längts nicht mehr.

    1. „Dieser ungebildete Hobel ist eine tickende Zeitbombe“ – besser hätte man es nicht sagen können!

  3. Was wäre wenn? Der Iran sich nicht auf einen Krieg in Nahost mit den USA einlassen würden, sondern die Auseinandersetzungen in Amerika austragen würde. Mr. Trump hat ganz allein den Angriff befohlen und zu verantworten. Demnach müsste die Rache des Iran allein auf Mr. Trump ausgerichtet sein. Logisch. Mr. Trump ist nur in Amerika angreifbar. Was wäre, wenn plötzlich ein Trump-Tower in die Luft fliegen würde. Bomben in Atlantic-City explodieren, oder eine bestimmte Golfanlage in West-Palm-Beach dem Erdbogen platt gemacht würde.
    Siehe 9/11. Dann würde Big Donald in das kleinste Mauseloch passen.

  4. @columbo, die Kriegsmaschine der USA ist schon die grösste, aber im Zeitalter der Drohnen kann man auch
    mit kleinen Maschinchen grossen Schaden anrichten. Ich glaube das weisse Haus u.die Umgebung von Trump lebt sehr gefährlich. Wenn eine verwöhnte Milliardärsfamilie auf Schritt u.Tritt bedroht ist , ist das kein schönes Leben mehr. Das könnte sogar ein Grund sein, dass er auf die Wiederwahl verzichtet.
    Neben allen Problemen könnte er bei der erzwungenen Herausgabe seiner Steuerdokumente auch noch als Steuerbetrüger entlarvt werden, oder glaubt jemand ,dass der selbstherrliche DT seine Steuern ehrlich bezahlte ? Zudem hat er bald seine Mission als Taschenfüller der oberen 10% erfüllt u.die Nebenwirkungen dieses Experiment werden früher oder später sowieso sein Lebenswerk ( Börsenkurs) erschüttern.
    Also sollte sich Wallstreet mit den grossen Leittieren bald einen Plan B ohne Börsenturbo Donald zurechtlegen.Da die Börse nach alten Regeln ( vor der MMT Zeit) die Zukunft vorausnimmt, müsste dies schon sehr bald passieren.

    1. @Altbär

      Was ist denn damals passiert, nachdem die Maschinchen den Schaden angerichtet hatten? Ein Land wurde ausgebombt und der Chef aufgehängt, egal ob schuldig oder unschuldig. Warum sollten die Iranchefs ihr schönes Leben riskieren?
      Da opfert man schon gern mal einen General und bekommt dafür einen Märtyrer.

  5. @ Columbo, würde denn Krieg gegen Iran nicht auch heissen Krieg gegen Iran plus China plus Russland ?
    Ich glaube auch, dass Länder wie schon oft ( Sowjetunion) über die Finanzmärkte besiegt werden u.da sind die Amis nun sehr verletzlich.Wem würde z.B. ein Ölpreis über 100 § mehr schaden?
    Als letztes Mittel könnte man die FED-Geldmaschine sprengen, dann geht gar Nichts mehr.

    1. @Altbär

      Ein heißer Krieg würde den Amis oder Chinesen noch am wenigsten schaden. Uns hingegen würde es eher erwischen. Wenn ich Iran wäre, würde ich den General in Frieden ruhen lassen, gefallen für das Vaterland, wie tausende andere Soldaten auch.

  6. Pompeo ist enttäuscht von Europa und forderte „alle in der Welt“ auf, die USA bei ihrem Versuch zu unterstützen, den Iran dazu zu bringen, „sich einfach wie eine normale Nation zu verhalten“. Wann endlich fordert die Welt Trump und die USA auf, sich einfach wie eine normale Nation bzw. wie ein normaler Mensch zu verhalten?

    Trumps beeindruckende Bilanz in kurzen Stichpunkten
    Aufwärmphase: Er knöpft sich seine unmittelbaren südlichen und nördlichen Nachbarn vor und überzieht diese mit Strafzöllen. Torpediert Gesundheitsreform und eliminiert nationalen Klimaschutz
    Trump verweigert die Veröffentlichung seiner Steuererklärungen
    Förderung der Kohle- und Frackingindustrie
    Mauerbau zu Mexiko
    Russland-Affäre
    Schweigegeldzahlungen an Pornostars
    Trump bezeichnet einen großen Teil der Welt als Dreckslöcher
    Ausstieg aus Klimaabkommen
    Ausstieg aus Atomabkommen mit dem Iran
    Handelskrieg mit China, Trump provoziert und forciert eine Weltwirtschaftskrise
    Beendigung des INF-Abrüstungsvertrages mit Russland
    Ukraine-Affäre, Impeachmentverfahren
    Trump droht Europa und speziell Deutschland mit Strafzöllen, sobald er mit China fertig ist
    Nordstream 2, Trump mischt sich in europäische Energiepolitik ein
    Ständige Einmischung und Manipulation der Börsen
    Utopische Staatsverschuldung wird weiter forciert
    uvm.

    Ist das normal?

    1. Nein, natürlich ist das nicht normal!
      Wie alle seinesgleichen und ich meine hier die Psyche von Narzissten, ist er gerade dabei das Impeachment durch seinen Verstoss gegen das WAR POWER ACT auch für seine Senatoren schwieriger zu gestalten es abzulehnen. Am Ende zerstören sich solche Narzissen selbst und sehen sich als Opfer. Hoffentlich habe ich mit meiner Vorahnung recht, bevor dieser Wahnsinnige noch die ganze Welt in den Abgrund reißt.

  7. Die Arbeiterschaft hat den ungebildeten Hobel als vermeintlich EINER DER IHREN ( IRREN) gewählt u.die Wallstreet stützt ihn als EINER DER IHREN solange er ihr nützlich ist.Da das Treiben der Börse nur Buchgewinne produziert u.nicht nachhaltig ist, ist es nur eine Frage der Zeit bis die Intelligenz des US- Volkes merkt ,dass man den Weltcup gegen China mit diesem Trainer nicht gewinnen kann.
    Wobei natürlich komischerweise die Wallstrasse mehr Gewicht hat als der ca. 70% Anteil der Nichts- oder Wenig-Habenden.

  8. Böse Zungen behaupten, eine unsichtbare Hand hätte die Börsen noch vor dem Angriff gepusht um die Fallhöhe zu verkleinern.Früher hätten Insider die Börsen geschwächt.Sicher war auch das PPT – Team
    wieder im Einsatz. Die Auswirkungen werden sich erst später bemerkbar machen.Sicher werden die schon fast wunderbaren Deals mit China nicht einfacher werden.
    Vielleicht wird diese Situation den vollinvestierten Daueroptimisten zu denken geben.Wenn ich denke,dass nach seinen Aussagen @ Zimmermann nach seinem täglichen Bullengeschrei der letzten Tage anscheinend kalte Füsse bekommen hat, könnten es Andern gleichgeschehen.
    Soll einmal jeder für sich überlegen: Man müsste eine Milliarde fremdes Geld verwalten u.wäre vollinvestiert,
    was würde man machen?

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